Er könnte nicht nur einer der ersten, sondern auch einer der letzten Elektrobusse von Temsa in Deutschland sein, der da auf der Blue Lane der IAA Mobility in München zu sehen war. Das türkische Unternehmen aus Adana, das in den vergangenen Jahren gleich zwei Eigentümerwechsel hinter sich gebracht hat, wird künftig nämlich in mittel- und osteuropäischen Märkten sowie in Skandinavien seine batterieelektrischen Stadtbusse unter der für ihre E-Expertise bekannten tschechischen Marke Škoda anbieten, die jetzt gewissermaßen eine Schwesterfirma von Temsa ist. Tanya Altmann, seit Kurzem Geschäftsführerin Deutschland und Senior Vice President für das globale Busgeschäft von Škoda Transportation, einem der spannendsten Newcomer im deutschen ÖPNV-Geschäft, sagte uns dazu in München: "Wir möchten die umweltfreundlichen Stadtbusse von Temsa unter der Marke Škoda vertreiben, da beide Marken miteinander kooperieren. Deutschland ist einer unserer definierten Škoda-Märkte, auf denen wir organisch wachsen und Arbeitsplätze generieren wollen."
Dabei soll Temsa weiterhin Reisebusse verkaufen. "Beide Marken sollen sich wie bisher ganz klar auf ihre traditionellen Marktsegmente fokussieren. Es wird hierbei keinen internen Wettbewerb geben, weil die Verantwortung gegenüber dem Kunden ganz klar adressiert wird." Das dürfte eine ebenso spannende wie herausfordernde Entwicklung werden, zumal es sich die Marke Temsa in den vergangenen Jahren in Deutschland imagetechnisch nicht eben leicht gemacht hat. Das Kalkül, mit der Traditionsmarke Škoda – die seit 85 Jahren vor allem die sehr robusten Trolleybusse mit ihrer Traktionstechnik ausrüstet – Elektrobusse zu verkaufen, könnte durchaus aufgehen, wenn man es professionell und mit echter (Wo)man-Power anpackt.
Temsa mit Elektrobussen bisher eher zurückgehalten
Bis es so weit ist, nehmen wir aber den ersten elektrischen Gehversuch von Temsa, den 2015 als eigenständige Entwicklung gestarteten MD9 Electricity, genauer unter die Lupe. Er wurde auf der IAA Mobility in München erstmals mit 13 anderen Elektrobussen auf der Blue Lane zwischen Messegelände und Innenstadt eingesetzt. Temsa selbst hat sich in Deutschland mit dem Thema Elektro bisher deutlich zurückgehalten, was sich jetzt als glückliche Fügung herausstellen dürfte. Der kleine Stromer hat auch gleich seinen Technikvater mitgebracht, der uns ebenfalls Rede und Antwort stand: Burak Onur, seines Zeichens Entwicklungschef für Elektroantriebe in Adana. "Dieses Fahrzeug ist ein Nischenmodell, weil es nicht wie sonst üblich vom Zwölfmeterwagen abgeleitet wurde und so eine deutlich geringere Breite bietet. Daher können wir auch viel leichter sein und eine bessere Effizienz erreichen als unsere Wettbewerber." Viele gibt es da aber gar nicht, nur der chinesische Hersteller BYD und seit Kurzem Solaris bieten vergleichbare Midibusse an.

Das Ergebnis dieses typisch türkischen Kleinbuskonzepts: ein wieselig-wendiger Midi mit 2,40 Meter Breite, 9,4 Tonnen Leergewicht und einer maximalen Kapazität von 54 Personen – durchaus beachtlich. Die Grenze nach oben sei dabei weniger von der Technik als von der rechnerischen Zulassung vorgegeben, ergänzt Onur. Der rekordverdächtige Wendekreis von 16,6 Metern trägt obendrein wesentlich zum Pkw-artigen Fahrgefühl des Stadtbusses im Bonsaiformat bei, der in der präsentierten dreitürigen Ausführung so wohl eher nicht seinen Weg nach Mitteleuropa finden dürfte, wo stufenlose Einstiege das Maß aller Dinge sind. Die Batterien trägt der kleine Türke allesamt weit unten – vier Module im Heck und, ganz nach Kundenwunsch frei skalierbar, bis zu vier Module unter einigen Sitzen im Innenraum. So sind 120 bis 260 kWh fassende NMC-Hochleistungsbatterien zu bekommen, die in ihrer vierten Generation auch den Nissan Leaf befeuern.
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