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trans aktuell-Expertengespräch Oberleitungs-Lkw "Die kostengünstigste Option"

Foto: Scania

Matthias Scheffer verantwortet das Thema Oberleitungs-Lkw im Bundesumweltministerium und ist von der Technologie überzeugt. Sie ist für ihn die kostengünstigste und am schnellsten verfügbare Option.

Der Klimaschutz ist das Sorgenkind des Verkehrs. Mit diesem Satz leitete Matthias Scheffer, Verkehrsreferent im Bundesumweltministerium, seinen Vortrag beim trans aktuell-Expertengespräch zum Einsatz des Oberleitungs-Lkw in Hessen ein. Dass Scheffer den Begriff "Sorgenkind" zu Recht verwendet, macht ein Zeitstrahl deutlich. Denn die Treib­haus­gas­emis­sio­nen des Verkehrs liegen heute weit über dem Wert von 1990. Der deutliche Zuwachs in den 1990er-Jahren liegt laut dem Referent für die Themen Umwelt, Verkehr und Elektromobilität vor allem auch an der Wiedervereinigung und der damit verbundenen Öffnung nach Osteuropa.

"Nach der Jahrtausendwende sanken die Werte für einige Jahre wieder, doch seit 2008 verzeichnen wir erneut ein stetes Wachstum", erklärt Scheffer. Gemäß des Klimaschutzplans 2050 der Bundesregierung solle der Verkehr bis 2050 nahezu treibhausgasneutral werden. Als Zwischenziel für das Jahr 2030 wurde demnach eine Minderung um 40 bis 42 Prozent im Vergleich zu 1990 festgelegt.

Größter Schadstoff-Verursacher ist der Pkw

Der größte Schadstoff-Verursacher im Bereich der Mobilität ist laut Scheffer der Pkw-Verkehr mit knapp 100 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen im Jahr 2014. Auf Platz zwei folgen die schweren Nutzfahrzeuge mit etwa 40 Millionen Tonnen  – Tendenz steigend. Während  beim Pkw insbesondere mit der Elektromobilität bereits marktreife Lösungen für eine erhebliche Reduktion der Treibhausgasemissionen vorhanden seien, hinke der Bereich der schweren Nutzfahrzeuge bisher hinterher. "Um das Klimaziel zu erreichen, müssen aber auch die Emissionen der schweren Nutzfahrzeuge künftig deutlich sinken."

Welche Herausforderung dies darstelle, zeige ein Blick in die Verkehrsprognose des Bundesverkehrsministeriums: So werde die Transportleistung im Straßengüterverkehr allein von 2010 bis 2030 um rund 170  Milliarden Tonnenkilometer zunehmen. "Es herrscht also hoher Handlungsbedarf." Laut Scheffer ist es daher dringend notwendig, bereits jetzt über die Einführung alternativer Antriebe wie den Oberleitungs-Lkw konkret nachzudenken. Die häufig vorgebrachten Gegen­argu­mente weiß er zu entkräften.

"Oft heißt es: Die Bahn ist doch schon elektrifiziert, da braucht man das Prinzip doch nicht auch noch auf der Straße." Doch Lkw erfüllen laut dem Verkehrsexperten die Anforderungen der Verlader meist besser. Die Bahn verliere ihren Stellenwert deswegen keineswegs, denn deren Wachstum sei laut Verkehrprognose prozentual sogar höher. Allerdings werden künftig weiterhin über 70 Prozent der Transportleistung mit dem Lkw erbracht.

Energieversorgung umstellen

Damit man trotzdem die Klimaschutzziele erreicht, muss laut Scheffer auch die Energieversorgung der Lkw in den nächsten Jahrzehnten auf Strom aus erneuerbaren Energien umgestellt werden. Hier punkte die direkte Stromversorgung in Sachen Effizienz im Vergleich zu den anderen Alternativen. Durch die Kombinationsmöglichkeiten der Oberleitungs-Lkw zum Beispiel mit Batterien und Brennstoffzellen ist aber auch außerhalb der elektrifizierten Strecken emissionsfreies Fahren möglich.

Für die direkte Stromversorgung nennt Scheffer neben der Oberleitung noch zwei weitere, bodengebundene Möglichkeiten: die in der Straße verbaute Stromschiene und die Induktion. "Damit die bodengebundenen Systeme ein vergleichbares Sicherheitsniveau wie die Oberleitung aufweisen, ist ein deutlich höherer technischer Aufwand notwendig, was sich dann in den Kosten der Systeme widerspiegelt. Darüber hinaus haben diese Systeme bei Weitem nicht den Reifegrad wie das Oberleitungssystem", erklärt Scheffer.

"Doch es könnte bei diesem Prinzip durchaus noch zu einer technischen Reife kommen." In diesem Fall hält der Verkehrsexperte eine Kombination der Systeme für durchaus denkbar. "Zum Beispiel die Oberleitung über der rechten Autobahnspur für Lkw und ein bodengebundenes System auf der mittleren oder linken Spur für Pkw." Momentan gelte aber: "Das Oberleitungssystem ist die kostengünstigste und am schnellsten verfügbare Option."

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