Pro Fahrer-Image e.V. KFK als feste Größe

Foto: Jan Bergrath

Kraftfahrerkreise: Was 2011 mit einem ersten Treffen zwischen Berufskraftfahrer Burkhard Taggert und Verdi Gewerkschaftssekretär Patrick Gerson in Aschaffenburg begann, hat sich mittlerweile fest etabliert.

Die Arbeitsbedingungen für Berufskraftfahrer sind nicht immer gut. Überlange Arbeitszeiten, Lohnprobleme, schwierige sanitäre Umstände und wenig gesellschaftliche Wertschätzung nehmen auch dem begeistertsten BKF-Enthusiasten auf die Dauer den Schwung. Dank des europaweiten Fahrermangels ist das Berufsbild nun doch etwas in den gesellschaftlichen Fokus gerückt, aber es stellt sich heraus: Entscheider aus Wirtschaft und Politik wissen oft wenig über den Berufsalltag der Fahrerinnen und Fahrer. Diese wiederum finden sich im europäischen Verordnungsdschungel nur schwer zurecht.

Genau an dieser Stelle setzen die Kraftfahrerkreise Deutschland an. Was 2011 mit einem ersten Treffen zwischen Berufskraftfahrer Burkhard Taggert und Verdi Gewerkschaftssekretär Patrick Gerson in Aschaffenburg begann, hat sich mittlerweile etabliert. Berufskraftfahrer analysieren und benennen die Probleme ihres Arbeitsfeldes und setzen sich gemeinsam für Lösungen ein. Das geht, gerade in den Diskussionen mit Arbeitgeberverbänden, nicht immer ohne Blessuren ab, aber im zwölften Jahr ihres Bestehens verzeichnen die mittlerweile 16 aktiven Kraftfahrerkreise doch einige Erfolge: Vertreter der Kraftfahrerkreise redeten mit bei der European Transport Workers‘ Federation (ETF) Konferenz in Wien über soziale Bedingungen in der Branche. Die Kraftfahrerkreise konnten sich in die Verdi-Ortsvereine eingliedern und sind Mitglieder der Berufskraftfahrerkreise im Bundesfachgruppenvorstand von Verdi.

Vernetzung mit Gewerkschaften

Darüber hinaus sind sie europaweit mit den Gewerkschaften vernetzt. Mitglieder der Kraftfahrerkereise sind auch im Vorstand im Verein Sozialmaut und engagieren sich dafür das Berufskraftfahrenden kostenlose Trinkwasserversorgung, kostenlose Nutzung von Toiletten, Duschen und beheizten Aufenthaltsräumen, kostenlose Versorgung bei medizinischen Notlagen, Sozialarbeit auf Rastplätzen und Autohöfen und angemessene bezahlbare Speisen und Getränke zu Verfügung stehen.

Die Kraftfahrerkreise sind außerdem Ansprechpartner für Anfragen von Bundesbehörden und Politik zu verschiedenen Themen, die die Logistik im Allgemeinen betreffen und werden als Sachverständige eingeladen. Mitglieder der Kraftfahrerkreise sitzen bundesweit in verschiedenen Gremien, um die Arbeitsbedingungen der Berufskraftfahrerinnen und Berufskraftfahrer zu verbessern. Ihre Anträge werden im Bundeskongress und im Europäischen Parlament aufgenommen und stehen zur Beratung. Konkret sind das der Antrag zur Übernahme des Lkw mit Schlafmöglichkeit in die Arbeitsstättenverordnung und der Antrag eines EU-weiten, einheitlichen Mindestlohns im grenzüberschreitenden Güterkraftverkehr, der von einigen europäischen Gewerkschaften mitgetragen wird und kurz vor der Beratung steht.

Ehrenamt Kraftfahrerkreis

Alle Mitglieder der Kraftfahrerkreise arbeiten ehrenamtlich. Warum machen Sie das? Salvatore Franco Fillipone, zentraler Ansprechpartner der Kraftfahrerkreise, Vorsitzender des Kraftfahrerkreis Südhessen und PROFI e. V. Fahrerrat erklärt: „Mein Antrieb ist die Liebe zu meinem Beruf, ich möchte Missstände in der Branche aufdecken und ändern und den Kolleginnen und Kollegen das Gefühl geben, dass sie nicht allein sind mit ihren beruflichen Problemen. Mir ist es wichtig Wissen zu bündeln und den Kolleginnen und Kollegen weiterzugeben. Ich möchte den Beruf das BKF, in der Politik und Gesellschaft, wieder zurückbringen, wo er hingehört, zu einem ehrenhaften Beruf, der unser aller Respekt verdient.“

Auch der Kollege Sven Fritsche setzt sich unermüdlich für die Fahrerinnen und Fahrer ein, ebenso Juan Pedro Garcia Rosales, ebenfalls PROFI e.V. Mitglied und Fahrerrat. Weitere zentrale Ansprechpartner der Kraftfahrerkreise sind die PROFI e. V. Mitglieder Wolfgang Schiffers und Andreas Brosam. Und auch die Mitglieder Sven Bronneberg und Ralf Kalabis-Schick leiten einen Kraftfahrerkreis in ihrer Region. Mitnichten muss man Verdi-Mitglied sein, um an einer Veranstaltung eines Kraftfahrerkreises teilzunehmen. Die Kraftfahrerkreise stehen allen Berufskraftfahrerinnen und Berufskraftfahrern offen. Die festen Sprechzeiten finden sich auf der Homepage der Organisation.

Neben der politischen Arbeit und der Bildungsarbeit engagieren sich die Mitglieder auch gesellschaftlich. Liebgewordene Tradition ist der jährlich stattfindende Euregio-Lkw-Benefiz-Konvoi zugunsten benachteiligter Kinder, den der Kraftfahrerkreis Aachen unterstützt, oder die deutschlandweite Weihnachtsgeschenke-Aktion für Lkw-Fahrer, die die Feiertage auf dem Rasthof verbringen müssen. Der eigene Musiksender Radio Kraftfahrerkreise sorgt für den passenden Soundtrack auf der Fahrt.

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
ETM
FERNFAHRER 12 / 2023
4. November 2023
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