MAN startet Serienproduktion: E-Lkw laufen in München vom Band

MAN startet Serienproduktion
E-Lkw laufen in München vom Band

Im MAN-Werk München laufen ab sofort E-Lkw in gemischter Serienproduktion vom selben Band wie die Diesel-Trucks.

MAN SOP E-Truck
Foto: Markus Bauer

Ein historischer Moment, so beschreibt MAN den Startschuss für die Serienproduktion seiner schweren E-Lkw in München. Ab sofort rollen die Stromer vom selben Band wie ihre Verbrenner-Pendants. Die Mischproduktion bringt für den Hersteller eigenen Angaben verschiedene Vorteile mit sich. So sichere diese maximale Flexibilität. Die Werker produzieren am selben Band mit demselben Takt (aktuell 7 Minuten, 30 Sekunden) je nach Bedarf die gewünschte Antriebskonfiguration. Die benötigten Bauteile werden im Fischgrätensystem ans Band zugeliefert.

Produktionslinien möglichst effizient ausgetaktet

Allerdings unterscheiden sich je nach Antrieb die Arbeiten an den Stationen teils maßgeblich und folgen so dem sogenannten Line Balancing, also der optimalen Austaktung jeder Station. Wo beim Verbrenner beispielsweise die Abgasnachbehandlung installiert wird, montieren die Arbeiter beim Stromer die Akkupacks an den Rahmen. Das Powerpack, also die beiden Batterien unter dem Fahrerhaus inklusive weiterer E-Komponenten nehmen platzoptimiert denselben Raum und praktisch dieselben Abmessungen ein wie der Verbund aus Dieselmotor und Getriebe.

100 Lkw pro Tag – egal welcher Antrieb

Insgesamt komme man, so MAN, mit 95 Prozent der bisherigen Anlagentechnik aus. Nur fünf Prozent sind für die E-Montage hinzugekommen, was den nötigen Qualifizierungsaufwand der Belegschaft – im Werk München arbeiten 8.000 Menschen – deutlich zügelt. Die Fertigungskapazität im Werk beträgt demnach rund 100 Lkw pro Tag. Dabei sei es unerheblich, um welche Antriebsart es sich jeweils handelt.

Vlaskamp: Serienstart ist historisch

„Der Start der Serienproduktion unserer Elektro-Lkw ist historisch“, sagt Alexander Vlaskamp, CEO von MAN, kurz bevor er den Vorhang vor dem ersten in Serie produzierten E-Lkw lüftet. „Er markiert einen Wendepunkt in unserer Geschichte. Die Zukunft von MAN beginnt jetzt, genau in diesem Moment. Das gesamte Team von MAN ist stolz darauf, die Transformation vom Diesel- zum Elektro-Antrieb aktiv mitzugestalten. Mit unseren hocheffizienten E-Lkw wird der lokal emissionsfreie Güterverkehr Realität. Das ist ein enorm wichtiger Schritt, um unser Ziel zu erreichen, bis 2050 CO2-neutral zu sein. Dass wir die E-Lkw zusammen mit unseren modernsten Diesel-Lkw auf einer Linie fertigen können, ermöglicht uns zudem eine enorme Flexibilität und erhöht die Wirtschaftlichkeit in der Fertigung.“ MAN habe knapp 400 Millionen Euro in die Forschung und Entwicklung investiert, um sein konventionelles Portfolio auch mit batterieelektrischem Antrieb anbieten zu können. Die Palette reiche von 12 bis 50 Tonnen und bilde vom Müllsammler bis zum Langstrecken-Truck alles ab. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Bis Jahresende wollen wir die ersten 1.000 Elektro-Lkw ausliefern. Damit ließen sich, je nach Einsatz und Strommix, CO2-Emissionen vergleichbar mit denen einer Kleinstadt einsparen. Das ist ein enormer Hebel. Die Politik muss nun mit Blick auf den Ausbau der Infrastruktur und CO2-Bepreisung die Weichen richtig stellen, damit der Hochlauf der E-Mobilität weiter Fahrt aufnimmt.“

Weber: Wirtschaftliche und klimapolitische Ziele in Einklang bringen

Manfred Weber, Mitglied des Europäischen Parlaments und Vorsitzender der EVP ergänzt: „Innovation und Technologie sind nicht nur der Schlüssel Europas zu wirtschaftlichem Erfolg und internationaler Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch entscheidend, um wirtschaftliche und klimapolitische Ziele miteinander in Einklang zu bringen. MAN macht es mit dem E-Truck vor und zeigt, wie ein emissionsärmerer Güterverkehr aussehen kann. Und wenn diese Innovation noch dazu aus Bayern kommt, macht mich das stolz.“

700 Bestellungen für E-Lkw

Bereits vor dem Start der Serienproduktion hat MAN eigenen Angaben zu Folge knapp 200 elektrische Vorserien-Lkw hergestellt und an Kunden übergeben. Diese waren demnach schon rund zwei Millionen Kilometer im realen Kundeneinsatz in Europa unterwegs. Die länge der Tagestouren reichen laut MAN bis zu 850 Kilometer bei durchschnittlichen Verbräuchen von 97 kWh pro 100 Kilometer. Zudem habe man schon rund 700 Aufträge für E-Lkw erhalten.