Zukunftskongress Nutzfahrzeuge 2015 Sicher unterwegs sein

Prof. Hansjörg Leser Foto: Thomas Küppers 3 Bilder

In der ersten Session des Tages stand die Sicherheit von Nutzfahrzeugen im Fokus.

Gefahr durch rechtsabbiegende Lkw

"Der seitliche Unterfahrschutz an Lkw taugt nur bedingt. 9 von 19 Personen wurden in jüngster Zeit in Berlin trotz dieser passiven Sicherheitseinrichtung von Lkw oder Bussen überrollt", beklagt Prof. Hansjörg Leser, Gesellschafter von Unfallanalyse Berlin auf dem Zukunftskongress 2015 in Berlin. Sein Team hat Studien betrieben, die die Hauptgründe für Unfälle zwischen rechts abbiegende Lkw und Radfahrern untersuchte. Ergebnis: Die Schuld an den meisten Abbiegeunfällen tragen die eingeschränkten Sichtverhältnisse aus dem Lkw. Da versperren Wimpel oder Plüschtiere in der Fahrerkabine den freien Blick durch die Fenster oder in die Außenspiegel.


Konvexe Krümmung verzerrt und verkleinert

Erschwert wird das Erkennen von anderen Verkehrsteilnehmern oder Hindernissen im Weitwinkelspiegel durch stark konvexe Krümmung. Die sorgt zwar für ein großes Sichtfeld, aber gleichzeitig für extreme Verzerrungen und Verkleinerung der darin erkennbaren Personen. Selbst routinierten Lkw-Fahrern falle es schwer, andere Verkehrsteilnehmer innerhalb kürzester Zeit zu identifizieren und ihre Geschwindigkeit abzuschätzen. Gegenüber dem Hauptspiegel kommt es im Weitwinkelspiegel zu einer verzögerten Wahrnehmung, weshalb dieser von den Lkw-Fahrern häufig gar nicht genutzt werde.

Abbiegegeschwindigkeit begrenzen

Hier müsse am Bewusstsein der Lkw-Fahrer gearbeitet werden, notfalls auch durch mehr Ahndung durch die Polizei. Eine Sensibilisierung im Rahmen der gesetzlichen Fahrerweiterbildung wäre wünschenswert. Zusätzlich könnte die Abbiegegeschwindigkeit auf zwei km/h begrenzt werden. Den besten Schutz liefern aber innovative Kamera- und Monitorsysteme, wie sie moderne Abbiegeassistenten verwenden.

Elektronischer Abbiegeassistent

Was elektronische Helfer wie der Abbiegeassistent heute leisten, zeigte Dr. Christian Ballarin, Leiter Vorentwicklung elektronischer Systeme bei Daimler auf. In 64 Prozent aller Rechtsabbiegeunfälle erfolgt Zusammenstoß vorn rechts. Daher müsse das zusätzliche Paar „Augen“ eines Abbiegeassistenten rechts zwei Meter vor dem Lkw bis zum Ende des Aufliegers „schauen“. Die Radarsensoren vor der Hinterachse bilden den besten Kompromiss. Sie sichern nicht nur das Rechtsabbiegen, sondern auch Spurwechsel nach rechts ab. Und selbst wenn sich bei Rechtsabbiegen der Trailer auf Kollisionskurs mit Ampel oder Poller befindet, bekommt der Fahrer eine Warnung und kann den Zug vorher stoppen und eine kostspielige Karambolage verhindern.

Neues Emergency Brake Light

Die verbindliche Einführung von Lkw-Sicherheitssystemen wie elektronische Stabilitätskontrolle, Spurhaltewarnsystem, automatische Notbremssystem helfen den Straßenverkehr sicherer zu machen. Bei Fahrten mit hohem Tempo auf Autobahnen und Landstraßen hat Volvo die Systeme voll im Griff. Als nächster Schritt müsse es laut Claes Avedal, Manager Produktplanung bei Volvo Group Trucks gelingen, diese Features auch bei niedrigen Geschwindigkeiten wie im Rangiermodus oder im komplexen Stadtverkehr umzusetzen.

Automatisches Bremssystem für Abbiegevorgänge

Ein automatisches Bremssystem für Abbiegevorgänge sei in Vorbereitung. Auch die dynamische Lenkung Volvo Dynamic Steering könnte helfen. Sie entlastet den Fahrer bei Schrittgeschwindigkeit, so dass er sich verstärkt auf den Verkehr konzentrieren kann. Ein wesentlicher Schritt zu mehr Sicherheit werde die Kommunikation zwischen den Lkw sowie zwischen Fahrzeug und Infrastruktur bringen. Sie kann die Fahrer früher vor Gefahrensituationen wie schlechter Sicht, vereisten Fahrbahnen oder Staus warnen. Ein Beispiel dafür: das neue Notbremslicht. Ein Emergency Brake Light basiert auf der so genannten C-ITS-Technologie und lässt den letzten Lkw in einer Kolonne früher bremsen, falls der erste im Pulk seine Fahrt drosseln muss.

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