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Finale der FIA ETRC 2024: Fairplay in Jarama

Finale der FIA ETRC 2024
Fairplay in Jarama

Die Schlachten sind geschlagen, die Kombattanten kehren in ihr jeweiliges Lager zurück: Mit dem Rennwochenende in Jarama ging die Truck-Race-Saison 2024 zu Ende.

Fairplay in Jarama
Foto: Richard Kienberger

Mit sieben Rennen fiel der Kalender kürzer aus als gewohnt, was der Annullierung des Termins in Polen geschuldet war. Die Meister standen ja bereits nach dem vorletzten Wochenende in Le Mans fest, auch auf den nachfolgenden Plätzen tat sich nicht mehr viel. Sascha Lenz, der mit einem beruhigenden Polster zum Finale gekommen war, verteidigte seinen dritten Rang in der Gesamtwertung erfolgreich. Alle Rechenexempel hatten sich nach dem zweiten Samstagsrennen erübrigt, als Lokalmatador Antonio Albacete nach einer Rangelei mit Chrome-Champion José Eduardo Rodrigues ausfiel, von den Kommissaren als Schuldiger identifiziert und für das ersten Rennen am Abschlusstag um zwei Startplätze zurückversetzt wurde. Damit war klar, dass es bei der Reihenfolge Lenz vor Albacete bleiben würde.

Von den anderen deutschen Teilnehmern verlor lediglich Lukas Hahn noch einen Platz, was aber wenig überraschend kam, da der Youngster auch in Jarama nicht am Start war. Sein Ergebnis ist ohnehin bemerkenswert: Mit nur drei Starts in dieser Saison schaffte es der Sohn von Jochen Hahn in die Top Ten, er rangiert in der Abschlusstabelle auf Platz neun. Vor ihm liegen Steffi Halm und André Kursim, die in der Meisterschaft die Plätze getauscht haben: Im vergangenen Jahr stand Kursim am Ende der Saison auf Platz 5, Halm auf Platz 6. In diesem Jahr ist es umgekehrt.

Wie üblich fand die Veranstaltung auf der Rennstrecke im Norden der spanischen Hauptstadt vor „vollem Haus“ statt. Die Fans sorgten wieder für eine großartige Atmosphäre und spendeten nicht nur ihren local heroes Beifall: In Jarama ist es gute Tradition, dass für gelungene Überholmanöver oder eine Drifteinlage der Fahrer, die sich ohnehin keine Hoffnungen auf Spitzenplätze machen, applaudiert wird.

Beeindruckende Hilfsbereitschaft

Auch im Fahrerlager gab es einmal mehr eine vorbildliche Fairplay-Aktion, auch wenn Clemens Hecker drauf wohl gerne verzichtet hätte: Der Scania-Fahrer fuhr am Sonntagmorgen im Warm-up nach einem Lenkungsdefekt geradeaus in die Fangzäune. Truck, Leitplanken und Zäune sahen übel aus – doch nach einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Mechanikern aus vielen Teams war Hecker samt eilig geflicktem Truck wenig später beim Qualifying wieder startklar.

Inzwischen ist es so normal, dass man es fast vergisst, zu erwähnen: Norbert Kiss gewann natürlich auch in Jarama beide Qualifyings und die Championship-Rennen 1 und 3. Wie bei den restlichen sechs Auftritten in dieser Saison – der Ungar fuhr auch 2024 wieder in einer eigenen Liga und hat in der finalen Tabelle einen Vorsprung von 98 Punkten vor Jochen Hahn. Anders betrachtet: An jedem Rennwochenende kann ein Fahrer maximal 60 Punkte erreichen. Macht bei sieben Veranstaltungen 420 Punkte. Kiss erreichte 397. In der Chrome-Kategorie schaffte Meister José Eduardo Rodrigues immerhin ein Plus von 70 Zählern gegenüber dem Zweiplatzierten Mark Taylor.

Aufgrund von Heckers Crash und einigen Unfällen in den Rennen der spanischen Serie geriet der Zeitplan am Sonntag völlig durcheinander: Die Abschlussgala der FIA-Europameisterschaft sollte um 18.30 Uhr beginnen – doch die Startampel schaltete erst um 18.10 Uhr für das letzte Championshiprace dieses Jahres auf Grün. Mit entsprechender Verspätung begann die Gala, bei der sich die Fahrer und ihre Teams feiern durften und ihre Pokale sowie diverse Sonderpreise erhielten.

Jochen Hahn ließ, nachdem er einmal mehr als Vizemeister geehrt wurde, in seiner Rede erkennen, dass er den Gleichstand zwischen sich und Norbi Kiss – beide haben jetzt jeweils sechs Einzeltitel gewonnen – im nächsten Jahr gerne zu seinen Gunsten ändern würde. Er werde mit seinem Team alles daransetzen, Kiss in der kommenden Saison wieder als Champion abzulösen, versprach Hahn, der am Sonntag sein 850. Championshiprace gefahren war.

Eine stolze Leistung, wobei in Antonio Albacetes persönlicher Chronik sogar noch einige mehr stehen dürften – er hat ja noch rund drei Jahre mehr „auf dem Buckel“ als Hahn. Übrigens: Albacete machte für sich und seine vielen Fans in Jarama das Beste aus der Bestrafung: Er fuhr im ersten Sonntagsrennen taktisch klug auf den achten Platz, hatte damit im letzten Rennen des Jahres die Pole Position im reverse grid, und fuhr dann auf seiner Hausstrecke dem Rest des Feldes auf und davon. Auch so kann man Spaß haben im Truck-Rennsport.