trans aktuell-Fehrenkötter-Test Manöverkritik der Fahrer

Gruppenfotos Foto: Karl-Heinz Augustin

Seit rund einem Jahr arbeiten und wohnen die Fahrer beim trans aktuell-Fehrenkötter-Test in ihren Fahrzeugen. Zeit für eine erste Manöverkritik. Größtenteils konnten die Fahrzeuge überzeugen.

Personelle Veränderungen gehören zum Speditionsalltag – davon blieb auch die Testmannschaft des trans aktuell und Fehrenkötter-Tests  (TAFT) nicht verschont. So haben Ende 2014 zwei Fahrer Fehrenkötter verlassen: Lambert Otten (Renault T) und Andreas König (MAN TGX). 

Am Steuer des Renault sitzt nun Rolf Girndt (50), Berufskraftfahrer seit 1989. Er ist seit vier Jahren bei Fehrenkötter, fuhr dort bereits drei Jahre lang einen Premium Route und war Deutschland-Sieger bei der Renault Trucks Optifuel Challenge 2014. Der richtige Mann am richtigen Platz also. Nun ist Girndt gespannt, wer am Ende die Nase vorn hat. 

Erste Eindrücke vom T konnte er bereits bei der Optifuel Challenge sammeln. "Am Fahrgefühl ist nichts auszusetzen", sagt Girndt über seinen neuen Arbeitsplatz. "Aber die Sachen, die ich im Premium Route verstaut hatte, bringe ich hier nur mit Mühe unter." Außerdem sei der Scheibenwischermotor einmal wegen eines kaputten Relais ausgefallen, seither erscheine ständig eine Fehlermeldung im Display. "Aber im Großen und Ganzen", schmunzelt Girndt, "könnte ich schon Renault-T-Fan werden."

MAN-Fan

Sein Kollege Michael Driever bevorzugt erwartungsgemäß eine andere Marke: "MAN natürlich!" Driever (52), hat als Tankstellenkaufmann begonnen und ist über Gerüstbau und Industriemontage erst im Nah- und schließlich im Fernverkehr gelandet. Bei Fehrenkötter ist er seit zweieinhalb Jahren und will nicht mehr wechseln. "Ich hab hier meinen Frieden gefunden", lacht Driever. "Die Arbeit ist abwechslungsreich, der Lohn kommt pünktlich und ich bekomme die Touren, die ich gerne machen möchte."

Jetzt will er den MAN in der Wertung so weit wie möglich nach oben bringen. "Er steht ja momentan weiter hinten. Mal schauen, was ich da noch rauskitzeln kann!", zeigt sich Driever hochmotiviert. Die ersten Eindrücke vom TGX sind positiv: "Er ist stark, er holt die Kraft aus‘m Keller raus. Der Fahrkomfort ist sehr gut und der Spritverbrauch lässt sich niedrig halten."

Kritikpunkte gibt es allerdings auch: "Was mich wirklich stört, ist der Kühlschrank – er steht zu weit vor. So lagert sich Staub ab, der dann beim Öffnen in den Kühlschrank fällt. Außerdem hat die A-Säule einen riesigen toten Winkel – beim Abbiegen musst du dich vorbeugen, sonst haste ruckzuck einen auf der Schippe." Ansonsten sei der TGX ein gutes, ausgereiftes Fahrzeug – mit einem schönen Motorklang.

Bilanz nach 120.000 Kilometern

Was sagen die übrigen Testfahrer, die nun schon ein gutes Jahr Erfahrung und um die 120.000 Kilometer auf der Uhr haben? Welche Macken haben ihre Lkw entwickelt? Wer musste öfters in die Werkstatt, wer so gut wie nie? Wo klappert etwas und was hat sich besonders gut bewährt? "Das Fahren macht riesig Spaß, das Drehmoment ist super – er zieht am Berg richtig was weg  und der Stauraum ist so, wie ihn der Fernfahrer braucht", berichtet Scania-Fahrer Frank Engelmann. "Trotzdem wurde ich auch ganz schön enttäuscht." 

Seine Mängelliste ist lang: Super Sitze, aber grobe Sitzbezüge, die einem beim Fahren mit kurzen Hosen die Unterschenkel wund scheuern. Dazu ein klapperndes Bett: "Die Verriegelung hat zu viel Luft und in der Werkstatt hieß es nur, ich solle Gewicht draufpacken." Probleme mit dem Bordkühlschrank: "Inzwischen ist der zweite drin und funktioniert einwandfrei." Ein ständiges Pfeifen des Turboladers: "Da biste froh, wenn der Motor abends aus ist! Die Werkstatt hat noch nicht rausgefunden, woran es liegt." Außerdem ein Ölverbrauch von nunmehr 72 Litern bei 128.200 Gesamtkilometern: "Ich kippe alle vier- bis fünftausend Kilometer fünf Liter Öl nach", schimpft Engelmann. Ein Leck gebe es aber nicht, daher habe der Sechszylinder das Öl wohl verbrannt. Sein Fazit: "Das sind alles Kosten, die Scania selbst verursacht. So kommt das Auto nicht unter die Ersten!"

DAF-Welt ist in Ordnung

Bei DAF-Fahrer Olaf Straube ist die Welt dagegen noch in Ordnung: "Ich kann mich nicht beklagen. Er fährt sehr ruhig, wie ein Bus. Das Bett ist immer noch super bequem. Es klappert auch nichts. Der Tisch, den man aus der Konsole ausfahren kann, ist prima fürs Abendbrot." Auch an die anfangs bemängelten vielen Knöpfe hat sich Straube inzwischen gewöhnt. Seine Meinung zum XF: "Ganz klar Premiumklasse!"

A propos Abendbrot: Zwei Lkw (Actros und Stralis) verfügen über den nach hinten versetzten Beifahrersitz – "Kuschelecke" genannt. Dieses Konzept soll Feierabend und Pausen gemütlicher machen, hat aber auch seine Nachteile: "Ich bin immer noch der Meinung, dass durch die Kuschelecke Stauraum fehlt", ist Actros-Fahrer Rainer Maaß überzeugt. "Ein Großteil meiner Kollegen findet sie toll, das ist sie ja eigentlich auch, aber ich habe da meine eigene Meinung."

Wovon Maaß richtig begeistert ist, ist das automatisierte Getriebe des Actros samt vorausschauendem Tempomat. "Aber den Economy-Modus habe ich rausgenommen – da wird er manchmal viel zu langsam. Dann musst du mit dem Fuß nachhelfen, damit die hinter dir nicht so sauer werden."

Elektronik spinnt, Spiegel sind top im Actros

Kopfzerbrechen bereitet ihm momentan die Elektronik. "Ein Sensor spinnt und zeigt mir ständig leere Batterien an, obwohl sie voll sind." In der Abgasbox sei ebenfalls ein Sensor beziehungsweise Relais defekt gewesen. Keine Werkstatt habe das passende Ersatzteil vorrätig gehabt: "Als die merkten, dass es der Test-Lkw ist, ging’s plötzlich doch ganz ohne vier Tage stehen lassen und Zugheimfahrt", berichtet Maaß.

Eindeutig besser als beim Actros MP3 seien die Spiegel – "Da musste im Kreisverkehr nicht mehr so aufpassen" – und die Matratzen. "Die Federung des neuen Actros ist allerdings zu hart", merkt Maaß an. "Und der Kühlschrank ist jetzt hoch statt flach – da muss ich immer alles ausräumen, um unten beziehungsweise hinten ran zu kommen."

Nochmal zur Kuschelecke: Auch Stralis-Fahrer Christoph Sokol musste sich erst daran gewöhnen: "Der Beifahrersitz lässt sich leider nicht drehen, sonst könnte ich die Füße auch mal nach hinten aufs Bett hochlegen." Ansonsten ist er vom Interieur überzeugt. "Es ist hochwertiger geworden im Vergleich zum alten Stralis. Ich kann noch keinerlei Verfärbungen an den Oberflächen erkennen."

Licht und Schatten im Stralis

Der Fahrersitz sei sehr bequem. Auch die Matratze sei sehr gut – wie schon bei der Vorgängerversion. "Nur die vielen kleinen Staufächer gehen mir auf den Keks", sagt Sokol. "Die Frachtpapiere passen nicht richtig rein und liegen stattdessen auf dem Boden." Und der Kühlschrank könnte seiner Meinung nach etwas größer sein. Technische Probleme habe bisher nur die Standheizung bereitet: "Da musste ich zweimal in die Werkstatt, weil sie Teile bestellen mussten. Jetzt läuft sie aber wunderbar." Der Spritverbrauch sei sehr gut. "Ich muss auch kaum Öl nachfüllen – beim alten Stralis waren’s fünf Liter im Monat."

Viel Lob und ein paar nervige Kleinigkeiten hat schließlich Volvo-Fahrer Jürgen Schwarzer parat. "Ich bin hochzufrieden und freue mich jeden Tag auf das Auto. Das Fahrwerk nimmt extrem viele Erschütterungen auf – da liegen Welten dazwischen zu meinem alten Actros." In Sachen Fahrwerk habe es Volvo echt drauf. Auch Stauraum sei genug vorhanden: "Da kannst Du Wäsche für drei bis vier Wochen reinpacken."

Die Kabine sei übersichtlich, das verstellbare Kopfteil des Betts eine gute Neuerung und auch die schlanken Spiegel seien gut gemacht. "Aber wieso", fragt sich Schwarzer, "friert bei einem Auto, das aus dem Norden kommt, im Winter der Frontspiegel ein, weil er nicht beheizt ist." Er hat Volvo bereits darauf hingewiesen – das sei wohl schlicht und einfach vergessen worden. 

Volvo-Kühlschrank und Navi arbeiten nicht optimal

Verbesserungsbedarf sieht er auch beim drehbaren Beifahrersitz – zum einen bezüglich Höhenverstellbarkeit, zum anderen bezüglich Gurtführung. "Der Gurt sollte komplett an der B-Säule angebracht sein, nicht halb an der Säule und halb am Sitz." Probleme bereiten ihm der Kühlschrank, dessen Gefrierfach tagsüber einfriert und nachts, wenn der Motor aus ist, auftaut. 

Für das eingebaute Navi gebe es immer noch keine Software: "Zum Glück fahre ich relativ viel nach Gedächtnis und Karte", sagt Schwarzer. Was er im neuen FH vermisst: Dass es keine Kickdown-Möglichkeit mehr gebe und er im Automatikmodus nicht mehr manuell eingreifen könne, sondern erst auf manuell umschalten müsse. Aber ansonsten ist er wie gesagt hochzufrieden. Dafür spricht auch die aktuelle Zwischenbilanz, nach der Volvo im Testfeld eindeutig die Nase vorn hat.

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
trans aktuell 05/2015
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