Jocher: Wir sind auch dieses Jahr gut aufgestellt, insgesamt haben wir 27 neue Auszubildende und duale Studenten unter Vertrag genommen. Es gibt ein paar letzte Plätze für Spätzünder, die erst ihren Schulabschluss in der Tasche haben wollen, bevor sie sich um die weitere Zukunft bemühen, und auch damit haben wir gute Erfahrungen gemacht. Generell gilt aber, dass die Bewerber, die sich bereits im Herbst des Vorjahres vorstellen, sehr gut sind – diese Personen gehen mit Struktur durchs Leben. Die meisten Bewerbungen kommen allerdings erst nach den Zwischenzeugnissen, also im Februar.
Wir haben aktuell Auszubildende zum Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement, für den Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung sowie duale Studenten. Bemerkenswert ist die große Anzahl an angehenden Fachinformatikern für Anwendungsentwicklung und für System- integration – hier macht sich die Generation Z bemerkbar, die ein starkes Zukunftsdenken und Bedürfnis nach Sicherheit hat. Ganz besonders freue ich mich über die fünf Auszubildenden zur Fachkraft für Lagerlogistik in Kelsterbach. Diese Logistikanlage haben wir erst 2018 in Betrieb genommen, die Anzahl der eingegangenen Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz zeigen, dass wir präsent sind und wahrgenommen werden.
Wer seine Füße still hält, bekommt keine Auszubildenden, so sieht es heute aus. Wir sehen uns einer Generation gegenüber, die anders als früher gar nicht die Not hat, sich überall zu bewerben – Stichwort Fachkräftemangel. Unsere Erfahrung ist, dass man sehr viel unternehmen muss.
Wir sind beispielsweise auf Ausbildungsmessen präsent, seit vielen Jahren aber auch konkret in den Schulen – und zwar in den Landkreisen, in denen wir Standorte haben. Dort setzen wir in Zusammenarbeit mit den Schulen gemeinsame Projekte um und gestalten zum Teil auch den Unterricht mit. Zum Beispiel haben wir in einer Klasse zusammen mit den Schülern ein Minibiotop im Rahmen des Biologieunterrichts gebaut. Dafür fragen wir in den Schulen konkret nach deren Bedarf, der im Rahmen des regulären Unterrichts nicht abgedeckt werden kann. Beispielsweise haben Mitarbeiter von Group7 im Fach Englisch über zwei Schulstunden mit den Schülern interaktive Präsentationstechniken geübt. Davon profitieren die Schüler und die Schulen, und wir können uns und die Branche vorstellen. Zudem kooperieren wir vor Ort mit der Freiwilligen Feuerwehr und mit Sportvereinen, etwa im Rahmen von Bannerwerbung im Stadion – so machen wir auf uns aufmerksam. Und gleichzeitig werben wir für die Vereine in unserem Unternehmen neue Mitglieder.
Instagram ist weiter „the place to be“. TikTok haben wir geprüft, uns jedoch dagegen entschieden. Die Jugendlichen sind dort in ihrer Freizeit unterwegs und wollen nicht unbedingt von Unternehmen angesprochen werden. Hochinteressant ist, dass etwa nach dem Erstkontakt bei Instagramm die Jugendlichen die Webseite des Unternehmens aufsuchen, aber sich nicht in erster Linie über die Aufgaben informieren. Wichtiger sind vielmehr Themen wie Nachhaltigkeit oder die Unternehmenswerte, und außerdem die Frage, wieviel Spaß es wohl macht, in dem Unternehmen zu arbeiten.
Auch bei Group7 haben sich einige Auszubildende im Rahmen eines Programms der IHKs zu so genannten Ausbildungsbotschaftern ausbilden lassen, die dann auch in die Schulen und zu Berufsinformationstagen eingeladen werden. Auch unsere eigenen Azubis bestätigen, dass dabei nicht die Arbeit, sondern Themen wie die individuelle Entwicklung zuerst nachgefragt werden.
Natürlich. Group7 bietet beim Ausbildungsinhalt daher neben den Fachthemen etwa zur Luft- und Seefracht oder zum Landverkehr auch diverse Projekte an, in denen sich die Auszubildenden engagieren können. So haben wir vor zweieinhalb Jahren beispielsweise ein Azubi-Umweltteam gegründet – diese Azubis engagieren sich in diversen Nachhaltigkeits-Projekten innerhalb und außerhalb der Firma und regen vor allem auch andere Kollegen zum Umdenken bei der täglichen Arbeit an. Für junge Menschen bei uns, die sich individuell weiterentwickeln wollen, bieten wir auch Schulungen zu sogenannten Soft Skills an.
Das sind interaktive Schulungen zu unterschiedlichen Themen, etwa Business-Knigge, internationale Kommunikation, Konfliktmanagement oder auch Arbeitsorganisation. Dabei machen wir auch keine Unterscheidung zwischen gewerblichen und kaufmännischen Azubis, denn auch im Bereich Lagerlogistik gibt es Positionen wie Team- oder Projektleitung, wo diese Fähigkeiten zum Einsatz kommen. Dadurch zeigen wir unseren Azubis auch gleich weitere Karriereoptionen.
Die duale Ausbildung ist ein Erfolgsmodell. Ich fände es mehr als ungerecht, wenn wir der jungen Generation eine schlechte Ausbildung angedeihen lassen, nur um schneller an Arbeitskräfte zu kommen. Gerade in unserer Branche hat sich die duale Ausbildung bewährt, ein Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung braucht den Blick in Theorie und Praxis. Oft sind die Ausbildungsinhalte so komplex, dass es da sogar mehr als zweieinhalb Jahre bräuchte.
Nein, man muss davor ansetzen. Dass die Logistik in Deutschland die drittgrößte Branche ist, wissen ja viele gar nicht; viele können gar nicht sagen, was etwa ein Spediteur macht. Wir müssen wirklich alle Kanäle nutzen, um die Logistik bekannt zu machen. Und wir müssen die Mentalität in Deutschland ändern, dass man nur mit einem Studium beruflich vorwärtskommt. Auch eine Ausbildung ist ein guter Weg für Karrierechancen.

Hier spielt das Thema Werte eine wichtige Rolle – Group7 etwa ist als Familienunternehmen mit flachen Hierarchien im Vorteil, viele aus der Generation Z finden sich hier sehr stark wieder. Wir können außerdem Möglichkeiten aufzeigen, wie es nach der Ausbildung beruflich weitergehen kann. Aber die jetzige Generation hat auch nicht unbedingt das Ziel, bis zur Rente in einem Unternehmen zu bleiben; viele wollen auch nicht Karriere im herkömmlichen Sinn machen, sondern haben sich individuelle Ziele gesetzt. Anders als bei der Generation Y, bei der etwa die Work-Life-Balance wichtig ist, verfolgt die Generation Z meines Erachtens eine Work-Life-Separation, eine Trennung von Beruf und Freizeit.
In der Familie war das Unternehmen natürlich immer wieder Thema, da nimmt man vieles mit. Über verschiedene Praktika habe ich mich rangetastet und dann zu einem dualen Studium in BWL mit Schwerpunkt Spedition, Transport und Logistik in Heidenheim entschlossen. Danach habe ich bei einigen Partnerunternehmen im Ausland gearbeitet und auch meinen ADA-Ausbilderschein gemacht. Daher bin heute neben verschiedenen Projektaufgaben auch Ausbildungsleiter bei Group7 und mit allen Azubis im Austausch.
Wir laden bundesweit alle Azubis Anfang September für zwei Tage in die Zentrale am Münchner Flughafen zu einer Kennenlern-Aktion. Auf dem Programm stehen Logistikführungen, eine Besichtigung des Flughafens München inklusive Rollfeld und Cargo-Bereich sowie der gemeinsame Besuch einer Bowlingbahn.
Zur Person
- Daniel Jocher ist seit 2019 Projektmanager und Ausbildungsleiter bei Group7 in Schwaig.
- Jocher (Jahrgang 1996) hat von 2015 bis 2018 ein duales Studium BWL – Spedition, Transport & Logistik an der DHBW Heidenheim absolviert.
- Vater Günther Jocher ist Vorstand des Familienunternehmens.