Künstliche Intelligenz treibt Logistik an

Transporeon Summit in Amsterdam
Künstliche Intelligenz treibt Logistik an

Beim Transporeon Summit in Amsterdam stellten Branchenvertreter neue Plattformfunktionen und KI-Anwendungen vor. Praxisberichte zeigten, wie Speditionen schon heute von mehr Transparenz und Effizienz profitieren. Doch die Entwicklung geht weiter.

Transporeon
Foto: Transporeon

Der Transporeon Summit 2025 in Amsterdam bot über 800 Teilnehmern aus Transport und Logistik Einblicke in die Zukunft digitaler Plattformen. Vertreter von Trimble, Transporeon und Kundenunternehmen präsentierten konkrete Anwendungen von künstlicher Intelligenz (KI) und diskutierten die Folgen für Speditionen.

Strategischer Blick von Trimble

Rob Painter, CEO von Trimble, betonte in seiner Keynote die Bedeutung des europäischen Marktes für den Konzern. Durch die Integration von Transporeon in die globale Trimble-Struktur entstünden neue Synergien, die auch Speditionen zugutekommen. Neben Bauwesen und Geodaten spiele der Transportsektor eine zentrale Rolle für Innovationen.

Weiterentwicklungen des Transporeon-Systems

Jonah McIntire, Chief Product & Technology Officer, ging in seinem Vortrag auf neue Funktionen der Plattform ein. Dazu zählt der Transportplaner, der bereits genutzt werden kann und die Erstellung von Transportplänen beschleunigt und kostengünstiger macht. Im Bereich Transport-Assignment, also bei der Zuweisung von Transporten an Speditionen, sind die Bausteine „Autonomous Procurement“ und „Autonomous Quotation“ hinzugekommen. Sie ermöglichen es, Angebote einzuholen, Preise zu verhandeln und Spot-Sendungen von einem Zugangspunkt aus weitgehend automatisch abzuwickeln.

Mehrere Relationen gleichzeitig ausschreiben

Der Freight Marketplace, Transporeons Marktplatz für strategische Ausschreibungen, erhält zusätzliche Funktionen wie die Möglichkeit, mehrere Relationen gleichzeitig auszuschreiben, sowie den Zugriff auf Marktdaten aus Market Insight, dem hauseigenen Benchmarking-Tool für Marktpreise und Kapazitäten. Auch im Dock & Yard Management, also bei der digitalen Steuerung von Rampen und Werksgeländen, gibt es Neuerungen: Ein verbessertes Zeitfenstermanagement, digitaler Vorab-Check-in und elektronische Transportdokumente sollen Abläufe vereinfachen und den Papieraufwand reduzieren. Einige dieser Funktionen befinden sich noch in einer Testphase bis voraussichtlich Anfang 2026.

Managed Network für Speditionen

Philipp Pfister, Sector Vice President bei Transporeon, erklärte die Vorteile des Managed Network. Mit 158.000 Frachtführern und 1.400 Verladern bietet es kleineren Speditionen Zugang zu neuen Aufträgen und erleichtert das Onboarding. Eine nutzungsbasierte Preisgestaltung soll die Einstiegshürden senken. Unter Managed Network versteht Transporeon ein betreutes Netzwerk, in dem Verlader und Speditionen über standardisierte Schnittstellen verbunden sind. Für Speditionen reduziert sich damit der technische Aufwand, und alle Beteiligten arbeiten auf derselben Datengrundlage.

Niedrige Einstiegshürden für neue Marktteilnehmer

Im Gespräch mit eurotransport.de betonte Pfister, dass gerade kleinere Speditionen von der Plattform profitieren könnten: „Wir wollen die Einstiegshürden für neue Marktteilnehmer so niedrig wie möglich halten.“ Statt hoher Fixkosten sollen die Unternehmen nur für die tatsächlich genutzten Services bezahlen.

Einfacher Einstieg in den digitalen Marktplatz

Der Einstieg gelingt über den Trade Marketplace, den digitalen Marktplatz für Transportaufträge auf der Transporeon-Plattform. Speditionen können sich dort einfach registrieren und sofort auf Ausschreibungen zugreifen – ohne komplexe Integration in eigene Systeme.

Transparenz und Informationsparität

Entscheidend sei zudem die Transparenz im Netzwerk: „Die gemeinsame Datengrundlage zwischen Verladern und Frachtführern erlaubt es, schneller auf Marktveränderungen zu reagieren.“ Damit, so Pfister, würden nicht nur Aufträge effizienter gematcht, sondern auch langfristige Geschäftsbeziehungen gestärkt.

Praxisberichte aus der Industrie

Tulio Freitas, Global Supply Chain Director vom Baustoffhersteller Knauf, schilderte, wie digitale Plattformen Transparenz über internationale Transporte schaffen. Andreas von Bülow vom Lebensmittelkonzern Lantmännen Unibake berichtete, dass digitale Yard-Management-Lösungen wie Self-Service-Kioske und QR-Codes die Fahrerabfertigung am Werkstor beschleunigen. Anlieferungen und Abholungen würden dadurch reibungsloser abgewickelt und Wartezeiten deutlich verkürzt.

Effizienzgewinne durch Echtzeitdaten

Yvo van Werde, Efficiency Manager beim Stahlkonzern ArcelorMittal, und Fulvio Paolo Profeta, Routing Manager beim Nahrungsmittelkonzern Barilla, diskutierten gemeinsam mit Jan Rzehak, Director Business Consulting bei Transporeon, wie sich mit Echtzeitdaten die Planung von Transporten verbessern lässt. Präzisere Ankunftsprognosen (ETA) reduzieren Wartezeiten, während Verlader ihre Rampen- und Lagerkapazitäten flexibler steuern können. Frachtführer wiederum steigern ihre Auslastung, indem Leerfahrten vermieden werden. Zudem entsteht eine einheitliche Datengrundlage, die allen Beteiligten in der Lieferkette mehr Transparenz verschafft.

Zukunftsblick auf die Logistik 2030

Der Zukunftsforscher Richard van Hooijdonk zeichnete ein Bild der Logistik im Jahr 2030. Autonome Lkw im Konvoi („Platooning“), Drohnenlieferungen und vollständig KI-gestützte Disposition seien keine ferne Vision mehr. Auch sogenannte „Lights Out“-Fabriken, wie sie in Asien bereits getestet werden, geben Hinweise auf die Zukunft. Hierbei handelt es sich um Produktionsstätten, die ohne Personal und theoretisch sogar ohne Licht betrieben werden können. Für mittelständische Speditionen sah van Hooijdonk Risiken, wenn sie weiter mit manuellen Prozessen und Excel-Tabellen arbeiten – dann drohe in wenigen Jahren der Marktaustritt. Chancen böten dagegen Plattformen und KI-gestützte Tools, mit denen kleinere Unternehmen durch Echtzeitdaten in Ausschreibungen bestehen und Personalengpässe abfedern können.