Zukunftskongress Nutzfahrzeuge Emissionen im Fokus

Foto: Julian Hoffmann

Der Dekra Zukunftskongress Nutzfahrzeuge 2017 ist in vollem Gange. Am ersten Tag der renommierten Veranstaltung im Herzen Berlins stehen die CO2-Emissionen schwerer Lkw im Fokus.

Die Automatisierung, die Digitalisierung und die CO2-Reduktion, das seien die drei Megatrends der Gegenwart und Zukunft – das machte Wolfgang Linsenmaier, Geschäftsführer Dekra Automobil GmbH, schon in seiner diesjährigen Eröffnungsrede klar. Die Entwicklungen, die in den vergangenen Jahrzehnten im Lkw-Bereich erzielt werden konnten, seien beeindruckend. Viele Fragen zu alternativen Antrieben, dem Einsatz von Mega-Trailern und der Optimierung der Aerodynamik sind aber immer noch offen.

Zertifizierung durch Vecto wird zur Pflicht

Um den CO2-Ausstoß von schweren Nutzfahrzeugen überhaupt konkret beziffern zu können, braucht es ein passendes Tool. Nikolaus Steininger, Policy Officer European Commission - DG Clima C.4 Road Transport, möchte genau das mit dem sich schon über einen längeren Zeitraum in der Entwicklung befindlichen Simulationsmodell Vecto schaffen. Internen Prognosen zufolge sei eine weitere Reduktion der Treibhaugasemissionen im Transport-Sektor ohne entsprechende gesetzliche Regularien nicht zu erwarten, so Steininger. Als das Hauptproblem bezeichnet er, dass dem Kunden keine vergleichbaren CO2-Werte zur Verfügung stehen. Mit Vecto soll genau dieser Problematik Einhalt geboten werden. Mithilfe der Software sei es möglich, den Kohlendioxid-Ausstoß von Lkw anhand der Daten einzelner Komponenten (beispielsweise von Motor, Getriebe und Achsen) und des jeweils passenden Fahrzyklus darzustellen. Aufgrund der hohen Komplexität und der unzähligen Variantenvielfalt von schweren Lkw seien physische Tests dagegen nicht machbar. Für die vier Lkw-Hauptfamilien, die zusammen für 65 bis 70 Prozent der CO2-Emissionen des Heavy-Duty-Verkehrs verantwortlich sind, wird die CO2-Zertifizierung durch Vecto seitens der Hersteller zum 1. Januar 2019 gesetzlich Pflicht. Später werden die weiteren Segmente folgen. Steininger machte klar, dass seiner Meinung nach verbindliche CO2-Grenzwerte für schwere Lkw eingeführt werden müssen.

Hohes Einsparpotenzial gängiger Diesel-Lkw

Dr. Felipe Rodriguez, Researcher International Council on Clean Transportation Europe GmbH, stimmt Steininger auf ganzer Linie zu. Rodriguez zeigt mit seiner Arbeit auf, was in der Zukunft im Bereich schwerer Nutzfahrzeuge an kosteneffizienten CO2-Reduktionen laut ICCT noch möglich sein wird. Bis zum Jahr 2025 könnten schwere Lkw ihren Dieselverbrauch demnach um 27 Prozent reduzieren, bis in das Jahr 2030 sei eine CO2-Reduktion von ganzen 43 Prozent realisierbar. Dieser Berechnung zugrunde liegen gängige 4x2- und 6x2-Sattelzugmaschinen, deren Trailer mit 19,3 Tonnen beladen aktuell durchschnittlich 33,1 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer benötigen würden. Die Investition in die höhere Effizienz seitens des Antriebsstrangs, der Reifen und der Aerodynamik werde sich im realen Einsatz laut Rodriguez in einem Zeitraum von 1,3 bis maximal 3,3 Jahre amortisieren.

Kontroverse Podiumsdiskussion

In der Podiumsdiskussion kam auch die Industrie zu Wort: Dr. Manfred Schuckert, Leiter Global Regulatory Strategy der Daimler AG betonte, dass Lkw eine erhebliche Bandbreite vorweisen – und dass es eine große Herausforderung sei, einen nachvollziehbaren Verbrauchs-Mittelwert einer Flotte zu finden. Die Glaubwürdigkeit von Vecto sei entscheidend. Der Transport-Sektor brauche langfristige Lösungen, aktuell sei aber noch kein Königsweg im Bereich des Antriebs der Zukunft zu benennen. Den Vorstoß Rodriguez, dass in den USA die Effizienz schwerer Lkw durch gesetzliche Regulationen zugenommen habe, weist er zurück. In aller Regel komme effiziente Technik von Europa in die USA – und nicht andersherum. Prof. Dr. Dirk Engelhardt, Hauptgeschäftsführer Bundesverband Güterverkehr, Logistik und Entsorgung e.V. machte klar, dass seine Mitglieder Investitionssicherheit benötigten. Eine weitere Verbrauchsreduktion sei in jedem Fall interessant, das aktuelle Hauptproblem aber sei weiterhin der Fahrermangel. Dieser habe dazu geführt, dass viele Unternehmer den Fahrern die Wahl der Lkw überlassen, nur um die offenen Stellen überhaupt besetzen zu können.

Aktuelle Fragen Bullenfänger illegal? Sind Bullenfänger in Deutschland erlaubt? LNG/LPG (Unterschied) Warum LNG statt LPG? Tageskontrollblätter Können die Lenk- und Ruhezeiten über Tageskontrollblätter aufgezeichnet werden?
Betriebsstoffliste 2023
Mehr als 2.500 Produkteinträge

Immer auf dem neuesten Stand: Die DEKRA Betriebsstoffliste 2023

Kostenloser Newsletter
eurotransport Newslettertitel Jetzt auswählen und profitieren

Maßgeschneidert: Die neuen Themen-Newsletter für Transportprofis.

eurotransport.de Shop
Web Shop Content Teaser Der Shop für die, die es bringen.

Zeitschriften, Bücher, Lkw-Modelle, Merchandising und mehr.