Ein gut gemachter Sechszylinder-Reihenmotor ist die Krönung im Motorenbau. Ähnlich kultiviert laufen nur ein Sechszylinder-Boxer oder ein V-Zwölfzylinder mit 60 Grad Zylinderbankwinkel. Wobei freilich gilt, dass sich nicht jeder Reihensechser so kultiviert gibt wie der Cursor 11 im Iveco Stralis. Er dreht so turbinenartig hoch wie kaum ein anderer Lkw-Motor, läuft leise und spricht dank variablem Turbolader spontan auf jede Gaspedalbewegung an. Mit den Cursor-Motoren hatte Iveco schon vor mehr als einem Dutzend Jahren den variablen Lader im Lkw etabliert. Damit ist der Druckaufbau weitgehend von der anfallenden Abgasenergie entkoppelt, weil die variable Antriebsseite auch mit wenig Energie viel Druck im Ansaugtrakt erzeugen kann.
Bei der Konstruktion hingegen unterscheidet sich der Cursor 11 – die Elf steht für rund elf Liter Hubraum – fast nicht von seinen Wettbewerbern. Er läuft, wie es sich für einen Reihensechszylinder gehört, in sieben Kurbelwellenlagern, verfügt über einen einteiligen Zylinderkopf mit insgesamt 24 Ventilen und eine oben liegende Nockenwelle. Die Einspritzung arbeitet als Common-Rail-System mit bis zu 2.000 bar Einspritzdruck, die Abgasreinigung obliegt einer SCR-Anlage und kommt ohne Abgasrückführung (AGR) aus. "SCR only" heißt das bei Iveco und beschreibt den damaligen Sonderweg, bei der Einführung von Euro 6 bei allen Motoren auf eine AGR zu verzichten. Zumindest bei einigen Fünf-, später auch bei einigen Sechszylindern folgte Scania diesem Weg. Und Mercedes liefert jetzt mit dem überarbeiteten Sechszylinder OM471 einen Motor, der zwar nach wie vor über AGR verfügt, die allerdings nicht immer aktiv ist.
Drei Leistungsstufen
Der stärkste Vertreter mit dem Namen Cursor 11 kommt mittlerweile auf 480 PS Nennleistung und 2.250 Nm Drehmoment. Darunter siedeln die Leistungsklassen mit 460 PS (2.150 Nm) und 420 PS (1.900 Nm). Den 420er hatte lastauto omnibus schon vor einem Jahr gefahren. Das Ergebnis: sehr geringer Diesel-, aber ein hoher Adblue-Verbrauch, der mindestens den doppelten Wert der AGR-Motoren erreicht – beides typisch für Motoren, die nach dem SCR-only-Prinzip arbeiten. Hinzu addieren sich etwas eingeschränkte Fahrleistungen, die mit der Art und Weise der Abgasreinigung freilich nichts zu tun haben. Es ist die Kombination aus nur 1.900 Nm Drehmoment, 40 Tonnen Gesamtgewicht und sehr lang übersetzter Antriebsachse, die nicht mehr ganz in die Zeit passen will.
Fast 20 Prozent mehr Drehmoment als im 420er gibt es im 480er-Stralis, der damit in etwa so viel Kraft liefert wie die 450 PS starken und rund 13 Liter großen Motoren der Wettbewerber. Das auf 2.250 Nm beschränkte Drehmoment, was immerhin einem mittleren Verbrennungsdruck von gut 25 bar entspricht, ist der Standfestigkeit des relativ kleinen Motors geschuldet, liegt aber über einen so breiten Bereich (950 bis 1.500/min) an, dass die verfügbare Leistung im mittleren Drehzahlbereich enorm schnell steigt und alle 480 PS schon bei 1.500/min verfügbar sind.
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