Opel Blitz Das Universaltalent

Der Opel Blitz von Cloppenburg Foto: Norbert Böwing 69 Bilder

Was für ein Charmebolzen! Mit seinem 1958er Opel Blitz erhält Wilko Coners im Hamburger Umland viel Aufmerksamkeit. Der Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,8 Tonnen ist eine echte Rarität.

Neues Gesicht, neue Technik: Als Opel 1952 den Blitz in einem neuen Gewand vorstellte, betörte die Kundschaft sein fast amerikanischer Look. Irgendwie erinnerte er an die Pick-ups aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Vor allem aber hatte der Rüsselsheimer den Zeitgeist getroffen. Markenzeichen waren der runde Kühler und die bauchigen Kotflügel.

Der 2,5-Liter-Sechszylinder leistete anfänglich 58 PS und zeichnete sich vor allem durch seine hohe Laufruhe aus. Dazu muss man wissen, dass zu dieser Zeit die meisten Lkw eher raubeinige Gesellen mit ruppiger Nachkriegstechnik waren. 1955 stieg dann auch die Ladekapazität deutlich an. Zwei Tonnen Nutzlast durfte der Blitz jetzt zuladen – die simple Erklärung dafür, dass immer mehr Unternehmer sich für den Opel Blitz entschieden. Fast 90.000 der beliebten Rundhauber verließen bis zum Modellwechsel 1960 das Werk.

Erst 18.000 km, aber kritischer Allgemeinzustand

Wie begehrt der Blitz war, zeigen auch die zahlreichen Sonderaufbauten: Möbelkoffer, Feuerwehrauto, Kommunalfahrzeug oder gar Panorama-Reisebus. Bestellen konnte man den Blitz wahlweise mit einem 3,30 m oder einem 3,75 m langen Fahrgestell. Und sehr häufig war er auch mit Anhänger unterwegs. Von daher ist der 1958er Opel Blitz von Wilko Coners aus Escheburg im Herzogtum Lauenburg in jeder Beziehung ein echter Klassiker. Entdeckt hat ihn Wilkos Vater, selbst Freund historischer Nutzfahrzeuge, Mitte der 90er Jahre in Neustadt an der Weinstraße. Dort war der Blitz bei einem Winzer im Einsatz und wurde dazu benutzt, um Trauben in die Kelterei zu fahren „Er hatte zwar erst 18.500 Kilometer auf dem Buckel, befand ich aber unter dem Blech in einem kritischen Zustand. Drei Jahre haben wir dann gebraucht, bis wir ihn auf Vordermann gebracht hatten“, erzählt Wilko.

Opa verpasste dem Opel Blitz Flüssiggasantrieb

An diese Zeit kann sich der Student nur zu gut erinnern. Denn oft verschwand er mit seinem Vater in die Werkstatt neben dem Haus, um am Opel Blitz zu schrauben. Stundenlang. Eine Leidenschaft, die bei Wilko längst zur Profession geworden ist. Dass sich Familie Coners, die eigentlich aus dem niedersächsischen Landkreis Cloppenburg kommt, seinerzeit ausgerechnet für einen Opel Blitz entschieden hatte, war natürlich kein Zufall. „Schuld“ hat Wilkos Opa Heinz, der im Nachkriegsdeutschland mit einem Opel Blitz einen florierenden Landhandel aufgebaut hatte. Zwar waren bei anderen Herstellern damals längst wirtschaftlichere Diesel-Lkw im Einsatz, doch wusste Opa Heinz mit dem Blitz durchaus zu kontern. Er verpasste dem Opel einfach einen Flüssiggasantrieb.

Mitschwimmen im Verkehr bereitet keine Probleme

Apropos Wirtschaftlichkeit. Mit rund 15 Litern Verbrauch auf 100 Kilometer hat der Opel Blitz durchaus Durst, wenn Wilko mit ihm durch die Gegend düst. Aber jeder Kilometer ist trotz des Anhängerbetriebes ein Genuss. Egal, wo er gerade unterwegs ist: „Er hat wirklich Kraft und gerät nicht so schnell an seine Grenzen. Selbst das Mitschwimmen im laufenden Verkehr auf der Autobahn ist easy“, schildert Wilko die Qualitäten.

Einzig die Tatsache, dass die gesamte Elektrotechnik auf einem Sechs-Volt-System basiert, bereitet manchmal leichte Probleme: „Klar lässt die Leuchtkraft des Lichtes in der Dunkelheit zu wünschen übrig. Und auch die Scheibenwischertechnik, wenn ich bei Starkregen langsam fahren muss. Sie ist nämlich drehzahlgebunden und schöpft ihre Kraft aus dem Zylinderkopf“. Am besten gefällt dem Nutzfahrzeuge-Verkäufer aber die markante Front seines Lkw. Wilko muss lachen: „Er hat so ein richtig treu-doofes Gesicht“.

„Oma und Opa hatten nur dieses eine Auto“

Nach Schätzungen von Wilko Coners gibt es europaweit noch rund 350 Opel Blitz von dieser Sorte. Aber noch längst nicht alle sind in einem fahrbereiten Zustand. Die meisten davon laufen in Deutschland, ein weiterer Großteil in den Niederlanden. Und dass ausgerechnet die Niederländer voll auf den Opel Blitz abfahren, hat für ihn damit zu tun, dass man im Nachbarland nun mal „grundsätzlich ein Faible für alte Autos und Lkw“ habe. Im Gegensatz zum Opel Blitz kommt der 4,30 m lange „Bauer“-Anhänger übrigens nicht von der Mosel, sondern ist ein Scheunenfund aus dem Siegerland.

Video zum Thema
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Doch bilden Lkw und Anhänger rein optisch, eine herrliche Einheit und sind die Stars bei vielen Szenetreffen. Oft versucht sich Wilko, in die damalige Zeit hineinzuversetzen: „Oma und Opa hatten damals nur dieses eine Auto. Und damit sind sie dann sogar am Sonntag zur Kirche gefahren“. Wenn Ihr den Opel Blitz und Wilco Coners fahrender Weise sehen wollt, dann klickt auf das Video. Ab 24:45 min seht ihr den Blitz und weitere Transporter der 50er Jahre in Aktion. Viel Spaß!

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