Ein „Bild“-Bericht, in dem von „gering- und unqualifizierten Lkw-Fahrern“ die Rede ist, sorgt für Unmut in der Branche.
Laut einem Bericht der „Bild“-Zeitung vom 29. Dezember erwartet Ex-Wirtschaftsweisenchef Prof. Lars Feld von der Universität Freiburg in den nächsten Jahren „hervorragende Job-Aussichten“ für Deutschlands Arbeitnehmer. „Wir können erstmals seit den 60er-Jahren wieder Vollbeschäftigung erreichen bei einer Arbeitslosenquote von 3 bis 4 Prozent“, sagte er der Zeitung. Dem Bericht zufolge herrscht in einigen Branchen vielfach Fachkräftemangel. Bisweilen dauere es lange, bis eine freie Stelle neu besetzt ist.
Lkw-Fahrer als „gering- oder unqualifiziert" bezeichnet
Für Ärger in der Branche sorgt allerdings die Aussage von Feld, wonach „auch gering- oder unqualifizierte Arbeitnehmer händeringend gesucht“ würden. Als „gering- oder unqualifiziert“ betrachtet der Professor unter anderem die Lkw-Fahrer in der Logistikbranche. Empörte Leser und Lkw-Fahrer meldeten sich in der Redaktion von eurotransport.de. Schließlich ist der Berufskraftfahrer eine anerkannte dreijährige Ausbildung.
Prof. Dr. Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), erklärt dazu gegenüber eurotransport.de: „Nicht ohne Grund sprechen wir, wenn wir über 60.000-80.000 fehlende Lkw-Fahrer berichten, vom ,Fachkräftemangel', denn genau das sind unsere Berufskraftfahrer: nämlich Fachkräfte. Fachkräfte, die nach ihrer regulären dreijährigen Ausbildungszeit regelmäßig zur Weiterbildung verpflichtet sind, um ihren Beruf weiter ausüben zu dürfen. Fachkräfte, die die Funktionen ihres 40-Tonnen-Arbeitsgeräts zu jederzeit beherrschen müssen, sei es in einer Spielstraße, am Stauende, beim Be- und Entladen von tonnenschweren Ladungsstücken mit dem Kranaufbau oder der exakten Einhaltung der Kühlvorgaben bei der Impfstoffbelieferung. Im Zusammenhang mit Berufskraftfahrer also von ,Gering- und Unqualifizierten' zu sprechen, offenbart ganz entscheidende Wissensdefizite in Bezug auf das Berufsbild.“
Prof. Feld prophezeite in „Bild“ auch höhere Löhne. „Es sind deutlich höhere Lohnsteigerungen drin als bisher.“ Ifo-Präsident Prof. Clemens Fuest (53) zu „Bild“: „Die Fachkräfteknappheit wird dazu führen, dass Firmen höhere Löhne zahlen und bei den Arbeitsbedingungen noch stärker als heute schon auf Wünsche der Fachkräfte eingehen müssen.“