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Fehrenkötter-Test Volvo FH mit Schwierigkeiten

Fehrenkötter, Renault Magnum, Test Foto: Renault Trucks

Gerade wenn es am besten läuft, dann passiert es: ein Favorit strauchelt. So ist es dem Volvo FH im Fuhrpark der Spedition Fehrenkötter geschehen.

Bislang fiel er nur dadurch auf, dass er unauffällig Kilometer macht. Dann aber, bei 231.120 Kilometer auf der Uhr, arbeitet das I-Shift-Getriebe schwergängig und schaltet nicht mehr zuverlässig. Die Diagnose der Markenwerkstatt: „Defekt an den Sperrstiften zur Synchronisierung der Split-Gruppe“.

Getriebe raus, Ersatzteile einfliegen

Die Therapie: drei Tage stationäre Behandlung, striktes Arbeitsverbot. Das Getriebe muss raus und Ersatzteile eingeflogen werden. Wenigstens die Kosten trägt der Hersteller, da der Schaden während des Garantiezeitraums passiert ist. Speditionsleiter und Fuhrparkchef Robert Theis ist dennoch mit dem FH zufrieden. „Dass so etwas dem Volvo passiert, hätte ich nach dem bisherigen Testverlauf nicht gedacht. Aber der Hersteller hat kulant reagiert. Das ist prima“, erklärt er.

Volvo ist trotzdem eine Alternative

Der FH sei ein klasse Auto und trotz des Vorfalls eine echte Alternative. Wenn auch die Kabine für zwei Fahrer zu knapp geschnitten sei. Auch der Mercedes Actros laboriert an einem Defekt des Getriebes. Immer wieder springen die Gänge der kleinen Schaltgruppe raus. Der Verdacht fällt zunächst auf die Kupplung des automatisierten Powershift-Getriebes. Die Werkstatt nimmt sich Mitte März dessen an. Abhilfe schafft ein Ersatz des Ausrücklagers. Vorausschauend tauschen die Mechaniker noch die Motorkupplung auf Garantie. Abgesehen davon, sei das Fahrzeug aber in Ordnung, erklärt Theis.

Actros: Fleetboard-Modul wird ausgetauscht

Zudem wird am Actros das Fleetboard-Modul auf Garantie getauscht und der Dieseltank befestigt. „Die Spezialtanks arbeiten in den Halterungen. Mit der Zeit lockern sie sich und müssen wieder fixiert werden“, erklärt Theis.

Das passiere aber auch an den anderen Testfahrzeugen, wie die Statistik bestätigt. Auch am TGA von MAN sorgt ein Bauteil immer wieder für Probleme: das kundenspezifische Modul (KSM), auf dem personalisierte Fahrzeugdaten abgelegt sind. Fällt es aus, verweigert etwa der Schaltautomat den Gangwechsel. Bei jedem Ausfall steht der Lastzug gleich einen halben Tag. Laut Theis fällt das KSM so oft aus, weil die Anschlussstecker nicht ausreichend gegen Spitzwasser abgedichtet sind, aber an einer Stelle sitzen, an die viel Wasser hingelangt - nämlich hinter der Wartungsklappe in Fahrtrichtung rechts. Inzwischen hat die Werkstatt das Modul in den Sicherungskasten verpflanzt. Theis hofft, dass nun Ruhe ist. „Wenn das nicht wäre, würde der TGA ganz vorne mitfahren. Ein ordentliches Auto“, berichtet er.

MAN-Türschloss will nicht mehr schließen

Zu den weiteren Mängeln am MAN zählt ein Türschloss, das nicht mehr schließen will und ebenfalls ein lose gerüttelter Dieseltank sowie eine Adblue-Pumpe, die das Reduktionsmittel nicht mehr in den Kat einspritzt. Die Pumpe scheint über alle Marken hinweg Ärger zu bereiten. Ein Hammer ist laut Theis die Rechnung der französischen MAN-Werkstatt Nueno Trucks in Pau, mitten in den Pyrenäen. Just in deren Nähe machen an einem Sonntag im Winter die beiden Batterien des TGA schlapp.

Mondrechnung aus Frankreich

2.778 Euro kassiert die Werkstatt für deren Tausch. Die Spedition legt Protest bei MAN Deutschland ein und erhält von MAN prompt eine Gutschrift im Wert von 1.495 Euro. Die Rechnung der Franzosen sei überteuert, gibt der Hersteller zu. Die Lehre daraus: Theis will alle zwei Jahre vor dem Winter die Batterien vorsorglich tauschen. Auch aus den hohen Preisen für Öl zieht der Speditionschef Konsequenzen. „Wir bevorraten für die Fahrzeuge nun selbst das entsprechende Öl und beziehen es teils zu einem Drittel des Preises, den die Werkstatt verlangt“, berichtet Theis.

Gute Entwicklung beim Iveco Stralis

Vom Sorgenkind zum zuverlässigen Arbeiter: „Der Stralis hat sich gefangen“, bestätigt Theis. Bleibt der Kritikpunkt, dass die Abrechnungsmodalitäten von Iveco bei einer Panne im Ausland nicht besonders kundenfreundlich seien, sagt der Fuhrparkchef. Am 18. März platzt der Ölfilter und muss in Frankreich gerichtet werden. Neben der Reparatur muss Fehrenkötter über Iveco Deutschland eine Vermittlungsgebühr von 110 Euro überweisen, macht unterm Strich insgesamt knapp 630 Euro. Ganz schön happig für einen Ölfilter. „Bei einem derartigen Schaden hätte ich eine kulante Regelung erwartet“, sagt Theis. Dafür gab’s für eine Reparatur am Fahrerhauseinstieg Ende April vergangen Jahres eine Gutschrift von rund 80 Euro.

DAF XF stabilisert seine Leistung

Auch der DAF XF hat sich stabilisiert. Fast keine Vorfälle verbucht Theis mehr am Niederländer. Anfang Februar versagt allerdings der Retarder den Dienst. Die Ursache ist ein geplatzter Druckluftschlauch. Anfang März gibt dann auch am DAF die Adblue-Dosierpumpe den Geist auf, was in der Statistik den niedrigen Verbrauch von Reduktionsmittel bewirkt. „Der XF verfügt über eine überzeugende Schaltung, laboriert aber an einem veralteten Fahrerhauskonzept. Das war Mitte der 90er top, modern geht anders“, resümiert Theis. Dafür lobt er das gute Preis-Leistungsverhältnis des DAF.

Vom Scania R gibt es wenig zu berichten

Auch vom Scania R gibt es wenig zu berichten. Die Windschutzscheibe reißt, ohne dass etwa ein Kiesel eingeschlagen hat. 70 Euro mehr als am Actros kostet die Reparatur beim Spezialisten, obwohl das Ersatzteil rund zehn Euro preiswerter ist. Und für ein gesprungenes Rückleuchtengehäuse verlangt die Markenwerkstatt 93 Euro, der Fahrer geht darauf zum Ersatzteilehandel Winkler und beschafft sich das Gehäuse für 52 Euro. „Der Scania R ist ein Auto mit Charakter, nicht so stromlinienförmig wie die anderen Lkw“, beschreibt Theis.

Der Scania sei das Gesicht in der Menge und topp verarbeitet. „Angesichts dessen verstehe ich, dass viele Kunden bereit sind, den höheren Kaufpreis zu bezahlen“, sagt der Fehrenkötter-Mann. Und dann noch die Überraschung des Tests wie Theis feststellt: der Renault Premium - auch wenn seine Kabine deutlich kleiner baut als die der Wettbewerber. Am Franzosen muss ebenfalls der Dieseltank gerichtet werden, was Theis aber auf die speziellen Anforderungen der niedrig bauenden Plateauaufbauten zurückführt und nicht dem Premium ankreidet. Auffällig sind wiederum die Arbeiten an der durch Steinschlag gerissenen Windschutzscheibe. Hier liegen die Kosten noch mal höher als am Scania. Für die Scheibe will der gleiche Reparaturbetrieb 110 Euro mehr als für die des Schweden. Dafür sind die Batterien des Premium ein Schnäppchen. „136 Euro für eine Batterie, das heißt ich bekomme zwei Batterien zum Preis von einer bei den anderen Lkw-Marken“, berichtet der Speditionsleiter.

Renault Premium: Sparmeister aus Frankreich

Überhaupt entpuppt sich der Renault Premium als Sparmeister. Unterm Strich weist er die mit Abstand günstigsten Betriebskosten aus, was vor allem dem niedrigen Kaufpreis geschuldet ist, aber auch dem besten Verbrauch. Der etwas teurere und gleichfalls genügsame Volvo FH rangiert nur knapp dahinter. Insgesamt werden aber die Unterschiede zwischen den Lkw geringer. Der Mercedes läuft wegen seines günstigen Verbrauchs mit jedem Kilometer Fahrleistung immer günstiger und tauscht mit dem Scania den Platz in der Rangfolge. Sein hoher Einstandspreis verhagelte ihm im ersten Jahr die Bilanz.

Ob die Reihenfolge so bleibt, hängt am Ende des Praxistests wesentlich davon ab, wie sich die Restwerte für die einzelnen Marken entwickeln. Erst in einem Jahr wird sich zeigen, welcher Hersteller hiervon profitiert. Bis dahin freut sich Theis erst mal über den bisherigen Verlauf: „So wie es nun läuft, sind wir zuversichtlich, dass die Zeit der großen Schäden vorbei ist. Echte Sorgenkinder gibt es nicht mehr - selbst wenn mal ein Favorit auf die Nase fällt.

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