Bundeshaushalt und Lkw-Stellplätze

Bundeshaushalt und Lkw-Stellplätze
Laufende Vorhaben gesichert

Seit Juli 2025 stehen auf der neu errichteten Tank- und Rastanlage Lichtendorf-Süd 170 Lkw-Stellplätze bereit, bereits im Juni wurde die T&R Hunsrück-West an der A61 durch das telematische Parken von 59 auf 89 Lkw-Stellflächen erweitert. Ein weiterer Ausbau mit beiden Konzepten ist langfristig geplant.

DEGES/Jan Bergrath
Foto: DEGES/Jan Bergrath

Es ist in diesen Wochen schon eine Seltenheit, wenn befragte Lkw-Fahrer einfach mal zufrieden sind. So wie etwa Mike Redeker aus Osterode, der seit 30 Jahren im Fernverkehr beschäftigt ist und am 22. Juli mit seinem MAN auf die um diese Zeit noch ziemlich leere, wie es in der offiziellen Pressemeldung heißt, acht Fußballfelder große, am 1. Juli neu eröffnete Tank- und Rastanlage Lichtendorf-Süd mit insgesamt 170 Lkw-Stellplätzen an der A1 fährt, um dort seine tägliche Ruhezeit zu verbringen. "Ich bin begeistert, denn weitere Lkw-Parkplätze sind dringend erforderlich. Allerdings wusste ich überhaupt nichts davon."

Auch Florian Lauwerth aus Osnabrück, der hier seine Fahrtunterbrechung einlegt, kennt auf seinen täglichen Touren im Regionalverkehr in den frühen Morgenstunden nur restlos überfüllte Rastanlagen oder unbewirtschaftete Parkplätze, an denen um diese Zeit andere Lkw-Fahrer aus purer Not in den Aus- und Einfahrten parken, was immer wieder zu schweren Unfällen führt. "Das ist eine echte Erleichterung für uns Fahrer. Ich werde wiederkommen!"

Rund ein Jahr Bauzeit

In rund einem Jahr Bauzeit wurde mit Lichtendorf-Süd von der DEGES und der Autobahn GmbH des Bundes für rund acht Millionen Euro der größte Lkw-Parkplatz in Nordrhein-Westfalen errichtet, der auch im bundesweiten Vergleich unter den Top 3 zu finden ist. "Eine Besonderheit sind die räumlich getrennten Auf- und Abfahrten für den Lkw-Verkehr", heißt es in einer Pressemitteilung. "Über eine eigene sieben Meter breite Abfahrt werden die Lkw zu den Stellplätzen und auch wieder zurück auf die Autobahn geleitet. Rund 8000 Sträucher und Bäume wurden gepflanzt, ein Wildschutzzaun mit einer Länge von einem Kilometer errichtet sowie großflächig artenreiches Grünland angesät." Durch diese umfassenden Maßnahmen sei es gelungen, die große Anlage in die bestehende Umgebung harmonisch einzupassen. Die Fertigstellung der gesamten Tank- und Rastanlage ist für Sommer 2026 geplant.

"Unsere Planung läuft bereits seit 2017", erklärt Abdelkarim Fahim, vor Ort der Baustellenbevollmächtigte der DEGES auf einer der zahlreichen blauen Bänke, die über das gesamte Gelände verteilt sind. "Aus den alten Lkw-Parkflächen vor dem Rasthaus wird eine eigene Anlage für Busse und Pkw gebaut. Und wir als DEGES hatten das Glück, dass wir uns mit lediglich zwei Eigentürmern der vorherigen Fläche hinter dem Rasthaus schnell einig werden konnten."

Bis die Bäume Schatten spenden...

Derzeit noch im Bau ist eine eigene Toilettenanlage auf dem Parkplatzgelände, die es den Fahrern aus aller Herren Länder ermöglicht, den derzeit in der Zielgruppe hoch umstrittenen, 1 Euro teuren Gang zu Sanifair ohne realistische Vergütung im Shop zu ersparen. Der Wermutstropfen auf den gerade im Sommer heißen Asphalt ist die Tatsache, dass eine komplette Überdachung durch Solarzellen in der damaligen Planung nicht vorgesehen war, eben so wenig wie Ladesäulen für E-Lkw. Was einmal mehr belegt, dass die Zeit vom Planfeststellungsverfahren bis zum Baubeginn hierzulande immer noch viel zu lange dauert, und spätere technische Weiterentwicklungen unter Umständen nicht berücksichtigt werden.

Um dennoch in absehbarer Zukunft in den Ruheoasen einigermaßen Schatten zu haben, wenn die Rastanlage an den Wochenenden vor allem von osteuropäischen Lkw ausgelastet ist, werden natürlich auch weitere Bäume gepflanzt: "Das macht man allerdings in der Regel im Herbst", erklärt Fahim. Dann sei immer noch mit ungefähr drei Jahren zu rechnen, bis diese Bäume vollumfänglich ihre schattengebende Wirkung entfalten.

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Zu Gunsten der Verkehrssicherheit

Wie gefährlich der Parkplatzmangel ist, hat gerade erst der Auto Club Europa (ACE) veröffentlicht. In der Pressemeldung der DEGES kommt daher auch Dirk Krüger, der Verkehrsexperte des ADAC Westfalen e.V., zu Wort. "Jeder neugeschaffene Lkw-Parkplatz verbessert die Verkehrssicherheit auf unseren Autobahnen. Fernfahrer brauchen sichere Stellplätze – nicht nur für ihre Ruhezeiten, sondern auch, um riskante Notsituationen an Einfahrten und Standstreifen zu vermeiden. Die Inbetriebnahme des größten Lkw-Parkplatzes in Nordrhein-Westfalen ist daher ein wichtiger Schritt, um die Park-Situation auf deutschen Autobahnen zu verbessern."

Marcus Hover, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Wirtschaft und Kommunikation des Verbands Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen e. V., ergänzt: "Wir begrüßen den Ausbau der Lkw-Stellplätze auf der Rastanlage Lichtendorf-Süd sehr. Natürlich ist der Ausbau auf dann insgesamt 170 Stellflächen nur eine Entlastung und keine Lösung des Problems, schließlich fehlen alleine in NRW über 4.000 Lkw-Parkplätze, einige Studien verweisen sogar auf ein Defizit von 8.000 Stellflächen. Dabei ist es natürlich mit drei weißen Farbstrichen auf Asphalt nicht getan: Die Menschen, die täglich bewegen, was wir zum Leben brauchen, verdienen Respekt. Und das sollte sich zumindest zeigen in Sicherheit, etwa durch ausreichende, aber nicht zu helle Beleuchtung, Ruhe durch geeigneten Lärmschutz und dem Zugang zu sanitären Anlagen mit warmem Wasser und Heizung."

Weiterer Ausbau in Planung

Laut Pressestelle der Autobahn GmbH in Berlin stehen auf den bewirtschafteten Anlagen derzeit rund 29.200 Stellplätze zur Verfügung, dazu gibt es rund 32.100 Lkw-Stellplätze auf den unbewirtschafteten Rastanlagen, wie eine Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) ergeben habe. "In den Jahren 2026 und 2027 ist die Schaffung von insgesamt rund 1.500 neuen Lkw-Stellplätzen durch den Ausbau von über 40 Rastanlagen geplant", heißt es auf Nachfrage. Allerdings ist gerade in den Ballungsgebieten der Erwerb von entsprechenden Flächen vor allem durch Einwände von Bürgerinitiativen immer schwieriger – und teuer.

Die alternative Lösung sind daher die kostengünstigeren Erweiterungen auf der Fläche selbst, wie seit dem 11. Juni auf der Tank- und Rastanalage Hunsrück-West an der A61, wie die Lokalpresse anlässlich der Einweihung in Anwesenheit des neuen Bundesverkehrsministers Patrick Schnieder (CDU) berichtete. Hier wurde für 900.000 Euro durch das "Kolonnenparken" die Zahl der Lkw-Stellplätze auf der heute zur Verfügung stehenden Fläche von gut 7.500 Quadratmetern von derzeit 50 auf insgesamt 78 erhöht.

Thorsten Wagner

Das telematische bzw. Kolonnenparken am Rasthof Hunsrück-West aus der Vogelperspektive.

Steuerung über die Telematik

Was sich dahinter verbirgt, beschreibt die Autobahn GmbH, die nun auch gezielt auf intelligente, digitale Lösungen zur effizienteren Nutzung des vorhandenen Parkraums setzt. "Dazu gehören insbesondere die dynamische Lkw-Parkstandserfassung beziehungsweise Flächenerfassung." Das heißt: Über die Autobahn App erhalten Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer minutengenaue Informationen zur Verfügbarkeit von Stellplätzen auf den jeweiligen Rastanlagen. Dies reduziert den Parksuchverkehr erheblich und erhöht die Planungssicherheit.

Lkw werden mithilfe dynamischer Anzeigen in Parkreihen hintereinander sortiert – basierend auf ihrer geplanten Aufenthaltsdauer und Abfahrtszeit. So kann der vorhandene Raum deutlich effizienter genutzt werden. "Aktuell gibt es bundesweit fünf Rastanlagen mit telematischen Parkverfahren. Bis 2030 sollen bis zu 50 weitere Anlagen in ähnlicher Weise ausgestattet werden. Hierfür richtet die Autobahn GmbH derzeit ein Kompetenzzentrum für telematisches Parken ein. Ein spezialisiertes Team soll künftig die Umsetzung der telematische Parkverfahren bündeln und intensiv vorantreiben."

Rechnung ohne die Autohöfe

In dieser Rechnung sind die privaten Autohöfe nicht enthalten. Auch nicht die vielen in den Industriegebieten und Terminals des Kombinierten Verkehrs, so wie hier in Neuss, nach wie vor geduldeten Lkw überwiegend aus Osteuropa, die im Wesentlichen mit dazu beitragen, dass auch ein lobenswertes System wie das von KRAVAG Truck Parking, bei dem sich mehrheitlich deutsche Speditionen gegen eine geringe Gebühr meist unter der Woche freie Parkplatzkapazitäten zur Verfügung stellen, am Ende nicht zur allgemeinen Entlastung beiträgt.

Denn diese Frachtführer, oftmals im Auftrag großer Logistiker, verfügen laut einer fehlenden EU-Vorgabe eben in Deutschland nicht über diese potenzielle Möglichkeit des partnerschaftlichen Parkplatztauschs. Bei einem mittlerweile nahezu gleichen Anteil der Nutzung der deutschen Autobahnen besteht weiterhin ein Manko, sodass auch die beste Telematik aller aktuellen Anbieter letzten Endes den Mangel an Parkplätzen nur verwaltet.

Reicht für den Ausbau überhaupt das Geld?

"Auch vor dem Hintergrund fehlender Parkplätze kritisieren wir die Streichung der Zusätzlichkeit beim Sondervermögen für die Infrastruktur", sagt Marcus Hover. "Hier hatten wir deutlich mehr erwartet: Wenn jetzt das Sondervermögen zwar für die Infrastruktur genutzt wird, gleichzeitig aber der reguläre Verkehrshaushalt unter die Grenzen der letzten Jahre zurückgefahren wird, bleibt am Ende kaum mehr für Straßen, Brücken und Rastplätze über. Wir haben uns gerade mit anderen Verbänden in einem offenen Brief an MP Wüst gewendet, um so etwas für den NRW-Haushalt zu verhindern."

Nur in dieser Hinsicht klingt die Antwort der Autobahn GmbH auf den ersten Blick geradezu beruhigend: "Eine Haushaltsperre besteht aktuell nicht", erklärt der Sprecher, "vielmehr gilt seit Januar 2025 eine vorläufige Haushaltsführung. Im Zuge der vorläufigen Haushaltsführung dürfen nur sogenannte 'unabweisbare' Vorhaben neu begonnen werden. Rastanlagen zählen nicht dazu, da aus rechtlicher Sicht Autobahnen auch ohne neue zusätzliche Lkw-Stellplätze weiterbetrieben werden können. Laufende Vorhaben, bei denen der Baubeginn in 2024 oder eher erfolgte, werden fortgeführt und abgeschlossen."