Nanu, nanu, was geht denn hier vor? Der Sattel ist noch nicht einmal voll beladen, die Strecke wenig mörderisch. Und trotzdem setzt es Schläge auf dem Fahrersitz, dass der Vergleich mit einem kleinen Rodeo so weit nicht hergeholt ist. Keine Frage: Der dreiachsige Auflieger hat wohl seine helle Freude daran, mit der Zugmaschine Pingpong zu spielen.
Eine kleine Inspektion des Fahrgestells fördert indes keine Auffälligkeiten zutage. Zweiblatt-Parabelfederung vorn und Luftfederung hinten sollten’s von ihrem Wesen her doch deutlich besser können. Vielleicht liegt’s aber einfach auch daran, dass es die Vierpunktluftfederung der Kabine manchmal nicht so sonderlich mit den zweilagigen Parabelfedern an der Vorderachse von Scania-Baufahrzeugen kann. Beim Vierachser zum Beispiel hat sich erst kürzlich gezeigt, dass die mechanische Federung am Fahrerhaus für Offroad die bessere Wahl ist. Nehmen wir’s halt hin, dass dieser 4x4 seinem Einsatz gemäß ein rustikaler Typ ist, der zum Ruppigen neigt. Goutieren wir eher, dass es sich bei seinem Motor um ein Kraftpaket handelt, wie es in der 13-Liter-Klasse Seltenheitswert hat. Exakt 2.550 Nm beträgt das maximale Drehmoment des DC13 125, wie der 490-PS-Motor mit vollem Namen heißt.
Schwache Motorbremse
So sehr es der Motor beim Drehmoment eben in sich hat, so schüchtern gibt sich die Maschine allerdings bei der Motorbremsleistung: Über 256 kW oder 348 Brems-PS kommt auch die 490-PS-Variante der 13 Liter großen Reihensechszylinder von Scania nicht hinaus. Und dann steht gerade solch ein Allrad-Sattel ohne Retarder schon etwas kümmerlich da, wenn der Fahrer damit steile Rampen abwärtsfahren soll, deren zweifelhafte Natur den Tritt auf die Betriebsbremse wenig ratsam erscheinen lässt.
Mit dem Scania-Retarder aber, vor allem mit der speziellen verstärkten Bauversion mit
4.100 Nm Bremsmoment, kann er solches Tun schon gelassener angehen.
Mit mehr Biss geht diese hydrodynamische Bremse vor allem im unteren Drehzahlbereich zu Werke: Auf 20 bis 25 Prozent beziffert Scania den Zuwachs an Bremswirkung im Drehzahlkeller gegenüber der eher für den Fernverkehr konzipierten, altbekannten 3.500-Nm-Variante.
Ist echte Schleichfahrt angesagt, bei der ein Sekundärretarder natürlich nicht mehr viel ausrichtet, macht es der Triebstrang des 4x4 mit seinem zweistufigen Verteilergetriebe obendrein möglich, hohe und somit der Motorbremswirkung besonders dienliche Drehzahlen auch bei ganz niedrigen Geschwindigkeiten kinderleicht herbeizuzitieren. Den Kippschalter für den Geländegang eingelegt, schwenkt das Verteilergetriebe von der 0,89er-Übersetzung des Straßengangs um auf eine Zahnradpaarung, die den Wert von 1,59 erreicht. Damit beträgt die Nenndrehzahl-Geschwindigkeit im ersten Gang gerade mal noch 6,2 km/h.
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