MAN Stadtbus im Test: Mehr Effizienz für den Lion's City

MAN Stadtbus im Test
Mehr Effizienz für den Lion's City

Kurz vor seiner finalen Ablösung wird der MAN Lion's City noch mal auf höhere Effizienz getrimmt. Ob und was das dem bekannten Stadtbus bringt, klärt unser Test.

MAN Lion City
Foto: Jacek Bilski

Einer ist immer der Letzte und manchmal kann man es ihm nicht mal verdenken. In den letzten Jahren haben alle Hersteller ihre Stadtbuspalette erneuert oder ihr zumindest ein deutliches Facelift verpasst. Angefangen beim Mercedes Citaro, der kunstvoll in einer dreistufigen Launch-Choreografie erneuert wurde, bis hin zum Otokar Kent glänzen die neuen Modelle auf Messen und Straßen Europas. Dieser MAN Lion's City, der zum Test angerollt ist, glänzt zwar ebenfalls, nur ist das nicht seiner Innovationsfreude zu verdanken. Vielmehr mussten ein weiteres Bugmasken-Redesign und die nicht ganz unbekannte Idee der verglasten Seitenwände im Stehperron-Bereich ausreichen, um dem Oldie etwas Glamour einzuhauchen. Der Stadtbus steht wohl 2018 vor seiner endgültigen Ablösung – und das parallel durch einen Elektrobus und eine Dieselvariante. Viele Verkehrsbetriebe warten schon händeringend auf die Stromer. Das Grunddesign des Solowagens ist seit 2004 unangetastet, die Grundstruktur des Fahrzeuges seit 1997 weitgehend gleich.

Die letzten strukturellen Versuche, dem Konzept etwas mehr Innovation einzuhauchen – wie ein 20,5 Meter langer Vierachser oder eine preis­bewusst konstruierte Low-Entry-Familie – kamen nicht über den Prototyp-Status hinaus oder werden vom mitteleuropäischen Kunden weitgehend ignoriert. Ein Schicksal, das dem MAN-Busbereich namens Neoman Bus GmbH aus München von 2006 bis 2010 ebenfalls zuteil wurde. Galgenfrist statt Innovationsfreude war sein Schicksal – fünf verlorene Jahre in der Produktstrategie das betrübliche Ergebnis.

Ein altes Konzept kann keine Riesensprünge machen

Trotzdem ist die technologische Weiterentwicklung nicht ganz am Bestseller des Konzerns vorbeigegangen, Euro 6 und gesteigerte Effizienz­wünsche der Kunden sei es gedankt. Zudem waren die robusten und kraftvollen Motoren schon jeher ein starkes Argument für den Löwen aus München mit erkennbaren Braunschweiger Genen. Was lag also näher, als die äußerlichen "Nettigkeiten" mit einem regelrechten Effizienzpaket zu krönen? Neben dem Abspecken von bis zu 200 Kilogramm bei Gerippe und Bauteilen geht es hierbei vor allem um verbrauchsrelevante Bauteile wie einen zweistufigen Luftpresser oder eine Motorabschaltung. Ein echtes Stopp-Start-System wird dagegen dem Nachfolger vorbehalten bleiben. Um den Erfolg dieser Maßnahmen auch objektiv abzusichern, beauftragte MAN zur Busworld den TÜV Süd, um Vergleichswerte nach SORT und im echten Verkehr zu errechnen, allerdings wurde zum Vergleich ein Solobus nach EEV-Standard von 2012 herangezogen. Zur Erinnerung: Bis EEV kam MAN mit der AGR-Technologie im Busbereich ohne SCR zurecht, was allerdings den Verbrauch etwas ungünstiger aussehen ließ. Die vom TÜV ermittelten Werte von rund zehn Prozent Verbrauchsminderung dürften also vor allem auf das Konto der SCR gehen. Der Gesamtverbrauch von 43,6 Liter auf 100 Kilometer, den unsere lastauto omnibus-Runde auf der schweren Linie 42 in Stuttgart ergab, liegt der SORT-Runde der TÜV-Prüfung mit 44,5 Litern sehr nahe, obwohl der Wagen mit rund zwei Tonnen mehr beladen war als bei der SORT-Runde im Münchener Flachland. Auch wenn der erste Test eines MAN-Euro-6-Wagens knapp unter 40 Litern lag, ist dieser Wert gerade im Vergleich mit einem Solo-Hybridbus des Hauses mit 37,8 Litern durchaus plausibel.

Fazit: Mit einem rund 20 Jahre alten Konzept kann man auch mit erstklassigen Motoren keine Riesensprünge machen. Da muss man schon Grundlegendes an Konzept und Struktur verändern – so wie Mercedes, dessen erster Citaro-Euro-6-Testwagen sogar den MAN Hybrid leicht unterbieten konnte. Der Verbrauch des Testwagens geht unter diesen Umständen durchaus in Ordnung – sensationell ist er dagegen nicht, was aber auch nicht zu erwarten war. Selbstverständlich ist ein ­Tagestest immer nur eine von vielen Parametern abhängige Momentaufnahme, die einen Dauerlauf über Wochen und Monate im echten Betrieb nicht ersetzen kann. Zudem sind Stadtbus-Tankanlagen sehr spezifisch und ihre Betankung zuweilen trickreich.

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