Gewicht reduziert: Eine Unit Zellulose mehr Klumpp + Müller macht Trailer effizienter

Wie packt man zwei Tonnen mehr Ladung auf einen Trailer? Die Spedition Klumpp + Müller hat sich zusammen mit dem Steinbeis Innovationszentrum Logistik und Nachhaltigkeit und der Papierfabrik August Koehler dazu Gedanken gemacht. Den Partnern ist es gelungen, das Eigengewicht des Sattelaufliegers zu drücken. Dadurch kann eine Einheit Zellulose mehr geladen werden.

Wer Laminat im Baumarkt kauft, kommt womöglich gleich doppelt mit ihr in Berührung – ohne es überhaupt zu bemerken. Denn die Firma August Koehler, von der die Rede ist, stellt Dekorpapiere zur Oberflächenveredelung von Holzwerkstoffen genauso her wie Thermopapier, das zum Beispiel für Kassenrollen benötigt wird. Beide Produktgruppen laufen gut: 2015 war für die Papierfabrik aus Oberkirch im Ortenaukreis das beste Jahr in der mehr als 200-jährigen Firmengeschichte.


Entsprechend hoch ist der Bedarf an Rohstoffen: Hier kommt die Spedition Klumpp + Müller ins Spiel, die seit mehr als 50 Jahren für Koehler tätig ist. Auf ihrem Gelände im Rheinhafen Kehl nimmt sie die Zellulose aus aller Welt vom Binnenschiff und der Bahn entgegen, lagert sie in ihrem 10.000 Quadratmeter großen Blocklager ein und liefert sie der Papierfabrik just in time an: Die Entfernung ist niedrig, die Frequenz hoch: Die Sattelzüge pendeln bis zu 16 Mal am Tag auf dem etwa 25 Kilometer langen Wegstück. Bis 14.30 Uhr muss die Produktion versorgt sein.
Doch so planbar diese Verkehre auch sind, so anspruchsvoll ist es, sie noch umweltgerechter und effizienter zu gestalten – was der Anspruch beider Partner war. Das liegt daran, dass die Zellulose in Einheiten zu zwei Tonnen verpackt ist, die sich ohne Zusatzaufwand nicht teilen lassen. Also kann man dem Trailer nicht mal eben etwas zuladen, um die Auslastung zu erhöhen und die Zahl der Fahrten zu reduzieren. Wenn, dann müssen es gleich zwei Tonnen zusätzlich sein – was aber einen Konflikt mit der Nutzlast bedeutet.

Höhere Effizienz: 14 statt 13 Einheiten Zellulose laden

Die Nutzlast beläuft sich auf 26,5 Tonnen. Die Zugmaschine fährt mit einem Eigengewicht von 6,4 Tonnen vor, der Sattelauflieger bringt leer 7,1 Tonnen auf die Waage – macht zusammen 13,5 Tonnen. Zwar wäre auf dem Trailer noch Platz, doch lässt das zulässige Gesamtgewicht von 40 Tonnen bei einem Leergewicht von 13,5 Tonnen eben nicht mehr als 13 Einheiten Zellulose an Bord zu.
Wer also zum Effizienzsprung ansetzen und noch eine 14. Einheit dazu packen möchte, kommt nicht umhin, das Eigengewicht des Sattelzugs zu drücken. Dieser Aufgabe haben sich die Klumpp + Müller-Verantwortlichen seit dem Jahr 2013 denn auch verschrieben. Unterstützung gab es dabei vom Steinbeis Innovationszentrum Logistik und Nachhaltigkeit (SLN) in Sinsheim. Im Rahmen des Projekts "Energieeffiziente Logistik" erarbeiteten die Teilnehmer – darunter drei Azubis der Spedition – konkrete Vorschläge, um aus einem Sattelauflieger von der Stange einen maßgeschneiderten gewichtsoptimierten Trailer zu machen.

Wissenschaftliche Unterstützung durch Steinbeis Innovationszentrum

Das SLN und sein Leiter Jens-Jochen Roth sind für Klumpp + Müller keine Unbekannten: Mit der Spedition arbeitet Roth bereits seit mehr als 20 Jahren zusammen – übrigens immer in Projekten zur Nachhaltigkeit in der Logistik. Daher lag es nahe, auch diesmal die Kräfte zu bündeln. "Wir wissen aus den vergangenen Projekten, dass es hier immer ein offenes Ohr für unsere Ideen gibt", sagt Klumpp + Müller-Geschäftsführer Michael Klumpp. Roth versucht dann in der Regel, auch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) für das jeweilige Vorhaben zu gewinnen und alle Beteiligten – Ausbilder, Azubis und Berufsschullehrer – zu qualifizieren. "In den Berufsschulen ist für das Thema Nachhaltigkeit häufig leider kein Platz", bedauert Roth. Er tritt an, um das zu ändern – um aus Betroffenen Beteiligte zu machen, wie er sagt.


Dass die Azubis bei ihrer Suche nach dem idealen Trailer am Markt nicht fündig werden würden, stand für Geschäftsführer Klumpp fest. Zwar gebe es Angebote von Leichtbau-Spezialisten. "Diese Auflieger sind aber nicht für unsere Transportaufgaben, also häufiges Beladen mit Volllast und Entladen, geeignet", sagt er. Also recherchierten die Azubis, welche Anbieter Tautliner mit Standardkomponenten im Programm haben – mit einer vernünftigen Performance und zu marktgerechten Preisen.

Klumpp + Müller modifiziert Krone Profi Liner

Das Rennen machte am Ende der Trailerhersteller Krone, der für Klumpp + Müller einen Profi Liner produzierte und in halbfertigem Zustand bereit stellte. Inzwischen sind es vier solcher Trailer, die bei der Spedition im Fuhrpark laufen – jeder wurde nach gleichem Schema modifiziert (siehe Info-Kasten) und fit für eine 14. Einheit Zellulose gemacht. "Die Fahrzeuge sind fast ausschließlich für die Fahrten zur Papierfabrik eingesetzt und laufen völlig unauffällig im Fuhrpark mit", bilanziert Prokurist Rudolf Schott.
Bewährt haben sich die  Trailer gleich mehrfach. Sowohl die Umwelt- als auch die Kostenbilanz kann sich sehen lassen. "Wir haben eine CO2-Verbesserung von 21 Prozent realisiert", berichtet Prokurist Winfried Reimer. Weil Klumpp + Müller mehr laden kann, sinkt die Zahl der Fahrten – um 330 auf 4.286 im Jahr. Die Zahl der gefahrenen Kilometer ging um 16.500 zurück, der Dieselverbrauch infolge dessen um 5.527,5 Liter. Und weil die Spedition analog zum Trailer gleich auch noch bei der Zugmaschine an einigen Stellschrauben drehte – etwa auf Singlebereifung und ein kleineres Fahrerhaus umstellte – ging auch der Verbrauch je Tour zurück, nämlich von 33,5 auf 28,5 Liter pro 100 Kilometer.


Addiert man die CO2-Einsparungen durch Nutzlasterhöhung (Trailer) und Effizienzverbesserung (Zugmaschine) von 13.764 und 26.681 Kilogramm CO2, ergibt sich eine Gesamteinsparung von 40.445 Kilogramm CO2 pro Jahr. Was gut für die Umwelt ist, wirkt sich auch positiv auf die Firmenkasse aus. "Nach 3 bis 3,5 Jahren amortisiert sich das Fahrzeug", berichtet Geschäftsführer Klumpp. Kaufen Deutschlands Heimwerker weiter fleißig Laminat & Co, steigt auch bei August Koehler der Appetit auf Zellulose und die Flotte der vier gewichtsoptimierten Trailer bei Klumpp + Müller bekommt vielleicht bald weiteren Zuwachs.

An diesen Stellschrauben hat Klumpp + Müller gedreht

Ersparnis Auflieger
(Leergewicht 7.100 kg)
Chassis: 800 kg
Aluboden: 332 kg
Planenportal: 228 kg
Alufelgen, Leichtlaufreifen (70 kg bei drei Achsen):
210 kg
Gesamt: 1.570 kg

Ersparnis Zugmaschine (Leergewicht 6.400 kg)
Singlebereifung: 164 kg
Kleines Fahrerhaus: 86 kg
Gesamt: 250 kg

Ersparnis Sattelzug:
1.570 kg Ersparnis Auflieger
+250 kg Ersparnis
Zugmaschine
=1.820 kg

Berechnung Nutzlast
40.000 kg (zul. GG)
-7.100 kg (Auflieger)
-6.400 kg (Zugmaschine)
=26.500 kg
+1.820 kg Gewichtsersparnis
=28.320 kg

Die erzielten Einsparungen

Durch die Erhöhung der Nutzlast um zwei Tonnen traten folgende positiven Effekte (pro Jahr) auf:

330 eingesparte Fahrten
550 eingesparte Stunden Arbeitszeit
5.527,5 eingesparte Liter Diesel

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