Die aktuelle Umfrage von JobMatchMe unter 12.000 Lkw-Fahrern ist durchaus besorgniserregend. Die Gründe für die teils sehr hohe Unzufriedenheit (siehe Kasten) sind vielfältig: Stress, körperliche Belastung aber auch eine schlechte Bezahlung und mangelnde Wertschätzung zählen dazu. "Die Jobzufriedenheit nimmt einen zentralen Stellenwert für das Finden und Binden von qualifizierten Mitarbeitern ein", heißt es. "Wie empirische Studien belegen, hängen das Engagement, die Leistungsfähigkeit und die Loyalität von Arbeitnehmern maßgeblich mit ihrer empfundenen Jobzufriedenheit zusammen. Zufriedene Mitarbeiter sind eher leistungsbereit und bleiben dem Unternehmen länger erhalten."
"Fahrerhaus" für die Belegschaft
Es gibt in Deutschland manche gut geführte vor allem mittelständische Transportunternehmen, die dagegen halten. Auch weil sie von der Betriebsgröße dazu in der Lage sind. Weigand aus Lengelbostel etwa oder Normann aus Bendorf. Und natürlich die Spedition Schröder aus Ebernhahn, über die FERNFAHRER bereits im Heft 3/2022 ausgiebig berichtet hat. Damals war das neue "Fahrerhaus" auf dem Gelände noch im Rohbau, im September 2022 wurde es eröffnet. "Zunächst ging es generell darum, ein Gebäude auf unserem Betriebsgelände zu erbauen, welches die Bedürfnisse unserer fahrenden Mitarbeiter in puncto Hygiene, Ruheraum, Küche, Schlafraum, Aufenthaltsraum, Fernsehraum, Muckibude in Gänze erfüllt und auch zufriedenstellt", sagt Speditionsleiter Joachim Altmann beim Rundgang. "Somit wurde nicht zwischen ortsansässigen und nicht ortsansässigen Mitarbeiter unterscheiden, wohl aber die Situation betrachtet, daß ein "Rückzug" aus der Verladezone hiermit jederzeit gewährleistet sein könnte."
"Es geht nichts über das persönlich geführte Gespräch"
Am Freitagnachmittag herrscht auf dem weiträumigen Freigelände der Fliesenspedition oberhalb des Maxi-Autohofs an der A 3 die übliche Geschäftigkeit. Lkw aus dem Nahverkehr werden ausgeladen, die Touren für die kommende Woche vorgeladen. Altmann kennt natürlich alle Fahrer und Fahrerinnen beim Namen. "Es geht nichts über das persönlich geführte, verbindliche Gespräch", sagt er zur Umfrage. "Das gilt natürlich auch für Bewerbungsgespräche. Ein Algorithmus bietet natürlich sicherlich die Möglichkeit, erste Kontakte herbeizuführen."
Nur feste moderne Lkw
Die moderne Flotte besteht ausschließlich aus für die Fahrer "festen" Actros Lkw mit allen verfügbaren Sicherheitsassistenzsystemen. Es gibt die eigene Werkstatt vor Ort, die stetige Vorhaltung eines "Wechselfahrzeuges", Airbagsysteme am Aufliegerdach für den Winterbetrieb und die automatische Überprüfung des Reifendrucks, die seit 2022 Pflicht ist, an allen Neufahrzeugen. "Drei unserer verdienten Fahrer mit über 30 Jahren Zugehörigkeit haben jetzt als Zeichen der Wertschätzung je einen Actros mit 630 PS bekommen", so Altmann. "Und wir achten darauf, dass die Fahrer nur in Ausnahmefällen erst am Samstag nach Hause kommen. Die jährliche Urlaubsplanung gibt es bereits verbindlich im Januar, dazu ein Sommerfest mit der ganzen Familie."
Gesundheit hat hohen Stellenwert
Vor allem das Thema Gesundheit wird großgeschrieben. Rund 30 Personen nutzen ein- bis zweimal die Woche, entweder unterhalb der Woche von 17 Uhr bis 19 Uhr oder am Wochenende sonntags am Vormittag den eigenen Fitnessraum im Fahrerhaus mit modernsten Geräten. "Wir haben dazu einen Betriebsarzt in einem fünf Kilometer entfernten Krankenhaus, der täglich erreichbar ist", betont Altmann. "Das in Verbindung mit einer betrieblichen Krankenversicherung. Und wir haben zudem eine Zahnärztin in einem fünf Kilometer entfernten Ort." Zur Debatte um die Erhöhung der Lkw-Maut meint Altmann, dass sie die mittelständisch geprägte Transport- und Logistikbranche nachhaltig verändern wird. "Aktuelle Marktteilnehmer werden weniger, die Branche wird industrialisiert, hin zu großen, osteuropäischen Flotten. Dies wird alles sehr schnell am Mautanteil zwischen Inländer und Ausländer in den nächsten Jahren erkennbar sein." E-Lkw für seine Spezialfahrzeuge sieht er vorläufig noch nicht, wenn ständig mit 40 Tonnen gefahren wird.
Hohe Unzufriedenheit unter Lkw-Fahrerinnen und -Fahrern
Laut des „Zufriedenheitsreports - Logistik 2023“ von JobMatchMe aus Hamburg ist jeder vierte Lkw-Fahrer in Deutschland sehr unzufrieden in seinem Beruf. Spitzenreiter ist Mecklenburg-Vorpommern. Im Zeitraum Januar bis Juni 2023 ist die Unzufriedenheit laut einer Umfrage sogar um 12,9 Prozent gestiegen. 36 Prozent der Fahrer würden demnach am liebsten den Beruf wechseln. Alle Fakten und Zahlen Zahlen zu diesem Report finden sich hier zum Download.