Wie der Vater, so der Sohn Herausforderung im Team

Report-Wie der Vater, so der Sohn Foto: Jan Bergrath 7 Bilder

Söhne treten beruflich oft in die Fußstapfen ihrer Väter. Im Fuhrpark von Neugart in Hennef gibt es drei Paare. Das scheint ausgezeichnet zu funktionieren.

Landauf, landab sind es immer dieselben Klagen der Transportunternehmen: Gute und motivierte Auszubildende sind für den Beruf des Lkw-Fahrers kaum noch zu finden. Vor allem die Quote der Abbrecher sei im Vergleich zu anderen Ausbildungs­berufen mit etwa 40 Prozent überdurchschnittlich hoch. Eine gängige Theorie über die mutmaßlichen Gründe klingt immer wieder durch: Viele der jungen Leute hätten ­keine Vorstellung davon, was sie in der rauen Welt der Logistik erwartet.

Eine Familienangelegenheit

Das muss nicht immer so sein. Rund 90 junge Frauen und Männer hat FERNFAHRER bisher in der Serie "U 25" vorgestellt. Und so wie in dieser Ausgabe Timo Berg von der Spedition Freund im positiven Sinne familiär vorbelastet ist, haben viele das große Glück, dass in der Regel der Vater ebenfalls Lkw-Fahrer ist oder war. In manchen Familien geht der Traum von der Freiheit auf der Straße sogar bis auf den Großvater zurück. Schon als Kinder wurden die heutigen Hoffungsträger mit dem Dieselvirus infiziert.

Es war mehr ein Zufall – ein Gespräch mit Dirk Clever, Ausbildungsleiter bei Neugart, während des Young Professionals Truck Award 2015 im Frühjahr in der Eifel –, bei dem sich herausstellte, dass nicht selten sogar Väter zusammen mit ihren Söhnen im gleichen Betrieb arbeiten. Bei Neugart sind es sogar drei Paare. Anlass genug für einen Orts­termin ein paar Wochen später.

Die Fahrer von Neugart zu einem Gespräch zusammenzubringen, ist kein großer Akt. Sie arbeiten alle im Nahverkehr, und das auch noch in einer Viereinhalb-Tage-Woche. "Die regelmäßigen Arbeitszeiten zusammen mit der guten Bezahlung sind schon ein echtes Argument für mich gewesen, hier anzufangen", sagt Peter Euler, 49, aus Sankt Augustin. Von den drei Vätern dieser Runde hat er in diesem Zusammenhang eindeutig die spannendste Biografie. Als Fernfahrer war er seit den 90er-Jahren lange international ­unterwegs, wechselte auch aus familiären Gründen ab 2006 in den Nahverkehr und war 2013 bei einem Elterngespräch zu Gast bei Neugart. Sein Sohn Marcello, 19, hatte damals gerade die Lehre begonnen. "Ich war von den Bedingungen hier so angetan, dass ich mich gleich selbst auf eine Fahrerstelle beworben habe", so Euler. "Wohl eine der besten Entscheidungen meines beruf­lichen Lebens."

Der Zusammenhalt zwischen Vater und Sohn ist wichtig

Seine Rechnung ergibt Sinn. Im Fernverkehr würde er vielleicht ein etwas höheres Bruttogehalt (ohne Zulagen) bekommen, aber am Ende deutlich mehr Stress haben wie etwa bei der Parkplatzsuche. Und ­vermutlich auch mehr Geld ausgeben. "So fange ich gegen vier Uhr morgens mit der ersten Tour an und habe in der Regel gegen 14 Uhr nach der zweiten Tour Feierabend. Am Freitag sogar schon vor dem zweiten Frühstück." Der Filius selbst findet es klasse. Er ist jetzt im dritten Lehrjahr, macht gerade den Lkw-Führerschein und sammelt prak­tische Erfahrungen derzeit noch auf einem Crafter. "Früher bin ich oft mit meinem Vater auf Tour gegangen, das hat mir schon imponiert", sagt er. "Jetzt stehen wir gemeinsam auf und fahren zusammen zur Arbeit."

Während sich Marcello noch fleißig auf die Prüfung vorbereitet und regelmäßig in die Berufsschule geht, hat Dominic Fischer, 19, seine Lehre bereits abgeschlossen. Im Gespräch mit FERNFAHRER (siehe Heft 10) hat er bereits erzählt, dass er seinerzeit mit 16 Jahren der jüngste BKF-Azubi war. "Ich war damals zum Glück komplett von meinem Vater beeinflusst", lacht er. "Denn ich wollte schon immer Berufskraftfahrer werden." Er hat bei Neugart nach und nach alle Lkw-Klassen kennengelernt, erst Sprinter, dann 7,5-Tonner, Zwölftonner und nun Kranzug.

Sein Vater hat ihm dabei immer die Touren vorgegeben. Mario Fischer, 47, war 15 Jahre bei UPS, kam 2008 als Fahrer zu Neugart und wechselte 2010 in die Disposition, wo er sich mit fünf Kollegen die Tourenplanung teilt. Bis zu 25 Kunden hat so eine Auslieferungstour, am Vorabend wird die Ware im Lager kommissioniert, die Fahrer laden die Lkw dann so, wie sie die Tour am besten fahren können. "Online können Kunden noch bis drei Uhr früh ordern", erzählt Fischer, der mächtig stolz ist, dass sein Sohn in seine Fußstapfen getreten ist. Gelegentlich sieht er ihn, wenn er die Frachtpapiere nach der Auslieferungsrunde einscannt. "Sonst geht er seine eigenen Wege."

Der zukunftssichere Job war auch für Bernd Reinhardt, 45, das entscheidende Argument, 2010 bei Neugart als Fahrer zu beginnen. Sein Stiefsohn Maik Szczepaniak, 21, hatte sich zuerst für eine Ausbildung zum Altenpfleger entschieden. "Doch das war nichts für mich", hat Maik bald festgestellt. "Dann hat Bernd für mich bei Neugart ein gutes Wort eingelegt, ich wurde von Herrn Clever zu einem Test eingeladen und konnte 2013 die Lehre beginnen." Der große Vorteil, dass er noch daheim wohnt, zahlt sich nun aus. "Man sollte in der Woche schon sehr diszipliniert zwischen acht und halb neun am Abend ins Bett gehen, wenn man um drei bis vier Uhr wieder aufstehen muss, um zur ­Arbeit zu fahren", so Maik. "Das fällt dann schon leichter, wenn bei uns daheim keiner bis Mitternacht vor dem Fernseher hockt. Und morgens fahren wir dann zusammen zur Firma." Reine Gewöhnungssache, meint auch Bernd Reinhardt. "Die ersten vier Tage der Woche gehen schnell vorbei, wir kennen alle Kunden, haben in der Regel dieselben Touren und genießen dann ein sehr langes Wochenende."

Mehr bester Freund als Vater

Wer vielleicht einen Vater-Sohn-Konflikt erwartet hätte, dürfte an dieser Stelle schwer enttäuscht sein. Die Rebellion der Jugend scheint, jedenfalls in dieser Generation, Geschichte. Das Verhältnis der drei Paare wirkt eher kameradschaftlich locker, der weitaus Erfahrenere ist das Vorbild. "Wir versuchen, die Eltern schon frühzeitig mit in den Aus­bildungsprozess einzubinden", sagt Clever. "Auch die, die keine direkte Affinität zum Transportgewerbe haben." Clever hat 1999 bei Neugart selbst als Fahrer begonnen, ging später drei Jahre in die Disposition, bevor er 2004 erst Fuhrparkleiter wurde und schließlich seit 2009 zusammen mit seiner Assistentin Heike Raderschad auch den ­Bereich der Berufskraftfahrerausbildung ­betreut. "Über mangelndes Interesse junger Leute können wir uns zum Glück nicht be­klagen. "Derzeit haben wir 17 Auszubildende in drei Jahrgängen."

Nun ist Clever auch der erste Gastgeber eines ungewöhnlichen Wettbewerbs, Nach einer Blitzumfrage des FERNFAHRER gibt es deutlich mehr Väter und Söhne, die gemeinsam in einer Spedition arbeiten. Fünf von ihnen, sowohl aus Spedition als auch aus dem Werkverkehr, werden sich nun mit Unterstützung der Profitrainer von Mercedes-Benz am 17. Oktober in einem fairen Wettkampf in fünf Disziplinen messen. Die werden hier natürlich nicht verraten. Aber so viel sei geschrieben: Es geht auch um die alte ­Generationenfrage: Was hat der Alte noch drauf? Zählt Erfahrung mehr als jugendliche Forschheit? Was weiß der Junior besser, was sein Vater vielleicht längst vergessen hat?

Es ist auch eine Werbung für das Transportgewerbe an sich. Als Wettkampfleiter ist sich Clever jetzt schon sicher, dass es für alle Beteiligten ein Gewinn ist. "Denn bei diesem Wettkampf zählt vor allem eins", so Clever. "Und das ist der Teamgedanke."

Neugart KG – Fachgroßhandel für Gebäudetechnik in Hennef

Beim Übergang von der A 560 zur B 8 in Hennef geht es links Richtung Eitorf/Sieg. Dort erstreckt sich das 130.000 Quadratmeter große Gelände der Neugart KG. Der Fachgroßhandel für Gebäudetechnik wurde 1965 von Hartmut Neugart in Troisdorf-Spich gegründet. Heute ist Neugart eingebunden in die GC-Gruppe, eines der führenden Unternehmen im Bereich der Haustechnik. Mit über 100 angeschlossenen Häusern sind die GC-Firmen ein starker Verbund mit vielen Vorteilen für den Fachhandwerker. 40.000 Artikel deutscher und internationaler Hersteller (Sanitär, Heizung, Installation, Klima, Lüftung, Werkzeug sowie Dachtechnik und Elektrotechnik für die beiden Tochterunternehmen DTG Roevenich KG bzw. EFG Rheinland KG) sind bei der Neugart KG jederzeit direkt zur Verfügung und werden mit modernster Lagerlogistik bevorratet.

Der eigene Fuhrpark umfasst 54 Lkw, davon zwölf Zwölftonner und 38 7,5-Tonner. Dazu kommen vier Kranzüge mit Anhänger für die Belieferung von Baustellen. Die Flotte besteht zu 70 Prozent aus Fahrzeugen von Mercedes-Benz und 30 Prozent von MAN. Insgesamt beschäftigt Neugart 470 Mitarbeiter, davon 65 Lkw-Fahrer. Die Fahrzeuge beliefern von Montag bis Donnerstag zweimal am Tag eine feste Kundschaft im Radius von rund 100 Kilometern, am Freitag nur einmal.

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