Iveco verkündet eine wahre Antriebs-Revolution: Der italienische Nutzfahrzeughersteller kooperiert mit dem Sportwagenbauer und Konzernunternehmen Ferrari – und bringt einen Hochleistungs-V12-Motor in den Stralis. Der Diesel soll noch im April auslaufen.
Was für eine Sensation in der Lkw-Welt! Wie Iveco heute in Italien bekannt gab, ist der Stralis aufgrund der aktuellen Stickoxid- und Feinstaubdiskussionen ab sofort nicht mehr mit Dieselmotor erhältlich. Ersetzt wird der Selbstzünder aber nicht durch die schon bekannten Erdgas-Triebwerke der Natural-Power-Modelle – sondern vom nur 6,3 Liter kleinen V12-Benzinmotor aus dem Ferrari 812 Superfast.
Nachdem die mit Diesel betriebenen Stralis des Formel 1-Rennstalls aufgrund der Einrichtung einer Umweltzone nicht mehr ins Fahrerlager fahren durften und die Rennboliden kurzerhand mit einem roten Händler-Nummernschild auf eigener Achse anreisen mussten, soll Ferrari-Chef Sergio Marchionne die Idee zur Motoren-Kooperation persönlich gekommen sein.
Bahnbrechende Kooperation mit Ferrari
Dank einer doppelten Aufladung mittels Kompressor und Turbo und der aus den Formel 1-Rennwagen bekannten Hybrid-Technik bringt es der auf den Einsatz im Schwerlastverkehr hin modifizierte V12 auf 1.200 PS und 3.700 Newtonmeter Drehmoment. Anders als bei den gängigen Selbstzündern erreicht der Sportmotor seine volle Leistung allerdings erst bei rund 8.000 Umdrehungen pro Minute. Aus Unternehmenskreisen erfuhr die eurotransport.de-Redaktion, dass das Triebwerk dank einer verstärkten Peripherie dennoch die übliche Lebensdauer eines Lkw-Dieselmotors erreichen soll. Wegen der hohen Zuverlässigkeit des umfangreich überarbeiteten Triebwerks sei Marchionne nicht abgeneigt, den Motor kurzerhand in der Formel 1 einzusetzen. Sebastian Vettel habe mit dem Stralis V12 NP schon erste Testrunden in Maranello gedreht und sei von der Performance schlicht begeistert.
Gekoppelt wird das Aggregat an ein Doppelkupplungsgetriebe, das Iveco ebenfalls aus der Entwicklungsabteilung des Sportwagenbauers Ferrari bezieht. Im 812 Superfast wird das Triebwerk mit teurem Super Plus-Kraftstoff betrieben, im Stralis aber setzen die Ingenieure auf umweltfreundliches Erdgas. Die Adaption der Technologie aus den Natural-Power-Stralis stellte laut Iveco kein großes Problem dar. Marchionne sei demnach nur wichtig gewesen, dass der V12-Motor nicht in Iveco-Allradmodellen eingesetzt werde. Mit seiner exklusiven Marke wolle er in keinem Fall mit SUV in Verbindung gebracht werden, so der Ferrari-Chef.
Verhandlungen mit der Politik
Aus Insiderkreisen heißt es, dass Iveco bezüglich des neuen Stralis V12 NP in Gesprächen mit der neuen Bundesregierung sei. Da die starken Zwölfzylinder nur in einem kaum messbaren Grad Stickoxide ausstoßen, soll der Verkauf der Fahrzeuge mit einem ganz besonderen Kaufanreiz gefördert werden – dem Entfall der maximal zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h. So möchten die Iveco-Verantwortlichen nebenbei den Fahrermangel entschärfen. "Mit 160 km/h braucht die Auslieferung der Ware schließlich nur die Hälfte der Zeit", so ein deutscher Unternehmenssprecher, der vorerst namentlich nicht genannt werden will.