Die Jahre des starken Verkehrswachstums sind erst mal vorbei. Transportaufkommen und -leistung werden in Deutschland bis 2021 zwar insgesamt weiter zulegen, aber deutlich geringer als 2017 und 2018. Das ergibt sich aus einer im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums erarbeiteten Mittelfristprognose, die das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) veröffentlicht hat. Dabei hat der Straßengüterverkehr erneut die Nase knapp vorn. So sollen beim Transportaufkommen die Lkw-Verkehre in diesem Jahr gegenüber 2017 um 1,1 Prozent zulegen, bis 2021 dann nur noch um jährlich 0,2 Prozent. Für 2016 und 2017 waren es noch je 2,3 Prozent. Bei der Transportleistung wird für 2018 ein Plus von 1,6 Prozent prognostiziert, bis 2021 sollen es nur noch 0,4 Prozent pro Jahr werden.
Zu geringe Laderaumkapazitäten und spürbarer Fahrermangel
Schaut man auf die anhaltend gute bis sehr gute Wirtschaftsentwicklung seit 2016, ließe sich auf den ersten Blick von einer höheren Nachfrage im Straßengüterverkehr ausgehen. Die Experten weisen aber auf deutliche Engpässe hin, die ein stärkeres Wachstum beeinträchtigen. Genannt werden vor allem zu geringe Laderaumkapazitäten sowie ein spürbarer Fahrermangel. "Transportaufträge können deshalb nicht immer rechtzeitig abgewickelt werden, die Preise für Lkw-Transporte nehmen tendenziell zu", wird festgestellt. Wegen der guten Auftragslage bei der verladenden Wirtschaft würden höhere Preise zurzeit jedoch in Kauf genommen. Diese Situation werde sich nach 2018 aber langsam entspannen. Positive Prognosen für Transportaufkommen (plus 1,1 Prozent) und Transportleistung (plus 1,5 Prozent) im laufenden Jahr sowie in der Mittelfristplanung bis 2021 (plus 0,2 Prozent/0,4 Prozent) gibt es auch für den Schienengüterverkehr, gemessen aber an einer niedrigeren Basis im Jahr 2017.
Im Vorjahr nämlich hatte die Bahn trotz bester allgemeiner Konjunkturdaten ein leicht negatives Ergebnis eingefahren – die siebenwöchige Sperrung des wichtigen Nord-Süd-Korridors in Rastatt, heftige Unwetter sowie auch hier Kapazitätsengpässe hatten vor allem dazu beigetragen. Mit einem Mengenzuwachs von 0,8 Prozent und einem Leistungszuwachs von 0,7 Prozent entwickelte sich der Kombinierte Verkehr (KV) etwas besser, obwohl es auch hier durch Personal- und Abfertigungsprobleme Beeinträchtigungen gab. Für die Zukunft aber wird schon ab diesem Jahr von einer positiveren Entwicklung bei der Güterbahn und im KV ausgegangen. Dabei wird vorausgesetzt, dass die erkannten Probleme "gezielt angegangen und gelöst werden" sowie bei den konkurrierenden Verkehrsträgern weiterhin begrenzte Transportkapazitäten gegenüberstehen. Vor allem beim KV wird erwartet, dass er seine Marktpotenziale aktivieren kann und 2018 bei Aufkommen und Leistung um über zwei Prozent sowie von 2019 bis 2021 um je über ein Prozent zulegt.
Modalsplit fast unverändert
Vermerkt wird allerdings, dass es hinsichtlich der Trassenpreise Verunsicherungen bei den Bahnunternehmen gibt. Obwohl im Rahmen des Masterplans Schienengüterverkehr 2017 eine Halbierung in Aussicht gestellt worden sei, hätte DB Netz die Trassenpreise um zwei Prozent erhöht und auch 2018 werde mit einer Zunahme gerechnet. Bis 2021 werde dann von keinen nennenswerten Veränderungen mehr ausgegangen. Nur wenige Veränderungen gibt es zurzeit bei der modalen Teilung des Transportaufkommens. 2017 und 2018 werden für die Straße je 84,4 Prozent ausgewiesen, je 8,4 Prozent für die Schiene, 5,1 Prozent für die Binnenschifffahrt und 2,1 Prozent für Rohrleitungen. Bis 2021 legt die Straße dann um 0,1 Prozent auf 84,5 Prozent zulasten der Rohrleitungen zu.
Etwas deutlicher sieht es bei der Transportleistung aus. Hier klettert der Straßengüterverkehr von einem 71,7 Prozent-Anteil im Jahr 2017 pro Jahr um 0,1 Prozent und landet 2021 dann bei 72 Prozent. 2015 betrug der Anteil noch 70,8 Prozent. Von dieser Entwicklung des Straßengüterverkehrs in Deutschland profitieren überproportional ausländische Transportunternehmen, und zwar sowohl bezogen auf die Transportmenge als auch auf die Transportleistung. Vor allem Fahrzeuge aus Osteuropa verzeichnen hohe Zuwächse. Beispielsweise lag der Anteil ausländischer Lkw an der Fahrleistung auf deutschen bemauteten Straßen 2014 bei 38 Prozent und 2017 bereits bei rund 43 Prozent. Die Experten erwarten, dass sich dieser Trend bis 2021 fortsetzt. Sprunghaft zugenommen haben auch die Kabotage-Beförderungen in Deutschland, 2016 um 31 Prozent auf 16,3 Milliarden Tonnenkilometer.
Die deutsche Wirtschaft wird sich 2018 und darüber hinaus expansiv entwickeln
Mit besonders hohen Zuwächsen in der Kabotage zeichnen sich Fahrzeuge aus Polen und Rumänien aus. Und: Deutsche Transportfirmen gründeten vermehrt eigenständige Filialen in Osteuropa und meldeten ihre Lkw dort an, um den dortigen Markt bedienen zu können, aber auch grenzüberschreitende Transporte nach Deutschland auszuführen. Grundlage für die aktuelle Mittelfristprognose waren unter anderem der Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung sowie diverse andere Expertenmeinungen. Danach wird sich die deutsche Wirtschaft 2018 und darüber hinaus expansiv entwickeln. Die Rohölpreise werden im Prognosezeitraum bis 2021 leicht steigen, die Zinsen auf einem niedrigen Niveau bleiben und der Welthandel wird weiter wachsen.