Kaum dass der 18.460 seine Reisegeschwindigkeit erreicht hat, steht eine 14 in der Ganganzeige im zentralen Display. Und verwundert den Fahrer, der ein Zwölfganggetriebe unter sich weiß. Beide haben recht. Der Fahrer, weil es sich tatsächlich um ein Zwölfganggetriebe (plus zwei Crawler) handelt. Die Elektronik, weil sie keinen Unterschied zwischen Fahr- und Kriechgängen macht und alle Zahnradpaarungen im Getriebe gleichberechtigt behandelt. Der erste Gang ist also der kleine Kriechgang (Crawler 1), der größte trägt die Nummer 14. So jedenfalls zählt die Elektronik, auch wenn die MAN-Unterlagen dieses Getriebe Tipmatic 12 + 2 27 DD nennen – also ein Getriebe mit 12 Gängen, zwei Kriechgängen, 2.700 Nm Eingangsdrehmoment und in Direktgangausführung. Zur IAA 2016 hatte MAN die dritte Stufe Efficient Line gezündet. Neben dem schon erwähnten Getriebe zählen dazu allerlei Verbesserungen.
Als da – unter anderem – wären: eine geregelte Wasserpumpe, die ihre Antriebsleistung bei Teillast auf bis zu 20 Prozent reduziert, ein wahlweise lieferbarer und abkoppelbarer Retarder, der ohne Schleppverluste auskommt, eine geänderte Abgasrückführung (AGR) für eine gleichmäßigere Verteilung der rückgekühlten Abgase auf die sechs Zylinder und kräftigere Motoren mit 20 PS mehr Leistung sowie mit 200 Nm mehr Drehmoment.
MAN setzt bei Abgasreinigung auf AGR, SCR und Partikelfilter
420 (309), 460 (338) und 500 PS (368 kW) – so staffelt sich nun das Programm der D26-Motoren. Die dazugehörenden Drehmomente: 2.100, 2.300 und 2.500 Nm. Damit hat MAN jetzt endlich mit dem Wettbewerb gleichgezogen, der in allen Leistungsstufen immer 150 bis 300 Nm mehr bieten konnte. Wichtig ist das Mehr an Kraft vor allen Dingen mit Blick auf den Verbrauch. Denn es geht nicht um mehr Geschwindigkeit, sondern um Drehzahlreduzierung im Hauptfahrbereich. Denn die dafür nötigen längeren Achsen "funktionieren" in diesem Zusammenhang umso besser, je mehr Kraft der Motor liefert. Mit einer Übersetzung von 2,53 zu 1 kombinierte MAN den zu diesem Test angetretenen TGX 18.460 FLS, was rund 1.170/min bei Tempo 85 diktiert. Die 12,4 Liter große Motorenbaureihe D26 (für 126 Millimeter Bohrung) gilt sozusagen als Brot- und Butterantrieb im TGX. Die Alternativen heißen D20 (10,5 Liter) und D38 (15,2 Liter), die das Angebot mit 360 PS (265 kW) und mit bis zu 640 PS (470 kW) nach unten und oben ergänzen.
Die Abgasreinigung obliegt einer Kombination aus AGR, SCR und Partikelfilter mit hoher Rückführrate der Abgase und relativ geringer Adblue-Einspritzung. Anders als bei den Konzern-Kollegen von Scania, die sich immer weiter von der AGR-Technik trennen und "SCR-Only" favorisieren, setzt MAN nach wir vor auf diesen Mix, der freilich einen Nachteil hat: Bestverbräuche sind damit nicht zu erreichen. Der Grund für den nicht optimalen Verbrauch ist die sauerstoffarme Verbrennungsluft, die kühler verbrennt und damit die Stickoxide begrenzt, aber eben auch den Wirkungsgrad verschlechtert. Doch trotz AGR nähert sich der getestete 460er den Bestwerten, die in dieser Leistungsklasse zwischen 32,0 und 34,0 l/100 km liegen, und kommt am Ende der Messungen mit 34,4 l/100 km aus. Die nötigen 1,2 l/100 km Adblue sind der Rede kaum wert und typisch für derart gereinigte Motoren. Gegenüber früheren Tests mit D26-Motoren (Euro 6) sackte der Verbrauch um 1,0 bis 2,0 l/100 km ab.
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