Autonomes Fahren ist in der Logistikbranche schon länger gefragt. MAN Truck & Bus bringt das Thema nun erneut auf die Agenda. Laut eigenen Angaben veröffentlicht das Unternehmen jetzt als erster Lkw-Hersteller einen 747 Szenen umfassenden Satz von Sensor- und Fahrzeugdaten aus Entwicklungsfahrten. Die kostenlosen und frei zugänglichen Datensätze sollen vor allem Herstellern, Universitäten und Softwareentwicklern, die unabhängig voneinander am automatisierten Fahren arbeiten, bei der Entwicklung unter die Arme greifen.
Darüber hinaus ermöglicht es einen einheitlichen Vergleich von Ergebnissen und Methoden als Referenz für wissenschaftliche Untersuchungen und vereinfacht die Zusammenarbeit mit externen Entwicklungspartnern. „Für den Pkw Bereich gibt es hierfür bereits zahlreiche öffentlich verfügbare Datensätze. Für den Truck Bereich jedoch nicht. Mit MAN TruckScenes gehen wir voran, um diese Lücke zu füllen“, betont Dr. Frederik Zohm, Vorstand für Forschung und Entwicklung bei MAN Truck & Bus.
Bedeutung für den Hub-to-Hub Verkehr
Der von MAN veröffentlichte Datensatz bildet vor allem den Fahrbetrieb auf deutschen Autobahnen und zugehörigen Zubringerstrecken sowie den Fahrbetrieb in Terminalumgebung ab. Das deckt laut MAN den Bedarf für sogenannte Hub-to-hub-Verkehre zwischen Logistikknotenpunkten.
Das benutzte Sensorset besteht aus den Daten von vier Kameras, sechs Lidaren, sechs Radaren, zwei inertialen Messeinheiten zur Bestimmung der Lage im Raum (IMS) und hochpräzise globale Navigations-Satelliten-System-Daten (GNSS). Damit umfasst der Datensatz von MAN 4D-Radardaten mit 360°-Abdeckung, wodurch es laut dem Lkw-Hersteller der größte Radardatensatz mit kommentiertem 3D-Begrenzungsrahmen sei.

Auszug aus dem kostenlosen Datensatz von MAN. Er umfasst 747 Szenen und soll künftig Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen frei zur Verfügung stehen.
Zusätzlich wurde bei der Erstellung der 747 Szenen auf die Erfassung unterschiedlicher Wetterbedingungen geachtet. Die Szenen teilen sich dann wiederum in Trainings-, Test- und Validierungsdatensätze auf. Darin enthalten sind dann die Sensor- und Fahrzeugdaten der jeweiligen Fahrsequenz, sowie einige Anmerkungen zur Beschreibung der Fahrsituation wie zum Beispiel Umweltbedingungen, sowie Markierungen für die Objekte um das eigene Fahrzeug.
Autonomer MAN-Lkw
Seit 2022 arbeitet MAN mit elf Partnern im Förder-Projekt ATLAS-L4 an der Entwicklung eines autonomen Lkw für den Einsatz in Autobahnverkehren zwischen Logistikhubs. Das Projekt ist damit an das 2021 in Deutschland verabschiedete Gesetz um autonomes Fahren angelehnt, was auf fest definierten Strecken und mit einer technischen Aufsicht fahrerloses Fahren grundsätzlich erlaubt. Zum Projektabschluss 2025 sind Praxistestfahrten des Prototyps mit einem Sicherheitsfahrer auf der Autobahn vorgesehen. In die Serientechnologie soll das autonome Fahren für Lkw ab Ende der Dekade Einzug halten.