Auf die europäischen Lkw-Hersteller rollt eine mächtige Klage zu: Über 18.000 britische Spediteure fordern umgerechnet 2,4 Milliarden Euro Schadensersatz.
Der britische Branchenverband RHA kann seine Sammelklage im Namen von mehr als 18.000 Spediteuren fortsetzen und Schadensersatz von den großen europäischen Lkw-Herstellern fordern, „die nachweislich zwischen 1997 und 2011 ein Preisabsprachenkartell betrieben haben“. Die Berechtigung wurde durch ein „bahnbrechendes Urteil“ des Competition Appeal Tribunal (CAT) ausgesprochen, berichtet die Road Haulage Association. In Deutschland war eine Sammelklage der Ladungskooperation Elvis gegen die Mercedes-Benz Group wegen Verstößen gegen das Rechtsdienstleistungsgesetz im April abgewiesen worden.
Lkw-Hersteller haben sich heftig gewehrt
Die Klage sei das erste Opt-in-Sammelverfahren überhaupt, das vom Gericht zugelassen wurde, so RHA. Der Erfolg sei umso bemerkenswerter, als der Verband mit einem konkurrierenden Opt-out-Antrag (alternativ Opt-in) der UK Trucks Claim Limited (UKTC) konfrontiert war, der in vollem Umfang abgewiesen wurde. Der Antrag der RHA war auch von allen Lkw-Herstellern heftig angefochten worden.
Klage für weitere Speditionen offen
Der Wert der RHA-Klage beläuft sich den Angaben zufolge derzeit auf umgerechnet 2,4 Milliarden Euro. Sobald das Gericht die Bedingungen der Sammelklage bestätigt hat, können sich weitere Lkw-Betreiber der Klage anschließen - einschließlich derjenigen, die bereits Einzelklagen eingereicht haben. Das Gericht stimme mit der RHA-Einschätzung überein, dass dies wohl viele weitere Unternehmen tun werden.
Prozessfinanzierer eingeschaltet
Die Klage wurde vor vier Jahren eingeleitet. Der Verband zeigte sich hocherfreut, dass seinem Antrag stattgegeben wurde. Man kämpfe nicht nur für die Mitglieder, sondern für die gesamte Branche, betonte RHA-Geschäftsführer Richard Smith. „Soweit ich weiß, ist unsere Klägergruppe die größte ihrer Art in Europa, und ich möchte alle ermutigen, die sich noch nicht angemeldet haben, dies zu tun." Ermöglicht wurde die Klage durch einen Prozessfinanzierer, der seit 2017 die Mittel dafür bereitgestellt hat.
Jeder kann mitmachen
Die Klage umfasst die Ansprüche von Unternehmen jeglicher Größe, die im Güterkraftverkehr mit in UK zugelassenen Lkw ab sechs Tonnen oder mehr tätig sind. Dabei geht es sowohl um neue wie gebrauchte Fahrzeuge, die die zwischen dem 17. Januar 1997 und dem 31. Januar 2014 beziehungsweise dem 31. Januar 2015 gekauft oder geleast wurden.
Informationen zur Elvis-Klage gegen die Mercedes-Benz Group hier: