EU-Regularien zur Ruhezeit ausgenutzt: Hegelmann Gruppe baut ein Service-Hub für Lkw-Fahrer in Polen – nahe der deutschen Grenze.
Die Nachricht der Hegelmann Gruppe mit Haupsitz in Bruchsal liest sich wie eine Erfolgsmeldung: Sie baue das erste Hub für Lkw-Fahrer in Polen. „Das landesweit einzigartige Projekt entsteht in Żarska Wieś, im Südwesten Polens nahe der deutschen Grenze, auf einem knapp zwölf Hektar großen Areal.“ Rund 22 Millionen Euro nehme das Unternehmen dafür in die Hand. Die Eröffnung des Komplexes, der sukzessive erweitert werden soll, sei für Mitte 2022 geplant.
Reaktion auf EU-Vorschriften und dem Mobilitätspaket
Dabei räumt die Hegelmann Gruppe selbst ein: „Damit reagiert das internationale Transport- und Logistikunternehmen zugleich auf die gestiegenen Anforderungen durch neue EU-Vorschriften und dem Mobilitätspaket“. Die Bestimmungen sehen vor, dass die Lkw-Fahrer europaweit ihre regelmäßige wöchentliche Ruhezeit, die ab der 45. Stunde beginnt, nicht mehr im Lkw verbringen dürfen. Mit der Änderung der Sozialvorschriften im Mobilitätspaket 1, die am 20. August 2020 inkraftgetreten sind, dürfen ausschließlich die Lkw-Fahrer im grenzüberschreitenden Verkehr zweimal hintereinander eine reduzierte wöchentliche Ruhezeit von 24 bis maximal 44.59 Stunden einlegen.
Fahrer erst nach Wochen wieder in der Heimat
Der Ausgleich dafür muss dann zusammen mit der nächsten wöchentlichen Ruhezeit bis zum Ende der dritten Woche erfolgt sein. Da die Fahrer nur ein Rückkehrrecht in ihre Heimat haben und es keine Heimkehrpflicht gibt, kann diese Zeit auch in einer „Betriebsstätte, denen die Fahrer normalerweise zugeordnet sind“, verbracht werden. Ein Hotel in der Nähe zur polnischen Grenze ergibt daher Sinn, sorgt aber dafür, dass die allermeisten Fahrer von Hegelmann weiterhin erst nach Wochen oder Monaten in ihre Heimat kommen.
Das baut Hegelmann in Żarska Wieś
Der Standort in Żarska Wieś ist in mehrere Zonen unterteilt: Der rund 7.000 Quadratmeter große Servicebereich für Lkw umfasst eine Werkstatt, eine Diagnoseeinrichtung, eine Lackiererei und eine Lkw-Waschanlage. Hinzu kommt ein knapp 6.000 Quadratmetern großes Ersatzteile- und Reifenlager. „Durch die gesamte Palette an Dienstleistungen lassen sich Reparaturzeiten optimieren und ein effizienter Betrieb gewährleisten“, sagt Gesellschafter Siegfried Hegelmann. In Zukunft solle dort auch noch ein separater Logistikkomplex und ein Lagerzentrum entstehen.