Führt ausgerechnet der Lastwagen-Zwerg Hyundai die Lkw-Riesen Europas vor? Es ist ein bemerkenswertes Projekt, das da in der Alpenrepublik und quasi vor der Nase all der Lkw-Granden Europas stattfindet. Gleitet dort doch schon eine ganze Reihe von Lkw mit Brennstoffzellenantrieb über den Asphalt, während Entsprechendes europäischer Provenienz allenfalls im Prototypenstadium von sich reden gemacht hat.
Altenrhein am Südwestufer des Bodensees, ein Tag im Februar: Blitzblank gewaschen und in die Farben des Unternehmens Gebrüder Weiss gewandet, steht einer dieser Hyundai Xcient Fuel Cell, wie die Brennstoffzellen-Lkw aus Korea mit vollem Namen heißen, tatendurstig vor dem Depot des traditionsreichen Logistikers. Imposant an ihm ist nicht nur die üppig dimensionierte und hoch über Mutter Erde thronende Nahverkehrskabine mit ihren 5,8 Kubikmeter umbautem Raum. Imposant ist an dem Gefährt besonders auch, dass es nicht wie so viele andere mit alternativem Antrieb seinen Dienst "lokal emissionsfrei" verrichtet, wie es immer beschönigend heißt, wenn der Lkw in puncto CO2 & Co seine Hände zwar in Unschuld waschen kann, das Problem aber nur an eine andere, vorgeschaltete Stelle ausgelagert hat.
Altenrhein atmet Nutzfahrzeughistorie
Dieser Vorwurf greift bei unserem orangefarben lackierten Hyundai Xcient Fuel Cell nicht, denn ihn treibt ein Wasserstoff an, der grüner nicht sein könnte und einem eigens dafür umgemodelten Wasserkraftwerk bei Aarau entstammt. In der Ruhe liegt die Kraft, könnte man sagen. Imposant ist nicht zuletzt, wie souverän der Koreaner sich ans Werk macht: Den Startknopf gedrückt, ertönt kein Blubbern, sondern hebt eine Art Säuseln an. Ja, und dann, am unteren rechten Lenkstockhebel von "N" auf "D" gestellt, ertönt auch nicht das leiseste Klicken oder Rucken aus dem Getriebe. Schließlich die Handbremse gelöst und das Gaspedal sachte gedrückt, bleibt es immer noch so leise, dass man die Vögel durch halbgeöffnete Seitenfenster zwitschern hören kann an diesem sonnendurchfluteten Tag.

Die Gegend atmet Nutzfahrzeughistorie und schreibt sie dieser Tage wieder: Nur einen Katzensprung entfernt ist Arbon, der Stammsitz des legendären schweizerischen Herstellers Saurer. Der gehörte in den frühen Tagen des Lkw zur Avantgarde. Und nicht nur das: Er leistete auch tatkräftige Hilfe in Gestalt von Lizenzen, als sich seinerzeit ein deutsches Unternehmen namens MAN erstmals an den Bau von Lkw wagte. Heute ist nicht mehr viel übrig von diesem Glanz vergangener Tage. Doch geschieht in Arbon, wenn auch eher wohlweislich im Stillen, einiges an wegweisender Entwicklung. Befindet sich doch dort dieser Tage eben die Motorenforschung von Fiat Powertrain, deren damaliger Chef Rudolf Ellensohn vor gut einem Jahrzehnt die Branche mit dem Novum "SCR only" überraschte, dem Scania dann bald ebenfalls zu huldigen begann.
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