Forderungen des Bundesverbands: Neuaufstellung von Großraum- und Schwertransporten

Forderungen des Bundesverbands
Neuaufstellung von Großraum- und Schwertransporten

"Der Schwertransport steht auf der Kippe", sagt der Bundesverband Schwertransporte und Kranarbeiten (BSK). Die Unternehmen wollen eine vollständige Digitalisierung und ein Ende des föderalen Flickenwerks aus Gesetzen und Verwaltungsrichtlinien.

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Foto: © foto.text/Richard Kienberger

Der Bundesverband Schwertransporte und Kranarbeiten (BSK) will nicht länger warten – statt nur Symptome zu lindern, müsse sich die Politik an die Ursachenbekämpfung machen. Denn Schwertransporte sind auf der Kippe, sagte auch Andreas Kahl, Geschäftsführer der Kahl Unternehmensgruppe und BSK-Aufsichtsratsvorsitzender, bei einer Pressekonferenz des Verbandes.

Bereich GST ist für große Wertschöpfung verantwortlich

Die drei wichtigsten Anliegen der Branchenunternehmen sind daher die Fortsetzung von Spitzengesprächen mit der Politik, einer Vision 2030 für die Genehmigungsbeschleunigung durch höheren Digitalisierungsgrad und eine Straffung der Prozesse durch ein zentrales Regelwerk.

„Wir haben nicht viele Mitarbeiter und nicht den größten Marktanteil gemessen am Transportvolumen, daher werden wir nicht wirklich als Marktteilnehmer wahrgenommen“, sagte Kahl. „Aber wir bewirken eine große Wertschöpfung durch die Transporte, die durch uns durchgeführt werden“. Denn bei den Großraum- und Schwertransporte gehe es immer auch um wichtige Themen wie Infrastrukturprojekte oder Anlagebau, also Projekte, die auch eine Transformation voranbringen. „Wir sind nicht nur Windkraft“, sagte Kahl.

In Ihrer Arbeit werden die Unternehmen aber behindert. Zentrales Problem ist die marode Infrastruktur, im Wesentlichen das Straßennetz und die nicht belastbarere Brücken. Laut Kahl werde es dadurch immer aufwendiger, die Transporte durchzuführen. Für Verlader bedeutet das zunehmende Unwägbarkeiten bei Durchführung der Transporte, was wiederum den Industriestandort Deutschland gefährde: „Lieferketten werden gestört und die Umsetzung von großen Infrastrukturprojekten verhindert“.

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Andreas Kahl, BSK-Aufsichtsratsvorsitzender: "Lieferketten werden gestört und die Umsetzung von großen Infrastrukturprojekten verhindert“.

Laut Kahl gab es in der letzten Legislaturperiode gute Ansätze, etwa aus einer Arbeitsgruppe der Verkehrsministerkonferenz und aus der Verbändeinitiative Großraum- und Schwertransporte, an der auch die verladende Wirtschaft beteiligt war. Nach dem Aus der Ampelregierung warte die Branche auf die Umsetzung der Empfehlung, die allerdings nicht der Ursachenbekämpfung diene.

Laut Helmut Schgeiner, Geschäftsführer und Vorstand des BSK, ist daher die zentrale Forderung die Fortführung der Spitzengespräche mit der Politik. Aktuell zeige sich aber etwas das Bundesministerium für Verkehr (BMV) noch zögerlich.

Dabei gehe es etwa darum, mit dem BMV etwa ein Verfahren zu erarbeiten, dass die GST-Genehmigungen vereinfache. Ein Beispiel: Transportunternehmen müssen dafür schon lange vor dem Transport genaue Angaben zur Zugmaschine machen. Um flexibel zu bleiben, stellen die meisten daher Anträge für mehrere Fahrzeuge – „ein irrer Verwaltungsaufwand“, sagt Schgeiner. Ziel sei, in Abstimmung mit der Politik ein praktikableres Verfahren zu entwickeln.

Schnellere Genehmigungen durch höheren Digitalisierungsgrad

Mit der Vision 2030, der Entbürokratisierung des Genehmigungsverfahren durch Digitalisierung, wollen die Verantwortlichen laut Schgeiner darüber hinaus erreichen, dass der GST-Prozess vom Antrag über die Genehmigung und die Durchsetzung bis zur Auflagenumsetzung digitalisiert wird.

Denn noch immer bestünden Medienbrüche zwischen Papier, E-Mail und Excel. Außerdem seien zu viele Beteiligte mit unterschiedlichen Voraussetzungen eingebunden: „Ein digitalisiertes Verfahren könnte mehr Flexibilisierung und Agilität möglich machen, beispielsweise wenn aufgrund einer mangelhaften Infrastruktur auf einmal Streckenänderungen vorgenommen werden müssen“, sagt Schgeiner. Und auch uneinheitliche Prüfvorgänge machen den Prozess schwierig.

Darauf basiert auch die dritte Forderung des BSK: Mit einem Portal könnte deutschlandweit abgebildet werden, welche Anträge und Genehmigungsverfahren für einen GST bestehen. Denn bislang gebe es ein Flickenteppich aus Anordnungen, Richtlinien und Gesetze, und einen Prozess, der durch kommunale und regionale Behörden, Ministerien der Länder und des Bundes beeinflusst werden. Laut Schgeiner zeichne sich hier der Nachteil der föderalen Struktur ab. „Der Bereich GST ist daher völlig überbürokratisiert. Zusätzliche Verordnungen, Gesetzen und Verwaltungsrichtlinien haben ein Zuständigkeitskonglomerat verursacht“. Seiner Ansicht nach bestehen für viele Detail- Regelungen keine plausiblen Begründungen: „ Es braucht also auch nicht immer wieder Wunschkonzerte von einzelnen Behörden“.

Mit dem Fokus auf ein Regelwerk sollten daher alle Themen zusammen betrachtet, aufeinander abgestimmt und erst dann wieder in neuen Vorschriften gebündelt werden, am besten in ein GST-Gesetz, sagen die BSK-Vertreter. „Um diese Prozesse anders aufzubauen, brauchen wir als Branche aber einen politischen Ansprechpartner“, so der Verbands-Geschäftsführer.

Laut Andreas Kahl, ist das umso wichtiger, als dass die Branche keine Zeit mehr zu verlieren habe. Dies Unternehmen bräuchten für die anstehenden Aufgaben dringend mehr Transparenz und Effizienz – „nur wenn wir heute handeln, sind wir in der Lage, die Wettbewerbsfähigkeit für den Standort Deutschland zu sichern“.