Solaris Elektrobusse: Krakau übernimmt Vorreiterrolle

Jede neue Technologie braucht ihre Zeit, um in der Realität anzukommen – so auch die seit Jahren beschworene Elektromobilität. "Unser Abenteuer mit den Elektrobussen fing schon 2013 an", blickt Kasimierz Fudala, Direktor der Krakauer Verkehrsbetriebe MPK, auf den Beginn der eigenen Aktivitäten zurück. Vier Bieter gingen damals ins Rennen um die erste Ausschreibung für 26 elektrische Busse. Solaris hat die Ausschreibung gewonnen, was den stellvertretenden Bürgermeister von Krakau, Tadeusz Trzmiel, zu der Aussage bewegt, der rund 22 Jahre junge Hersteller aus Posen habe "Krakau in die führende Position in der Elektromobilität gebracht". Nicht von ungefähr erlangt in nächster Zukunft ein neues Luftreinhaltegesetz Gültigkeit, das die von der heimischen Kohle doch stark belastete Luft verbessern soll und das Verfeuern des Energieträgers in Öfen verbietet.

Batterien sind das neue Herzstück des Busses

Und auch Zbigniew Palenica, zweiter Mann der Solaris Führungsriege, bedankt sich mit der Bemerkung, von den 100 Kunden in Polen spiele Krakau eine ganz besondere Rolle. Immerhin ist Solaris nach eigenem Bekunden mit 18 Prozent Marktanteil europaweit bei den Elektrobus-Bestellungen in führender Rolle. Noch vor BYD/ADL und VDL – zumindest bis Mercedes und MAN in der Statistik mitspielen. Einstweilen sonnt sich das Unternehmen, das derzeit aktiv nach einem Investor oder Partner sucht, ohne jedoch Produktion, Mitarbeiterstamm oder Marke infrage zu stellen, in der Sonne der Marktführerschaft, die Solaris in Polen auch auf dem Gesamtmarkt mit derzeit 56 Prozent für sich beansprucht. Entscheidungen über die Zukunft seien bis dato noch nicht gefallen, heißt es.

Neben den gerade verkündeten Neuheiten in Form eines leichten Diesel-Low-Entry-Busses, des Doppelgelenkbusses als Trolley und eines 12-Meter-Busses mit Ballard-Brennstoffzelle (siehe Kasten unten) entwickelt Solaris auch seine E-Busse, von denen bisher 155 auf der Straße sind, ständig weiter – derzeit laufen in Krakau bereits zwei Busse der dritten Generation! Das betrifft natürlich zuerst die Batterien, das neue Herzstück des Busses, das bisher der gute alte Dieselmotor war (und dessen Platz im Turm auch bei Solaris noch für sie bereitsteht – erst die nächste Generation von Elektrobussen wird um den Antrieb herum gebaut sein und nicht andersherum). Stellen die Energieträger heute im schlechtesten Falle Strom für bis zu 150 Kilometer zur Verfügung, sollen es ab 2020 bereits rund 200 Kilometer sein, wie Michal Pikula, Leiter der Entwicklung bei Solaris, ankündigt. Ein erster Schritt in diese Richtung ist die Umstellung der bisherigen Lithium-Eisen-Phosphat(LTO)-Batterien – bei Solaris unter dem gängigen Label "High Energy" vermarktet – auf wassergekühlte Lithium-Nickel-Mangan-Cobalt-Oxid(NMC)-Batterien, bei der die baugleichen Module beibehalten werden. Diese Batterien setzen sich mittlerweile bei vielen Herstellern durch und sollen sich vor allem durch eine höhere Lebensdauer auszeichnen: "Die Batterien haben zwar einen um 25 Prozent höheren Energiegehalt als die bisherigen, aber sie nutzen weniger davon aus, was sie langlebiger macht", erklärt Pikula.