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Kostenpflichtige Entladung und Umbuchung Lidl löst mit Rampenservice Wirbel aus

Foto: WWW.BILSKI-FOTOGRAFIE.DE

Entladen durch Lidl-Personal kostet extra, ein neues Zeitfenster ebenso. Lidl löst mit kostenpflichtigen Diensten an der Rampe Wirbel aus.

Lidl lohnt sich. Verspricht die Werbung. Manch ein Transport- und Logistikunternehmer hat daran aber seine Zweifel. Für ihn kann die Fahrt zu dem Lebensmittelhändler teuer werden. Das gilt erst recht, seitdem Lidl versucht, anliefernde Transportdienstleister für Sonderservices zur Kasse zu bitten.

Ein entsprechendes Schreiben, das der Fachzeitschrift trans aktuell vorliegt, ließ Lidl am 13. August verschicken. Bote der digitalen Post war die auf Zeitfensterbuchungen spezialisierte Transporeon-Tochter Mercareon. Der Discounter aus Neckarsulm bietet Frachtführern in dem Schreiben zwei kostenpflichtige Zusatzdienste beim Anliefern seiner Logistikzentren an.

Expressrampe mit Entladung durch Lidl kostet 40 Euro

Angebot eins ist eine sogenannte Expressrampe mit Entladung der Ware durch Lidl. Das Unternehmen verspricht eine Abwicklung innerhalb von 90 Minuten. Kostenpunkt: 40 Euro pro Lkw. Die Buchung sei zur üblichen Wareneingangszeit von 6 bis 12 Uhr möglich. Auf Nachfrage von eurotransport.de erklärt Lidl Deutschland: "Wir gehen jedoch davon aus, dass wir bei diesem Service deutlich unter 60 Minuten liegen und werden diese Garantie nach Abschluss der Pilotphase auch entsprechend festhalten."

Angebot zwei ist eine Entladung außerhalb der Wareneingangszeiten. Das Angebot richtet sich an Unternehmen, deren Lkw zum Beispiel aufgrund von Staus nicht mehr pünktlich zur Rampe kommen. Wer – ebenfalls bis fünf Uhr am Anliefertag – diesen Service bucht, kann sich ein späteres Zeitfenster außerhalb der regulären Wareneingangszeit buchen. Damit lässt sich laut dem Lebensmittelhändler verhindern, dass der zu spät eintreffende Lkw bis zum nächsten Morgen warten muss. Dafür verlangt Lidl 100 Euro pro Lkw. Die Zeit außerhalb der üblichen Wareneingangszeit definiert das Unternehmen aus Neckarsulm als Zeitraum zwischen 12 und 18 Uhr.

Lidl startet Pilotprojekt an sechs Logistikzentren

Lidl startet das Pilotprojekt an sechs seiner Logistikzentren in Norddeutschland. Das sind Grünheide (Mark), Großbeeren und Kremmen (alles Brandenburg), Siek (Schleswig-Holstein), Rostock und Hamburg. „Ziel von Lidl ist es, Ihnen eine flexiblere Möglichkeit zur Anlieferung an diesen Standorten und eine möglichst optimale Auslastung der Schichtzeit Ihres Fahrpersonals zu ermöglichen“, heißt es an die Adresse der Transportdienstleister.

Doch nicht jedes Angebot bei Lidl ist ein Schnäppchen oder wird als solches wahrgenommen. Das wird auf Anfrage bei der Wandt Spedition deutlich. „Nach der Diskussion um den Palettentausch und die Rampenabläufe ist diese Form der Zeitfensterbuchung das nächste Ärgernis“, erklärt Anthony Wandt, Geschäftsführer der Wandt Spedition aus Braunschweig, gegenüber trans aktuell.

Foto: Wandt Spedition
"Lidl versucht, die ADSp auszuhebeln", kritisiert Spediteur Anthony Wandt aus Braunschweig.

„Unabhängig davon, wie man die Gebühr als solche bewertet, versucht Lidl damit, die ADSp auszuhebeln“, kritisiert er. In Punkt 4.8.2 ist festgehalten, dass der dem Spediteur erteilte Auftrag – es sei denn, es wurde anders vereinbart – nicht die Ver- und Entladung der Güter umfasst. In der Folge dürfe es kein kostenpflichtiger Sonderservice, sondern müsse eigentlich die Regel sein, dass der Empfänger entlade. „Entlädt der eigene Fahrer, gilt außerdem besondere Vorsicht“, warnt Spediteur Wandt. Sollte sich der Mitarbeiter beim Entladen verletzen, ergäben sich zusätzliche berufsgenossenschaftliche Risiken. „Mal ganz abgesehen davon, dass der anliefernde Frachtführer gar keine Rechtsbeziehung zu Lidl hat“, ergänzt Wandt. Lidl kaufe Ware und Transporte ja bei seinem Lieferanten ein – nur ihm gegenüber ergäben sich also vertragliche Rechte und Pflichten.

Zu den Gründen für die Einführung der Zusatzangebote äußerte sich Lidl auf Nachfrage: "Erfahrungen aus der Vergangenheit haben gezeigt, dass ein Bedarf und auch der Wunsch am Markt besteht, solche freiwilligen Sonderservices anzubieten. Wir befinden uns in der Pilotphase des Tests und sind daran interessiert, welche konkreten Angebote dem Transportmarkt eine effiziente Unterstützung bieten, und nehmen auch gerne Vorschläge auf." Die Lieferanten seien über die freiwilligen Sonderservices informiert.

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