Scania R 590 im Test: Starker Motor mit nur mäßigem Durst

Scania R 590 im Test
Starker Motor mit nur mäßigem Durst

Test: Keine 770, sondern "nur" 590 PS und statt S-Großraumkabine das kleinere R-Fahrerhaus: Auf dem Papier erscheint der R 590 als eine Art "V8 light". Und doch setzt die Kombination ein dickes Ausrufezeichen.

Scania R 590
Foto: Thomas Kueppers

Wer sich als Scania-Kunde für 16,4 Liter Hubraum entscheidet, bekommt im aktuellen Modelljahr einen komplett erneuerten Triebstrang. Da wäre zunächst der V8 selbst, bei dem Scania nun in allen Leistungsstufen auf eine Abgasrückführung und einen variablen Turbolader verzichtet. Stattdessen bilden ein SCR-only-System mit zweigeteilter Adblue-Einspritzung (Twindosing) und ein normaler Wastegate-Lader die Kernkomponenten der Abgasanlage, egal ob 530, 590 (so der Testwagen), 660 oder 770 PS. Als weitere Merkmale nennt Scania weniger innermotorische Reibung, eine neue Hochdruck-Kraftstoffpumpe, neue Hard- und Software für das Motormanagement sowie höhere Verdichtungsverhältnisse und Kompressionsdrücke. Darüber hinaus hat das 16,4-Liter-Triebwerk ein paar Kilogramm abgespeckt. Mit einem Trockengewicht von knapp 1,4 Tonnen sind freilich immer noch rund fünf Zentner mehr fällig als beim (derzeit aktuellen) 12,7-Liter-Sechszylinder DC13.

Scania R 590
©Thomas Kueppers
Die Front öffnet Scania-typisch nach oben und zu den Seiten und muss vorm (elektrischen) Kippvorgang offen stehen.

Zweite neue Schlüsselkomponente ist das Getriebe G33CM. Dabei steht die 33 für bis zu 3.300 Nm Eingangsdrehmoment (der 770-PS-V8 mit 3.700 Nm ist also noch außen vor) und das C für einen Crawler. Hinzu kommt ein Overdrive, was 14 Gangstufen und eine große Spreizung von 26,7 ergibt. Im Gegensatz zu klassischen Overdrive-Getrieben bleibt der Hauptfahrgang aber der direkt übersetzte zwölfte Gang, worauf auch die 2,59 zu 1 übersetzte Hinterachse abgestimmt ist. Mit 315/70er-Reifen liegen damit bei 85 km/h rund 1.190 Umdrehungen an. Auf nur knapp 930 Touren im Overdrive sackt die Nadel im Drehzahlmesser nur dann, wenn es der Getrieberechner im Zusammenspiel mit der GPS-gestützten Streckenvorausschau für sinnvoll erachtet. Konkret ist das immer wieder in längeren Flachstücken und leicht wellenförmigem Gelände der Fall, wobei der R 590 trotzdem kein Tempo verliert. Die 3.050 Nm Drehmoment liegen bis runter auf 925 Umdrehungen an, da sind im Drehzahlkeller auch kleinere Hügel noch ohne Schaltung machbar.

Auf 4.700 Nm Bremsmoment zugelegt

Im gefahrenen Standardmodus gast die Opti-cruise-Schaltautomatik vor Steigungen zusätzlich an (bei gesetzten 85 auf bis zu 88 km/h), was bergauf weitere Drehzahlreserven bringt. Im Endeffekt, mit testüblichen Über- und Unterschwingern von plus/minus 5 km/h, kommt der R 590 mit 85,9 km/h über die Runde und bleibt damit nur knapp 1 km/h unter dem Flaggschiff 770 S. Dabei sind es einmal mehr die mit bis zu 90 km/h hinabgerollten Gefälle, die den Schnitt über den auf 85 km/h eingestellten Tempomaten hieven. Im Auslauf von Gefällen lässt die Getriebesteuerung auch mal kurzzeitig auf 91 bis 92 km/h rollen, was im System fest hinterlegt und nicht variierbar ist; vor Blitzern einbremsen muss man dann schon selbst. Bremsleistung steht jedenfalls satt zur Verfügung. Zwar nicht unbedingt seitens der Motorbremse – mit 408 PS aus 16,4 Liter Hubraum kein Ruhmesblatt –, wohl aber aus dem Scania-Retarder. Mit Einführung der neuen Getriebegeneration heißt das Teil R4700D und hat von bislang 4.100 auf 4.700 Nm Bremsmoment zugelegt. Auskuppelbar, um Schleppverluste zu vermeiden, ist der Retarder nach wie vor.

Scania R 590
©Thomas Kueppers
Tradition und Moderne: analoge Uhren und Farbdisplay im Scania-Cockpit.

Die Disziplin "steigungsbedingte Schaltungen", im Test traditionell ein Gradmesser für die Triebstrangauslegung, ist mit dem neuen Getriebe gar nicht so leicht zu beantworten. Fakt ist: Auf der Autobahnmessstrecke wurde nur viermal der elfte Gang fällig, ansonsten ging es vor Steigungen nur vom Overdrive wieder in den zwölften Gang zurück – das allerdings ganze 24-mal. Dabei dauerten die Overdrive-Phasen insgesamt auch deutlich länger, als das bei einem 540 S mit DC13-Motor und neuem Getriebe der Fall war. Was den Schluss zulässt: je stärker und zugkräftiger der Motor, desto höher der Spritspareffekt im Drehzahlkeller. Im Gegensatz zum 540er, in dem es bei knapp über 900 Touren ziemlich laut wurde, bleibt es mit dem V8 zudem auch im Overdrive sehr leise.

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