Büssing und MAN: Ungleiche Löwenbrüder

Büssing und MAN
Ungleiche Löwenbrüder

Der Büssing BS 110 hat kaum mehr gemeinsam mit einem MAN Lion‘s City G als den Löwen auf dem Bug.

Büssing und MAN
Foto: Karl-Heinz Augustin, Thorsten Wagner, Omnibusspiegel

An einigen Tagen im Jahr durfte der tiefblaue Büssing BS 110 V-R dann doch vom tristen Linien-Standard abweichen. Da wurde seine Dachkante festlich geschmückt mit den Fähnchen der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ), der Stadt Zürich und der Eidgenossenschaft. So zum Beispiel zum traditionellen "Sechseläuten" oder "Sächsilüüte", einer Art Frühlingsfest, das Mitte April stattfindet und das Ende des Winters verkündet.

Ein Pappmaschee-Schneeman, der "Böögg", wird seit 1902 als Höhepunkt der Festivitäten auf dem zentralen Sechsläutenplatz im Beisein der 26 Züricher Zünfte zeremoniell verbrannt. "Es gibt jährlich sieben oder acht Gelegenheiten, an denen wir unsere Fahrzeuge so beflaggen, aber zahlen müssen das jeweils die Veranstalter, der Kanton rechnet da etwas anders als die Stadt", berichtet Patrick Renner, Leiter Instandhaltung Bus bei den VBZ und schon seit zehn Jahren im Unternehmen. Und der Kanton finanziert die Verkehrsbetriebe. Das war wohl auch einer der Gründe dafür, warum die VBZ seit rund zehn Jahren die kleine Flotte von Oldtimern der Marken Saurer, FBW und Giraf nach und nach an Museen im Land abgegeben hat. Verblieben war nur ein Saurer von 1939 mit Holzaufbau – und der Standardüberlandbus (StÜLB) Büssing BS 110 V-R.

Neuartiges Konzept mit Unterflurmotor

Dabei läutete die Beschaffung der 88 Busse in Zürich Anfang der 70er-Jahre ­eine neue Ära ein, die mit einem enormen politischen Echo einhergegangen sei, erinnert sich Urs Kern, Teamleiter Service Support bei MAN in Otelfingen, der damals bei den VBZ in der Instandhaltung arbeitete. "Die relativ preiswerten Wagen sollten ohne große Revisionen maximal acht Jahre laufen, das war ein echter Paradigmenwechsel damals."
Weil sich die Busse aber als robust und zuverlässig zeigten, ließ man sie dann doch ihre 10 bis 12 Jahre mit einer durchschnittlichen Kilometerleistung von rund 45.000 Kilometern laufen – freilich nicht ganz ohne Überholungen. Den Zuschlag erhielt Büssing als erster ausländischer Lieferant vor allem wegen des neuartigen Konzepts mit dem Unterflur-Heckmotor sowie der seltenen Bereitschaft, Dreitürer zu liefern.

Abgesehen von dieser Extravaganz zeigt sich der Büssing-Elf-Meter-Solowagen voll der Norm der ersten VÖV-Standardbus-Generation verschrieben, inklusive der stark gewölbten Frontscheibe (auch Werkspoor- oder Jukebox-Scheibe). Der Raumeindruck in der sehr hoch angebrachten Fahrerkanzel ist durch diese Eigenart sehr gut, die Blendwirkung der Transistor-Innenbeleuchtung wird hierdurch und durch eine massive Blende unterhalb der Scheibe stark vermindert.

Der Wagenboden ist bis auf die vorderen Radkästen podestfrei, diese sind jedoch geschickt mit Querbänken verdeckt, die dem Vorderwagen einen luftigen Eindruck verschaffen. Der generelle Eindruck hat mit einem Niederflurbus  kaum etwas gemein. Man fühlt sich eher wie in einem Hochboden-Überlandwagen, auch wenn sich die Gesamthöhe von drei Metern nicht wesentlich vom modernen MAN Lion‘s City unterscheidet.

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