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trans aktuell Wie Sie gute Mitarbeiter finden und binden

Foto: Jacek Bilski 15 Bilder

Speditionen sind dem Fachkräftemangel nicht hilflos ausgeliefert. Sie können eine Menge tun, um gute Mitarbeiter zu finden und an sich zu binden. Das zeigte ein Symposium von trans aktuell,  Hochschule Heilbronn und Verband Spedition und Logistik Baden-Württemberg (VSL), in den Räumen der IHK Heilbronn-Franken.

Beispiele lieferte die Leiterin des Personal- und Qualitätsmanagements beim Logistikdienstleister Karl Dischinger, Kerstin Sacherer. Bei dem 700 Mitarbeiter starken Unternehmen aus Ehrenkirchen bei Freiburg gibt es Azubi-Tage, Azubi-Projekte, Azubi-Ausflüge und Azubi-Grillfeste. Die Altgedienten können sich, was gemeinsame Unternehmungen angeht, ebenfalls nicht beschweren: Es gibt Grillfeste, eine Gesundheitswoche, und bei Hochzeiten fährt der Oldtimer-Lkw vor. „Gute Tradition ist es auch, dass jeder Mitarbeiter am Samstag vor Weihnachten einen Tannenbaum bekommt“, sagte Sacherer. Jeder zehnte Mitarbeiter ist bei der Spedition ein Lehrling. Die Firma bietet sogar Schreib- und Rechenkurse an. Die Bewerber hätten in diesen Bereichen oft Defizite, die teilweise auch durch ein ausländisches Elternhaus zu erklären sind. Die Azubis wissen das zu schätzen: 94 Prozent von ihnen halten der Firma Karl Dischinger nach der Ausbildung die Treue. In 17 Berufen bildet das Unternehmen aus.

Gemeinsame Projekte fördern ein Wir-Gefühl

Die Schwarz-Gruppe aus Göppingen steht, was Aktivitäten für Mitarbeiter angeht, der Spedition Karl Dischinger in nichts nach. Auch dort dienen die  gemeinsamen Projekte dem Zusammenhalt und  der Identifikation mit der Firma. In fünf Berufen bildet die Gruppe, unter deren Dach auch die 380 Mitarbeiter starke Spedition Wackler angesiedelt ist, aus. Der Speditionskaufmann ist noch immer stark gefragt. „Für sechs Stellen im Jahr 2013 habe ich bereits 50 Bewerbungen“, sagte Prokuristin Gabriele Schwarz. Das hohe Interesse führt sie auch darauf zurück, dass die Firmengruppe 2012 eine hohe Medienpräsenz hatte. Vor 100 Jahren erwarb die Familie Schwarz den damaligen Fuhrbetrieb Wackler. Die hohe Übernahmequote von rund 90 Prozent hat die Schwarz-Gruppe mit Karl Dischinger gemein. Eine weitere Parallele: Beide Firmen ermöglichen ihren besten Azubis ein Intermezzo im Ausland. Oakland, Martinique und Sydney – bei Karl Dischinger hat sich der Nachwuchs schon die exotischsten Flecken ausgewählt. Vorbehalten bleibt diese Möglichkeit den Speditionskaufleuten mit Zusatzqualifikation Logistikmanagement.

In Sachen Aus- und Weiterbildung

Peter Baumann lauschte mit Interesse den Ausführungen der beiden Praktikerinnen. „Ich darf sagen, dass das, was Sie tun, nicht normal ist“, sagte der Geschäftsführer der Stückgutkooperation 24 plus. Doch auch sein Haus ist in Sachen Aus- und Weiterbildung alles andere als untätig: Im Angebot sind Schulungen für Wiedereinsteiger, etwa nach der Babypause, Maßnahmen zur Qualifizierung von gewerblichen Mitarbeitern, zur Weiterbildung in Fragen des Zolls, Gefahrguts, Controllings und vieles mehr. Vorgesehen sind darüber hinaus Planspiele, Programme zum E-Learning und das virtuelle Klassenzimmer – ein Projekt, das Anfang nächsten Jahres starten soll. Alle Maßnahmen zur Qualifizierung sind neuerdings unter der Marke 24 plus Academy gebündelt.
Besonders groß ist der Engpass beim Berufskraftfahrer. Prof. Dr. Dirk Lohre vom Studiengang Verkehrsbetriebswirtschaft und Logistik an der Hochschule Heilbronn kann davon ein Lied singen. Abschreckend wirken für viele der als unzureichend empfundene Lohn, die langen Arbeitszeiten, die häufige Abwesenheit von zu Hause und nicht zuletzt das schlechte Image des Berufs. Erschwerend hinzu kommt, dass auf der anderen Seite immer mehr Fahrer ausscheiden. „Knapp 40 Prozent der 660.000 Fahrer im Güterkraftverkehr gehen in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand“, sagte Lohre. Ein drastischer Fahrermangel sei absehbar.

Fachkräfte aus dem Ausland

Liegt das Glück womöglich im Ausland? Sprich: Sollten Speditionen, die in Deutschland keine Fahrer finden, gezielt den Blick nach Spanien richten? Dort herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit, viele Fahrer würden gerne nach Deutschland wechseln. Dr. Lars Holldorf sieht das Ganze mit gemischten Gefühlen. Sein Versuchsballon beim Anwerben von Fahrern aus Spanien hat sich nicht in der Luft gehalten. Sein Beratungsunternehmen, Dr. Holdorf Consult aus Köln, hat sein spanisches Partnernetzwerk auf Fahrer angesetzt. Das Projekt begann vielversprechend: Innerhalb von einer Woche hatte Holldorf 20 Profile von geeigneten Kandidaten. Dann die Ernüchterung: „Wir haben unsere Profile 25 bis 30 deutschen Unternehmen vorgestellt, doch im Wesentlichen hatte keines Interesse daran“, berichtete Berater Holldorf. Er führt das auch darauf zurück, dass Speditionen wohl nicht bereit seien, für die Vermittlungsgebühren aufzukommen.

Ob Fahrer oder Akademiker: Die Branche sollte sich des Mangels bewusst sein. Das ist auch das Credo von Peter Schweiker, Geschäftsführer der IHK Heilbronn-Franken. „Es geht um die Frage: Wie kriegen wir die richtigen Köpfe mit der richtigen Qualität an den richtigen Ort“, sagte er. Beim Beantworten dieser Frage müsse die Branche ihre Kreativität beweisen. Man dürfe angesichts des Fachkräftemangels weder resignieren, noch in Aktionismus verfallen. Stattdessen empfahl Schweiker: „Lassen Sie sich auf den Wettbewerb um die besten Köpfe ein.“

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