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Wahl Trans-East Von Ost auf West umdisponiert

Wahl Trans-East Foto: Wahl Trans-East

Wahl Trans-East fängt Einbruch im Russland-Geschäft durch neue Aktivitäten in Westeuropa auf.

Auf sieben fette Jahre folgen in der Bibel sieben magere Jahre. Im Wirtschaftsleben gelten aber andere Regeln. Christian Wahl hätte sich jedenfalls schwer damit getan, diese Perspektive auch für sein Unternehmen zu akzeptieren. Daher setzte der Geschäftsführer der Spedition Wahl Trans-East aus Ludwigshafen nach sieben erfolgreichen Jahren alle Hebel in Bewegung, um den eintretenden Abwärtstrend zu stoppen.

Die sieben fetten Jahre mit zweistelligen Zuwachsraten erlebte der Unternehmer seit Beginn seiner Selbstständigkeit im Herbst 2006. Sie erklären sich dadurch, dass Wahl seine Aktivitäten klar auf aufstrebende Märkte konzentrierte – nämlich auf Russland und Osteuropa – und von der besonderen Dynamik dort profitieren konnte.

Bereits seit 1994 hatte er seinen Fokus auf diese Regionen gelegt – damals noch als Angestellter der Spedition Tiropatrans in Speyer am Rhein. "Damals war das alles sehr abenteuerlich. Es gab meist keine Ausschreibungen. Die Auftraggeber waren froh, überhaupt eine Spedition zu finden, die etwas von den Märkten und Gegebenheiten versteht", berichtet Wahl im Gespräch mit trans aktuell.

"Man kann nicht einfach mit Lieferschein losfahren"

Doch auch in den vergange­nen Jahren empfand er seine Aktivitäten nie als Standardgeschäft. "Man kann nicht einfach mit Lieferschein losfahren", erläutert der 48-Jährige. "Man braucht Beziehungen, Marktkenntnisse, zuverlässige Partner und vieles mehr." Wahl organisierte mit ­seinen sechs Mitarbeitern Teil- und Komplettladungen, Bahn- und Gefahrguttransporte sowie komplexe Logistikprojekte von Ost­europa bis zur Mongolei.

Der Außenhandel brach nahezu zusammen

Dann kam die Krise – die vierte, die der gelernte Speditionskaufmann in seinem Berufsleben nach eigener Darstellung durchstehen musste. "Eine so drastische habe ich aber noch nie erlebt", erklärt Wahl. Infolge des Ukraine-Konflikts, der Rubel-Abwertung und der westlichen Sanktionen brach der Außenhandel nahezu zusammen. "Im Sommer 2014 hatten wir einen Rückgang des Ladevolumens von 50 Prozent, einige Monate später waren es bereits 70 Prozent", erzählt Wahl. Er habe versucht, durch gezielte Vertriebsmaßnahmen gegenzusteuern – aber auch Marktkenner aus anderen Unternehmen hätten ihm versichert, dass selbst mit hartnäckigstem Marketing zurzeit nichts zu erreichen sei.

Wahl blieb nichts anderes übrig, als umzudisponieren. "Für mich war es wichtig, meine Mitarbeiter zu halten. Also galt es, das verloren gegangene Geschäft schnell durch andere Geschäfte zu kompensieren", sagt Wahl. Angst, dass das Unterfangen scheitern würde, hatte er nach eigenen Angaben nicht. "Als Unternehmer muss man immer optimistisch sein", betont er. "Angst ist ein schlechter Begleiter."

Blick gen Westen

Da mit Osteuropa und Russland nichts mehr zu machen war, richtete Wahl seinen Blick gen Westen – und erkannte für sein Unternehmen neue Chancen. Dabei half ihm auch ein neuer Mitarbeiter, der hier bereits ein gutes Netzwerk sowohl an Kunden als auch an Transportunternehmern aufgebaut hatte. So kann Wahl wenige Monate nach Aufbau seiner Westeuropa-Aktivitäten bereits melden: Mission geglückt. "Wir haben unser Geschäft durch Westeuropa komplett ausgeglichen", bilanziert der Unternehmer. So ist die Spedition Wahl Trans-East inzwischen eher als Wahl Trans-West unterwegs – obwohl sie ihre Firmierung natürlich nicht geändert hat.

Ob Teil- oder Komplettladung, ob Automotive- oder Hygieneartikel: Die Spedition deckt inzwischen ein breites Spektrum an Aktivitäten ab. Etwa 40 Fahrzeuge sind für sie ständig im Festeinsatz unterwegs und auch die Preise seien auskömmlich, bekräftigt Wahl. Das ändert aber nichts daran, dass sein Herz weiter für den Osten schlägt. Wahl ist überzeugt: "Irgendwann wird die Krise vorbei sein." Dann will er wieder zurück in seine Nische und sein Russland-Know-how reaktivieren. Denn: "Das ist ein Riesenmarkt, das Potenzial ist gewaltig."

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