WTK Stratmann Sicherheit im Blick

Spedition Foto: Jan Bergrath 9 Bilder

Die Fahrer von WTK Stratmann sind mit Spezialtankzügen und meist flüssigen Ladungen zwischen minus 190 und plus 250 Grad national und international unterwegs. Dafür werden sie bestens geschult.

Der Blick von Marion Rose aus dem Seitenfenster des MAN TGS 18.460 spiegelt vor allem Gelassenheit bei gleichzeitiger Souveränität. Vor 35 Jahren hatte sie bereits auf eigene Kosten ihren Lkw-Führerschein erworben, war damals drei Jahre im Fernverkehr unterwegs und verließ die Branche zwischenzeitlich aus familiären Gründen. Ab 1998 fuhr sie dann zunächst als Aushilfe bei Stratmann. "2004 bin ich hier wieder ganz in den Beruf eingestiegen", so Marion voller Überzeugung. "Und nun bleibe ich mit Sicherheit bis zu meiner Rente."

Denn bei Stratmann hat sie die Stelle gefunden, die zu ihrer Lebensplanung passt. Mit ihrer gewichtsoptimierten Zugmaschine zieht sie den Spezialauflieger eines internationalen Produzenten von technischen Gasen, also hier verflüssigtem Sauerstoff. "Damit bin ich in Tagestouren überwiegend im Ruhrgebiet unterwegs. Mir gefällt hier einfach alles. Ich kenne jeden Mitarbeiter in der Firma, ich verdiene hier das meiner Arbeit entsprechende Geld und kann mit etwaigen Sorgen jederzeit zum Chef gehen."

Der Chef ist Jörn Stratmann (60), der das 1953 von Heinrich und Günther Stratmann in Witten gegründete Unternehmen seit 1989 in zweiter Generation heute von der kaufmännischen Seite leitet. Ihm zur Seite steht seit 2018, als der ältere Bruder Jens (64) aus gesundheitlichen Gründen aus der Geschäftsleitung ausgeschied, der langjährige Fuhrparkleiter und Prokurist Thomas Jungermann (48), der nun den Bereich der Technik verantwortet. Als Assistentin der Geschäftsleitung betreut Janina Stratmann (30) auch das gemeinsame Projekt mit Kravag Truck Parking.

Die heutige Spezialisierung auf flüssige Produkte, die im Temperaturbereich zwischen minus 190 und plus 250 Grad gefahren werden, begann bereits mit dem deutschen Wirtschaftswunder in den 1960er-Jahren, als die Chemischen Werke Witten den Grundstoff für Nylon entwickelten. "Das damals 160 Grad heiße Polyester wurde zunächst wieder künstlich abgekühlt und in Säcke verpackt", erzählt Jörn Stratmann. "Mein Vater und meine Onkel haben es anfänglich im Planzug nach Kassel transportiert. Dort wurde es wieder aufgeschmolzen. Bis sie schließlich bei den Schwelmer Eisenwerken einen ersten isolierten Tankwagen bestellten, um das heiße Produkt direkt anzuliefern." Es war der Beginn einer konsequenten Spezialisierung. Wenig später fuhren bereits 30 Tankzüge europaweit – bis nach Neapel. Heute hat WTK Stratmann 130 eigene ADR-taugliche, gewichtsoptimierte Lastzüge, verfügt über 300 eigene, sehr unterschiedliche Spezialtankauflieger sowie Container und beschäftigt 230 Mitarbeiter an sechs deutschen und einem tschechischen Standort.

Seit WTK Stratmann Anfang der 1990er-Jahre als eines der ersten Unternehmen überhaupt das Zertifikat der ISO 9002 bekam, hat die Sicherheit der Fahrzeugflotte allerhöchste Priorität. "Wir haben immer nur Lkw mit den verfügbaren Assistenzsystemen eingesetzt", so Thomas Jungermann. Und mit Blick auf die sorgsam gerahmten historischen Fotos im Besprechungsraum sagt Jörn Stratmann mit absoluter Überzeugung: "Ich könnte es nicht ertragen, wenn ich eines Tages die Eltern eines Kindes besuchen müsste, das bei einem Abbiegeunfall mit einem unserer Lkw verletzt worden oder ums Leben gekommen wäre."

Daher hat WTK Stratmann bislang 60 MAN der bewährten Generation mit dem radarbasierten Abbiegeassistenten AAS von Mekra Lang nachgerüstet. Eine freiwillige Investition von gut 120.000 Euro, für die Stratmann als Partner der Aktion Abbiegeassistent von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer ausgezeichnet wurde. Und obwohl MAN nun in der neuen Generation ab Werk einen Abbiegeassistenten verbaut hat, hat Thomas Jungermann bis Jahresende noch 35 "in der Praxis bewährte MAN" bestellt.

Das bestechende Sicherheitskonzept zeigt sich einerseits im Kleinen, etwa bei den hinter der Sattelplatte verbauten Kameras, mit denen die Fahrer im Display jederzeit sehen können, ob der Königszapfen wirklich eingerastet ist. "Für einen Fahrer wie mich, der seit der Kindheit Interesse an der Technik hat, ist die Arbeit bei Stratmann einfach klasse", sagt Alexander Waag. Auch er ist mit technischen Gasen im Nahverkehr unterwegs, allerdings in Wechselschicht. "Ich kann mich immer darauf verlassen, dass unsere Fahrzeuge in der Werkstatt von Valeri und seinem Team top gewartet werden."

Das Sicherheitskonzept im Großen ist die langjährige Zusammenarbeit mit Profi Drive von MAN. Regelmäßig probt immer eine Gruppe von zwölf Fahrern auf dem Verkehrsübungsplatz in Lünen, wie der EBA2, der Notbremsassistent von MAN, in der Praxis reagiert. Auch hier investiert Stratmann jedes Mal eine größere Summe, um die Fahrer zu schulen. "Die Weiterbildung von uns Fahrern nimmt bei uns einen hohen Stellenwert ein", bestätigt Christopher Beckschwarte, der hier seine dreijährige Ausbildung zum Berufskraftfahrer absolviert hat und nun am liebsten im internationalen Fernverkehr nach England oder Norwegen unterwegs ist. "Hier habe ich wirklich alles gelernt, um diesen Beruf professionell ausüben zu können."

Fast schon selbstredend, dass die Lkw auf 83 km/h eingestellt sind, die Disposition die Touren entsprechend plant. Mit Freude stellt Thomas Jungermann, der auch die Einstellungsgespräche mit interessierten Fahrern führt, fest, dass das Konzept aus einem guten Lohn bei den drei Möglichkeiten, im Nahverkehr, im Fernverkehr oder im Wechselschichtsystem auch in der Coronakrise Anklang findet. Alle neu eingestellten Fahrer durchlaufen eine interne Weiterbildung in einer zweiwöchigen Phase mit einem der drei Masterdriver oder einem der sechs Ausbildungsfahrer wie Nicolai Unruh, der hier seit neun Jahren arbeitet. "Es bedarf in der Tat dieser zwei Wochen", so Unruh, "um alle individuellen Abläufe und die Technik der Fahrzeuge kennenzulernen."

Der überwiegende Teil der modernen Flotte besteht aus MAN, die alle vier Jahre getauscht werden. Bis Jahresende hat WTK Stratmann noch 35 Fahrzeuge des im Einsatz bewährten TGX bestellt. Jörn Stratmann (r.) teilt sich die Geschäftsleitung seit 2018 mit Thomas Jungermann in "kaufmännisch" und "technisch". Janina Stratmann ist die Assistentin.

Geschäftsführer Jörn Stratmann, hier als Radfahrer, ist aufgrund der konsequenten Investitionen in nachrüstbare Abbiegeassistenten Partner der Aktion Abbiegeassistent. Zum Einsatz vornehmlich an den MAN kommt die radarbasierte Lösung AAS von Mekra Lang. Ab 5 km/h warnt das System beim Abbiegen durch ein rotes Signal und einen lauten Ton vor Radfahrern, die neben dem Fahrzeug stehen oder fahren. Bislang 60 Lkw hat Werkstattleiter Valeri Becker nachgerüstet.

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