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Wegekosten Wirbel um Mautklassen

Foto: Matthias Rathmann

Vierachsige Lkw werden ab Oktober in der Maut besser gestellt als fünfachsige. Das hat der Bundestag beschlossen. Verbände und Trailerhersteller befürchten eine Abwertung von dreiachsigen Aufliegern und einen höheren Verschleiß der Infrastruktur.

Von Oktober an wird es vier statt bisher zwei Achsklassen bei der Lkw-Maut geben. Dagegen regt sich Widerstand. Als kritisch sehen Verbände, aber auch Trailerhersteller besonders die Unterteilung in die Kategorien "vier Achsen" sowie "fünf Achsen und mehr" an. Ein vierachsiger Euro-6-Lkw wird nach dem Beschluss des Parlaments künftig deutlich günstiger fahren als ein fünfachsiger. Fällig sind dann 11,7 beziehungsweise 13,5 Cent – eine Differenz von 1,8 Cent pro Kilometer.

Zunahme von Zweiachs-Trailern möglich

"Uns treibt die Sorge um, dass es mit einer eigenen Klasse für vierachsige Lkw zu einer deutlichen Zunahme von Zweiachs-Trailern kommt", sagt Dr. Kay Lindemann, Geschäftsführer des Verbands der Automobilindustrie (VDA), bei einem Redaktionsgespräch mit trans aktuell. "Dadurch steigt gerade bei schweren Lkw die jeweilige Achslast, die Straßenbeanspruchung und der Straßenverschleiß nehmen zu. Wir sehen darin ein erhebliches Schadensrisiko für die Verkehrsinfrastruktur." Die Politik dürfe diese Gefahren nicht auf die leichte Schulter nehmen, sagt Lindemann.

Politik zögert, Korrekturen an den Maut-Gesetzen vorzunehmen

Zugleich sieht der VDA-Geschäftsführer das Risiko, dass eine solche Mautklasse zu einer Abwertung für Dreiachs-Trailer führen könnte. Lindemann erläutert, warum die Politik offenbar zögerte, Korrekturen an den Maut-Gesetzesvorlagen vorzunehmen:
"Das frühere Obst-Urteil hat die Fachbeamten sehr verunsichert und allein von der Befürchtung leiten lassen, mit Blick auf zu pauschale Gebührenklassen rechtlich angreifbar zu sein. Vor lauter Sorge, einen Fehler zu machen, haben sie nicht erkannt, dass ihnen ein weiter Ermessensspielraum zur Verfügung stand, weil es darum geht, die Verkehrsinfrastruktur vor potenziellen Schäden zu bewahren."

Der Bundestag hat aus diesem Anlass aber wenigstens noch ein richtiges Signal ausgesendet. Lindemann: "Wir begrüßen, dass sich die Abgeordneten in einem Entschließungsantrag zumindest für eine baldige Überarbeitung der Achsklassensystematik aussprechen und von der Bundesregierung regelmäßige Berichte über die Effekte der neuen Spreizung einfordern."

Unterstützung für seine Argumentation bekommt der VDA von den bei ihm organisierten Trailerherstellern Schmitz Cargobull, Krone und Kögel. In einem gemeinsamen Brief an die Vorsitzenden der Fraktionschefs der Großen Koalition haben sie noch vor der Bundestagssitzung ihre Sorge über die geplante Änderung zum Ausdruck gebracht. Da künftig vier- und fünfachsige Fahrzeugkombinationen – und damit zwei- und dreiachsige Auflieger – unterschiedlichen Mautsätzen unterliegen, entstehen wirksame Anreize, künftig Fahrzeuge mit weniger Achsen einzusetzen, heißt es dem Schreiben, das trans aktuell vorliegt.

"Bereits jetzt nehmen wir eine deutliche Verunsicherung unserer Kunden wahr, die planen, dreiachsige durch zweiachsige Sattelauflieger zu ersetzen", erklären die Trailer-Produzenten. Das führe zu Sonderabschreibungen in Millionenhöhe auf den Fahrzeugbestand. Hinzu komme, dass Sattelauflieger mit zwei Achsen im Ausland später als Gebrauchtfahrzeuge kaum absetzbar seien. „Überdies führt der Verzicht auf eine Achse bei gleichem Gesamtgewicht letztlich zu einer höheren Straßenbeanspruchung und ist damit auch verkehrspolitisch kontraproduktiv“, argumentieren Vorstand Ulrich Schöpker von Schmitz Cargobull sowie die Geschäftsführer Gero Schulze Isfort von Krone und Thomas Heckel von Kögel.

Auch Pro-Mobilität-Geschäftsführer Stefan Gerwens hatte zuvor in einer Expertenanhörung zur Maut vor den Folgen einer neuen Achsklassen-Einteilung gewarnt. Die Belastung der Straßenoberfläche steige durch höhere Achslasten um 40 Prozent, wenn bei einem maximal zulässigem Gesamtgewicht statt eines fünfachsigen 40-Tonnen-Sattelzugs ein vierachsiger 38-Tonnen Sattelzug zum Einsatz komme. "Mit einem Mautsatzvorteil von 1,8 Cent pro Kilometer wird jedoch ein solcher Wechsel gefördert. Damit steigt der Sanierungsbedarf."

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