Glomb Containerdienst Ein Schiff wird wieder kommen

Foto: Jan Bergrath 15 Bilder

Auch Glomb Container Dienst aus Bremerhaven ist von der Corona­krise betroffen. Doch das pragmatisch geführte Unternehmen mit seinen 85 Fahrern sieht sich bislang ziemlich gut gewappnet.

Der dreiachsige Volvo FH mit 500 PS, mit dem Rainer ­Regul bei Eurogate in Bremerhaven mal wieder einen Standardcontainer aufnimmt, ist nicht nur pink wie die Hausfarbe von Glomb Container Dienst aus Bremerhaven, er macht auch noch Werbung für die Fischtown Pinguins Bremerhaven, das junge und recht erfolgreiche Eishockeyteam, das 2016 in die Deutsche Eishockey-Liga aufgestiegen ist. „Wir haben die Mannschaft schon 2014 zum Aufstieg in die Zweite Liga mit einem unserer Lastzüge durch die Stadt gefahren“, erzählt Rainer. „Ich bin einer der ältesten Fahrer hier, und mir gefällt der neue Volvo so, wie er heute ist.“

Container-Umschlag eingebrochen

Mittlerweile ist Glomb einer der Sponsoren des Teams – ein Coup in Bremerhaven, der Stadt an der Wesermündung, die einerseits vom immer stärkeren Tourismus lebt und andererseits vom Überseehafen, der Drehscheibe für Pkw und für Container aus aller Welt, vor allem aus China. Doch derzeit sind alle Spiele wegen der Coronakrise abgesagt. Das war aber nur die erste schlechte Nachricht. In den Häfen Bremen, Bremerhaven und Hamburg kommen wegen der Coronaviruskrise immer weniger Schiffe an. Der Umschlag von Gütern bricht ein, denn bevor die Coronakrise zunächst China mit voller Wucht getroffen hat, sind dort quasi die letzten Schiffe auf die gut sechswöchige Überfahrt gegangen. „Noch kommen sie an“, sagt Rainer, als er sich im Terminal anmeldet, um einen Container für eine Stauerei im Hafengebiet aufzunehmen, „aber wie das im April aussieht, kann ich nicht sagen.“

Um sechs Uhr hat er wie gewohnt angefangen. Wie alle Fahrer von Glomb hat er eine personalisierte „Truckerkarte“. Damit öffnet sich zunächst die Schranke zum Parkplatz vor der Abfertigung. Warteschlangen gibt es momentan kaum. Auf dem Tablet am Armaturenbrett hat er die Daten für die Tour abgefragt, die Containernummer und die Freistell-PIN. Die hohe Automatisierung für die Selbstabfertigung ist für ihn derzeit von Vorteil. „In den Terminals gelten gerade die aller­höchsten Hygienevorschriften“, erzählt er. „Auf dem Fußboden in der Abfertigung gibt es jetzt einen Klebestreifen, damit die Fahrer ausreichend Abstand zum Schalter halten.“ Rainer kann sich jedoch selbst an einem ­Abfertigungsterminal einbuchen. An der Einfahrt ins Terminal von Eurogate erfolgt ein kurzer Check, dann steuert er den vorgegebenen Chassisplatz an. „Dort kann ich mich in jede beliebige Spur stellen. Ich muss nur die Nummer der Spur in ein weiteres Terminal eingeben und den Lkw vorbereiten.“

Foto: Jan Bergrath
Jens Gutmann aus Bremerhaven: "Ich habe von 2011 bis 2014 bei Glomb die Ausbildung gemacht, weil ich gerne Lkw fahre. Mit gefällt das Miteinander des Teams, das sich sicher in der Krise bewährt."

Krisenfestes Unternehmen

Rainer zieht schnell das Multichassis von ­Krone auf die Länge eines 40-Fuß-Containers auseinander und öffnet die Twistlocks. Kurz danach kommt bereits der ­Reachstacker und setzt ihm die braune Blechkiste auf das Chassis. Wieder verriegelt er die Twistlocks und steuert die Ausfahrt an. Dort bekommt er die Ladepapiere. Bis zum Kunden, der Heinrich Logistics, einer Stauerei, sind es nur knapp 500 Meter. Hier wird der Container per Stapler wieder vom Chassis gehoben. Rainer gibt den Auftragsstatus ein und holt sich gleich den nächsten Auftrag. Knappe 45 Minuten hat der Vorgang gedauert.

„Im Nahverkehr komme ich auf knapp neun Stunden Lenkzeit pro Woche, dafür habe ich aber im normalen Containergeschäft bis zu zehn Rundläufe pro Tag. Wenn ich wieder Schwertransporte lade, dauert es länger. Und es geht auch raus aus dem Übersee­hafen ins regionale Umland. Das ist der Bereich des Containertruckings, den ich eigentlich bevorzuge.“ Seit 19 Jahren ist Rainer nun bei Glomb, und jetzt, da die Krise immer näherkommt, vertraut er darauf, dass seine beiden Chefs wieder alles tun werden, um auch diese neue Krise zu bewältigen.

„Wir rechnen mit einem Rückgang von 20 bis 30 Prozent in Bremen, Bremerhaven, Hamburg und Wilhelmshaven sowie den beiden Westhäfen Antwerpen und Rotterdam“, sagt Sigward Glomb (53), der heute zusammen mit seinem Bruder Matthias (50) das 1980 von Vater Sigward senior gegründete Containertruckingunternehmen leitet. „Da müssen wir jetzt mit allen unseren Mitarbeitern gemeinsam durch“, ergänzt Matthias. „Vor allem unsere Fahrer sind Gold wert. Denen werden wir mit Sicherheit nicht kündigen. Wir haben die Wirtschaftskrise von 2008 überstanden, ohne einen einzigen Mitarbeiter zu entlassen, und wir hoffen, dass wir das jetzt genauso bewältigen.“

Da sind zum einen die reinen Sicherheitsmaßnahmen, was die Gesundheit der Mit­arbeiter betrifft. Die beiden Brüder selbst wechseln sich nun ab: je 14 Tage im Homeoffice, je 14 Tage in der neuen Firmenzen­trale, einem aufwendig restaurierten Ge­bäude einer schon in den 1990er-Jahren aufgegebenenUS-Kaserne. Dort sitzt die Disposition, die nun ebenfalls in Wechselschichten arbeitet. In mehreren Abteilungen plant sie den Einsatz der Touren im Nah­verkehr, aus dem Hafen Hamburg, den Westhäfen Antwerpen und Rotterdam sowie im internationalen Fernverkehr. „Zum Glück sind wir groß genug, um unsere Fahrzeuge und die Fahrer je nach Lage flexibel einsetzen zu können.“

Die Schiffe aus China werden wieder kommen

Auch Timo Schmidt, der als Fahrer bei Glomb begonnen hatte, dann Disponent wurde und nun der neue Fuhrparkleiter wird, arbeitet derweil räumlich getrennt vom langjährigen Fuhrparkleiter Wilfried Omet, der Ende des Jahres in Rente gehen wird. Alles dient dazu, die Einsatzbereitschaft der gesamten Mannschaft sicherzustellen. Die regelmäßigen Weiterbildungsmaßnahmen sind vorerst ausgesetzt. Hier gibt es nun für Fahrer ganz offiziell eine Fristverlängerung.

Auf die wirtschaftliche Gesamtlage hat Glomb derzeit weniger Einfluss. „Wir haben eine gesunde Kapitaldecke und prüfen für unsere Mitarbeiter natürlich die Möglichkeit des Kurzarbeitergelds, wenn es weniger zu fahren gibt“, sagt Sigward Glomb. Er trotzt der Krise. Und richtet zugleich seine Hoffnung nach Fernost, wo es erste Anzeichen gibt, dass die schlimmste Welle vielleicht bald vorüber ist. „Wir halten sicher durch“, so Glomb zuversichtlich, „bis die ersten Schiffe aus ­China wieder nach Europa kommen.“

Foto: Jan Bergrath
GCD Glomb Container Dienst GmbH

Zahlen & Fakten

Anschrift: GCD Glomb Container Dienst GmbH, Nevadastraße 2–427580, Bremerhaven
Tel.: +49 (0)4 71/9 82 81-0
E-Mail: info@glomb.com
www.glomb.com
Gründungsjahr: 1980
Unternehmensart: inhabergeführtes Containerlogistikunter­nehmen in der zweiten Generation
Schwerpunkte der Transporte: nationale und internationale Standardcon­tainer, Kühlcontainer und Schwertransporte
Mitarbeiter: 160
Fahrer: 85
Fuhrpark: 65 eigene Zugmaschinen, davon 24 DAF XF Super Space Cab und 6 DAF CF, 18 Actros Megaspace, 7 New Actros, 8 Scania sowie 2 Volvo FH mit 440 bis 500 PS, Fernverkehrsausstattung und allen Fahrer­assistenzsystemen, 10 Zugmaschinen mit TRS-Aggregat für Kühlcontainer, 120 eigene Chassis: Multichassis, Kühlchassis/Genset-Chassis, 45-Fuß-Chassis, Kippchassis, Lowliner und Tankchassis diverser Hersteller
Einsatzgebiet: Touren aus Bremerhaven, Hamburg, Rotterdam und Antwerpen im Nah- und Fernverkehr
Laufleistung: 50.000 km im Nahverkehr, bis zu 120.000 km im Fernverkehr
Alle Angaben laut:Geschäftsführer Sigward Glomb

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
FF 05 Titel
FERNFAHRER 05 / 2020
4. April 2020
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