Fahrbericht: Junger Budget-Hipster

Fahrbericht
Junger Budget-Hipster

Fahrbericht: Zunächst für den US-Markt konzipiert, startet die Second-Line-Baureihe von Van Hool jetzt auch in Europa. Wir sind den dreiachsigen Reisebus EX 17H aus Belgien gefahren.

Van Hool EX 17H
Foto: Jacek Bilski

Wie kaum ein anderer europäischer Hersteller steht der belgische Busbauer Van Hool für Langzeitqualität und handwerklichen Premiumanspruch. Statt alle paar Jahre ein neues Modell auf den Markt zu werfen, hat man sich dem kundenfreundlichen Konzept der langsamen und behutsamen Reifung verschrieben. Das optische Ergebnis ist daher selten avantgardistisch oder grundstürzend zu nennen. Bei der runderneuerten TX-Baureihe aus Koningshooikt mussten neue Scheinwerfer vorne und hinten sowie leichte Retuschen an Front und Heck für einen frischeren Auftritt sorgen. Der Kunde ist das gewohnt und nimmt das langlebige Design in Kauf. So weit, so vergangen: Mit dem EX will Van Hool jetzt die singuläre Premiumstrategie verlassen und auch den immer größer werdenden Markt der Budget-Fahrzeuge bedienen: der Busse fürs kleine Geld. Denn warum sollte sich der Busprofi nicht an ein Thema wagen, mit dem Iveco und Evobus seit Jahren Erfolg haben? Premium ist schön und gut, aber das große Geld wird mittlerweile woanders verdient.

Van Hool zieht 2013 nach Skopje hoch

Nicht von ungefähr kam der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, aus den USA, wo Van Hool schon seit 1984 als einer der wenigen europäischen Hersteller neben Temsa und ­Setra erfolgreich auf dem Markt ist und wo Busse seit jeher eher robuster als filigraner Machart sind. Insgesamt 500 Fahrzeuge konnte Van Hool an den US-Importeur ABC und weitere Kunden verkaufen, indem die Belgier die Produktionskosten massiv senkten.

Das funktioniert freilich nicht mit belgischen Löhnen, also zog das Unternehmen in Rekordzeit ein Werk mit 829 Mitarbeitern nahe des mazedonischen Skopje hoch und begann noch 2013 mit der Produktion des erfolgreichen amerikanischen Modells CX. Mittlerweile werden rund ein Drittel aller Fahrzeuge der Marke hier produziert. Bis 2018 sollen zudem 15 Millionen Euro investiert werden. Auf der IAA 2014 starteten die Belgier dann mit dem europäischen Bruder EX, zuerst als Zweiachser, im letzten Jahr dann auch als Dreiachser EX 17H. Wie seine belgischen Brüder ist der EX weitgehend aus Edelstahl gefertigt, daher bietet er mit über 16 Tonnen Leergewicht kaum greifbare Gewichtsvorteile, was bei einem Dreiachser aber nicht weiter schlimm ist.

Fast wie ein Gegenentwurf zur eher rundlich-weich gehaltenen Form der TX-Baureihe besticht der preiswertere, jedoch auf den europäischen Modellen basierende EX durch seine klare Linienführung und das schon fast aggressiv gestaltete Heck. Die neue Stringenz zieht sich über die etwas mehr als 14 Meter lange Außenhaut. Das etwas gewöhnungsbedürftige Heck wird durch das brave Design der Bugmaske beinahe konterkariert, deren Mittelteil ganz abgenommen, aber nicht heruntergeklappt werden kann. Links und rechts von ihr prangen kleine Rundspots ohne aufwendige Scheinwerfer­gehäuse, die es aber durchaus in sich haben. Sowohl für Fern- als auch Abblendlicht setzen die Belgier wie schon Setra und Volvo erstmals auf LED-Scheinwerfer in der Serie. Lichtausbeute und Ausleuchtung sind nach ersten nächtlichen Eindrücken famos. Das statische Abbiegelicht bleibt jedoch den TX-Modellen vorbehalten. Kamera und Radarauge ergänzen die moderne Technik an der Front, erstmals geht diese bei den deutschen Herstellern seit Langem erhältliche Sicherheitstechnik bei einem neuen Van-Hool-Modell von Beginn an in Serie, die EU-Gesetzgebung zwingt jetzt dazu. Van Hool setzt dabei auf Wabco-Systeme, die bei unserer Testfahrt allesamt durchaus sehr gut funktionierten.

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