Auf dem VDA-Kongress Nutzfahrzeuge spielen die Themen effizienter Güterverkehr sowie die Entwicklung der Fernbusse eine große Rolle. VDA-Präsident Matthias Wissmann erwartet beim Fahrzeug-Absatz ein Plus.
In den vergangenen Monaten sei es allerdings nicht leicht gewesen, sagte Wissman, Präsident des Verband der Automobilindustrie (VDA) zum Auftakt des VDA Nutzfahrzeug-Symposiums in Berlin. Nicht in allen Märkten hat die wirtschaftliche Entwicklung den Herstellern von Nutzfahrzeugen in die Karten gespielt. Vor allem die Ukraine-Krise, aber auch andere wirtschaftliche Herausforderungen haben den Absatz erschwert. Dennoch sind laut Wissmann vor allem die deutschen Hersteller erfolgreich in Europa. Im Heimatmarkt reklamieren die Lkw-Hersteller demnach zwei Drittel des Absatzes für sich, in Westeuropa sind es immerhin 40 Prozent. Noch erfolgreicher sind die Trailerhersteller. Mehr als jeder zweite Anhänger und Auflieger in Europa stammt von einem deutschen Produzenten.
Die Verkehrsträger müssten sich ergänzen
Die Voraussetzungen den Absatz von Nutzfahrzeugen weiter stabil zu halten oder gar zu steigern, sind gut. Das Aufkommen von Gütern nimmt weiterhin zu. "Dieses Wachstum kann die Straße aber nicht allein bewältigen", sagt Wissmann. Daher müssten die Verkehrsträger sich ergänzen. Wissmann sieht Schiene und Wasserstraße als Partner an.
Scharfe Kritik übte er an der Bahngewerkschaft GDL, die mit ihren Streiks hohe Logistikkosten verursacht habe und damit am Ast der Bahnmitarbeiter gesägt hätte. Für einen hohen Gewinn an Effizienz könne der Lang-Lkw sorgen. 25 Prozent weniger CO2 pro transportierter Tonne nennt Wissmann die Bilanz beim Einsatz von Lang-Lkw. 45 Unternehmer betreiben heute im Rahmen des deutschen Feldversuchs 119 Fahrzeuge. "Die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Saarland und Brandenburg müssen jetzt nachziehen", forderte Wissmann.
Investitionspolitik auf Nutzung der Infrastruktur ausrichten
Das Bundesverkehrsministerium (BMVI) will die Investitionspolitik auf die Nutzung der Infrastruktur hin ausrichten. "Wichtig ist vor allem die Vernetzung der Verkehrsträger zum Nutzen des Güterverkehrs", sagte der parlamentarische Straatssekretär Norbert Barthle. Die Infrastruktur müsse intakt gehalten werden. Außerordentlich dabei ist laut Barthle der Investitionshochlauf, also die zusätzlichen Mittel, die dafür bereitstehen - ein Plus von 40 Prozent. Das habe es in dieser Höhe bislang noch nicht gegeben – auch in keinem Land in Europa. "Und wir verstetigen diesen Hochlauf auch in die kommenden Jahre hinein", sagte Barthle.
Parallel zum Ausbau und Erhalt der Infrastruktur müsse die Digitalisierung vorangetrieben werden. Damit meint Barthle auch die Vernetzung der Fahrzeuge: von Parkplatzkapazitäten über die Verkehrssteuerung bis hin zur Kommunikation zwischen den Fahrzeugen böten sich hier Anwendungen, die die effiziente Nutzung der Straße fördern und autonom fahrende Fahrzeuge ermöglichen.
Staatssekretär Barthle spricht sich für Lang-Lkw aus
Barthle sieht auch die Bemühungen der Europäischen Union, die CO2-Emissionen von Nutzfahrzeugen durch das Simulationstool Vecto auszuweisen, als zielführend an. Beim Thema Kraftstoff hält er verflüssigtes Erdgas (LNG) für eine sinnvolle Alternative zum Diesel. Auch für den Lang-Lkw spricht sich der Staatssekretär aus. Es gebe keine Hinweise auf Verlagerungseffekte, noch auf Nachteile bei der Verkehrssicherheit. Deswegen wolle sich das BMVI für den Lang-Lkw und eine Verlängerung der Betriebszeit einsetzen. Es sei auch nicht einzusehen, warum NRW nur den verlängerten Auflieger, nicht aber den Lang-Lkw zulässt. Es habe schon in einigen Bundesländern ein Umdenken stattgefunden, deswegen erwartet Barthle ein ähnliches Verhalten in weiteren Bundesländern.