Andreas Renschler, Chef von Volkswagen Truck and Bus, exklusiv im Redaktionsgespräch mit trans aktuell und lastauto omnibus.
Andreas Renschler ist zurück. Fast zehn Jahre lang leitete der Schwabe die Truck-Sparte des Fahrzeugbauers Daimler, ehe er Anfang 2014 überraschend seinen Wechsel zu Volkswagen ankündigte. Seine Mission dort: die Nutzfahrzeugaktivitäten enger zusammenzuführen und Synergien zu schaffen. „Wir sind bereits gut vorangekommen“, bilanziert das neue VW-Vorstandsmitglied für den Bereich Nutzfahrzeuge fast ein Jahr nach Beginn der neuen Tätigkeit im Gespräch mit trans aktuell.
Volkswagen Truck & Bus ging im Mai offiziell an den Start. Aktuell sind 50 von 100 Mitarbeitern rekrutiert, vor allem aus den Reihen der Marken. Renschler versteht die Dachgesellschaft in Braunschweig nicht als Finanzholding. "Wir arbeiten sehr operativ in einer Matrixorganisation, die sich auf die wichtigen übergreifenden Themen fokussiert", erläutert der 57-Jährige und nennt die fünf Querschnittsfunktionen Entwicklung, Finanzen, Einkauf, Personal und Strategie. Dass es sich lohnt, in diesen Bereichen zusammenzuarbeiten, steht für Renschler außer Frage. Er weist auf Zahlen seines Konzerns hin, der für diese Bereiche ein Synergiepotenzial von 850 Millionen Euro bis 2025 angekündigt hatte.
Plattformstrategie soll Synergien schaffen
Doch wie lassen sich die Synergien heben? Eine der größten Stellschrauben ist für den Wirtschaftsingenieur und Betriebswirt die Entwicklung von Plattformen für Antriebskomponenten, welche die jeweiligen Marken für ihre Zwecke nutzen können. "Mit den Getrieben haben wir begonnen", sagt Renschler. In fünf bis sechs Jahren soll die Plattform stehen. "Das heißt aber nicht, dass die einzelnen Marken identische Aggregate haben werden", verdeutlicht der Volkswagen Truck & Bus-Verantwortliche in seinem ersten Interview, das er in neuer Funktion gegenüber der Fachpresse gibt. "Die einzelnen Marken bauen darauf auf und nehmen ihre spezielle Adaption vor."
Durch den damit verbundenen Einsatz von Gleichteilen und die Nutzung von Skaleneffekten erhofft sich Renschler deutliche Fortschritte bei der Profitabilität. "Unser Ausgangspunkt ist alles andere als schlecht", kommentiert er. Doch gebe es noch Luft nach oben. Überhaupt geht es dem Nutzfahrzeugprofi weniger um Stückzahlen als um Profitabilität und Kundenzufriedenheit. In diesen beiden Bereichen der "Global Champion" zu sein, das ist der Anspruch.
Kundenzufriedenheit im Fokus
Mit Blick auf die Kundenzufriedenheit kündigt Renschler neue Dienstleistungen rund um das Thema Digitalisierung an. Er spricht von einem "Feuerwerk an Innovationen", das die VW-Nutzfahrzeugtöchter in den nächsten Monaten und Jahren zünden werden. Rund 160.000 Fahrzeuge von Scania seien bereits heute vernetzt unterwegs und lieferten eine Vielzahl an Daten, die man im Sinne von neuen Geschäftsmodellen für Kunden aufbereiten könne. "Entscheidend ist, dass wir Angebote entwickeln, um unseren Kunden die Arbeit zu erleichtern und ihre Effizienz zu erhöhen."
Als Beispiele nennt Renschler virtuelle Beifahrer, die den Fahrer beim Spritsparen unterstützen oder Systeme, die den Fuhrparkchef informieren, wann das Fahrzeug zur Wartung muss. Das seien im Übrigen keine Lkw-spezifischen Themen. Die Digitalisierung beschäftige alle Marken im VW-Konzern – auch hier ergäben sich Synergien, nämlich zwischen der Pkw- und der Lkw-Sparte.