Truck Race Le MAN und die Angst vorm Schwarzen (Renault-)Mann

Wenn das neue MKR-Renault Team zum ersten Mal beim französischen Truck Grand Prix in Le Mans antritt, ist die Erwartungshaltung zwangsläufig hoch, auch wenn an den beiden Volants ein Schweizer und ein Deutscher kurbeln.

Da die beiden Herren mit dem identischen Vornamen aber ihren Job im Dienst der großen und traditionsreichen französischen Truck-Marke bisher offensichtlich gut machen, schaut der normale Truckrace-Fan im Frankenreich über den Makel fehlender nationaler Zugehörigkeit großzügig hinweg. Und als dann im Samstags-Zeittraining der Renault des Franzosen Janiec brennt, konzentrieren sich alle Hoffnungen auf die Mattschwarzen mit dem Rauten-Logo. Die erste Pole holt sich aber ein anderer: Chris Levett zirkelt seinen blauen MAN auf Startplatz eins, daneben Markus Bösiger. Ein Getümmel in der Schikane kurz nach dem Start mischt das Feld auf. Die beiden Buggyra von Vrsecky und Nittel entledigen sich diverser Karosserieteile, auch der gelbe MAN von Lvov ist demoliert. Hahn profitiert von dem Durcheinander und der Renault von Oestreich rollt mit Defekt in die Boxengasse. Albacete und Bösiger beharken sich hinter dem souverän führenden Levett. Dann fällt der Schweizer zurück und wird von Hahn kassiert. Dreifachsieg für MAN in Renault-Land - das kann so nicht stehen bleiben!

Rennen zwei sieht bekanntlich eine umgekehrte Startaufstellung mit dem Achtplatzierten des ersten Laufs auf Pole. Janiec heißt der glückliche und fährt bekanntlich einen „heißen“ Renault (siehe oben). Nützt ihm aber nichts, wenn ein Jochen Hahn in Bestform einen Blitzstart hinlegt und gleich die Führung übernimmt. Dahinter schiebt sich der Sieger des ersten Laufs, Levett, mit nach Vorne. Vrsecky fällt erneut aus. Janiec ist wieder auf zwei, wird aber kurz vor Schluss noch von Albacete eingesackt. Am Ende eines turbulenten Rennens siegt Jochen Hahn knapp vor Antonio Albacete und Anthony Janiec. Österreich auf Platz acht und ein wegen „Overspeed“ disqualifizierter Bösiger. Dazu schon wieder zwei MAN oben auf dem Treppchen, begleitet von einem Renault. Aus Le Mans wird Le MAN. Und zu den Samstags-Rennen je ein Deutscher und ein Brite ganz oben auf dem Treppchen - da muss doch noch mehr gehen, zumindest aus Franzosen-Sicht. Gallischer HahnSonntag. Zwei neue Renen und entsprechend neues Glück. Ob die beiden „Lenkrad-Gastarbeiter“ Markus und Markus am Vorabend mehr mit Pastis oder Vine Rouge gedopt wurde oder ob ein gutes Alpenländisches Frühstück anstatt Caffee au Lait und Croissant die nötige Kraft gab: Die MKR-Renault-Truppe präsentiert sich jedenfalls wie ausgewechselt. Beim ersten Rennen beißt sich Markus Oestreich vom Start an durch, hält Albacete in Schach, sichert sich den Sieg und damit die fetten Punkte. Abgerundet wird der Renault-Auftritt durch platz drei für Markus Bösiger, der, mit Zorn im Bauch wegen der Disqualifikation am Vortag, Jochen Hahn auf Abstand halten kann. Die Welt ist für die französischen Fans wieder zurechtgerückt. Und den beiden MKR-Renault-Piloten gefällt es auf dem Podium so gut, dass sie zum abschließenden Rennen eine Wiederholung planen. Die beiden Mattschwarzen pflügen von hinten durchs Feld, müssen ja nach den Top-Platzierungen beim ersten Rennen von sechs und acht starten. Polesetter Adam Lacko und der Zweitplatzierte, Renault-Chauffeur Janiec, werden ebenso Opfer des MKR-Vorwärtsdrangs wie Antonio Albacete und Chris Levett. Nur einer nutzt seinen Startplatz in der zweiten Startreihe optimal und hat keine Angst vorm schwarzen Renault-Mann: Jochen Hahn bringt seinen - ebenfalls schwarzen - MAN als Erster durch Ziel. Der Schwarzwälder sichert sich dabei an beiden Renntagen in Le Mans jeweils den Sieg im „kleinen“ Rennen, darf sich jetzt als „Gallischer Hahn“ fühlen. Ganz nebenbei ist damit der Beweis angetreten, dass der Hahn doch Eier legt - in Form stattlicher Meisterschaftspunkte. Denn da findet sich Jochen Hahn nach dem vorletzten Rennwochenende auf Platz zwei hinter Antonio Albacete wieder. Der hat jetzt satte 55 Punkte Vorsprung und ist nur noch theoretisch vom Meistertitel wegzuhalten. Dahinter wird’s spannend: Hahn liegt mit 295 Zählern nur ein Mini-Pünktchen vor Markus Bösiger. Markus Oestreich folgt wiederum mit 456 Punkten auf seinen Teamkameraden. Erst dann und mit 52 Zählern dahinter folgt der Titelverteidiger David Vrsecky, für den nicht nur der Titelverteidigungszug abgefahren ist. Der Tscheche hat praktisch auch keine Chance mehr auf einen Podiumsplatz bei der Meisterfeier nach dem Finale in Jarama am ersten Oktober-Wochenende. Die Französischen Fans sind am Ende eines ereignisreichen Rennwochenendes mit „ihrer“ Marke Renault versöhnt und die beiden „Markusse“ können auch in Zukunft weiter problemlos Baguettes einkaufen gehen. Aus Le Mans 2010 wurde dann doch kein Le MAN. Und mindestens ein Renault auf dem Meistertreppchen ist damit in greifbare Nähe gerückt. Nur die Platzierung ist noch offen. Ob’s Platz zwei oder drei wird? Jarama wird’s zeigen. Vive la Difference - es lebe der kleine Unterschied - so lange es ein Pünktchen mehr ist als für den Konkurrenten!

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