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Thomas Duvenbeck im Gespräch "Wir machen ungebremst weiter"

Duvenbeck Foto: Duvenbeck

Das Engagement in Osteuropa hat der Duvenbeck-Gruppe einen Wachstumsschub
beschert. Hatte sie 2004 nur eine Niederlassung in Tschechien, entfällt heute die Hälfte des Umsatzes auf die Beitrittsländer. Firmenchef Thomas Duvenbeck spricht von einer Erfolgsstory.

Zehn Jahre sind seit der großen EU-Osterweiterung vergangen. Für die Duvenbeck-Unternehmensgruppe waren es zehn gute Jahre. Sie ist heute in Tschechien, der Slowakei, Polen, Ungarn sowie im 2007 der EU beigetretenen Rumänien aktiv. "Wir hätten dieses Wachstum nicht erreichen können, wenn wir nicht den Willen und den Mut gehabt hätten, in diese Länder zu gehen", bilanziert der geschäftsführende Gesellschafter Thomas Duvenbeck im Gespräch mit trans aktuell-Redakteur Matthias Rathmann.

trans aktuell: Herr Duvenbeck, vor genau zehn Jahren haben wir die bislang größte EU-Erweiterung erlebt. Was bedeutet die Marktöffnung für Ihre Unternehmensgruppe?

Duvenbeck: Für uns hat sich eine große Chance geboten. Wir machen heute 50 Prozent unseres Umsatzes in den neuen östlichen EU-Ländern. Insofern kann man schon von einer Erfolgsstory sprechen. Der Kunde erwartet heute von uns einen einheitlichen Standard − egal, ob er mit uns Geschäfte im Ruhrgebiet, in der Slowakei oder in Ungarn macht. Da wir diesen Standard bieten, sind wir immer stärker gefragt. Hinzu kommt, dass es uns gelungen ist, an der Verlagerung der Wertschöpfung in die neuen EU-Länder teilzuhaben. Das war eine der Triebfedern für unser Wachstum. Wir hätten dieses Wachstum nicht erreichen können, wenn wir nicht den Willen und den Mut gehabt hätten, in diese Länder zu gehen.

Nicht jeder sieht die Erweiterung so positiv. Die Klagen über Preisverfall, Sozialdumping und illegale Kabotage nehmen zu. Können Sie verstehen, warum viele die Marktöffnung so negativ sehen?

Ich halte eine positive Sichtweise für sinnvoller. Wir engagieren uns in diesen Ländern, um Geschäfte zu machen. Das ist uns auch gelungen. Man wirft uns gern vor, alles nur verbilligen zu wollen. Das war nie unsere Motivation. Trotzdem wird es negativ ausgelegt, wenn man einen Duvenbeck-Lkw mit ausländischem Kennzeichen sieht. Ich glaube, man muss sich von diesen Dingen freimachen. Sie können in Rumänien heute das gleiche Geschäft betreiben wie in Deutschland − logischerweise bei anderen Rahmenbedingungen wie einer anderen Infrastruktur und anderen behördlichen Auflagen.

Können Sie ausführen, inwiefern man in Rumänien die gleichen Geschäfte wie in Deutschland machen kann?

Ganz einfach: Wir machen nichts anderes, als erfolgreiche Geschäftspraktiken dorthin zu duplizieren. Unsere Mitarbeiter nutzen überall die gleichen Informations- und Controllingtools. Jede Niederlassung hat Zugriff auf das zentrale Fuhrparkmanagement, den Zentraleinkauf oder die Ersatzteilverfügbarkeit. Das sehen wir als großen Wettbewerbsvorteil an. Solche Dinge katapultieren uns in diesen Ländern voran, gleichzeitig respektieren wir die verschiedenen Kulturen der Länder.  Deshalb sind wir dort so erfolgreich, auch auf einem so hohen Qualitätsniveau.

Sie betreiben aktuell 35 Standorte in acht Ländern. Gab es vor der großen EU-Erweiterung bereits Aktivitäten Ihres Hauses in Osteuropa?

Nur mit einer Niederlassung in Tschechien. Tschechien ist auch aktuell noch unser stärkstes Land in Osteuropa. Danach kommen Rumänien, Ungarn, die Slowakei und Polen. In Rumänien waren wir ebenfalls schon vertreten, ehe das Land 2007 in die EU kam.

Apropos Ungarn und Slowakei: Wie haben sich Ihre Logistikaktivitäten in Kecskemét und Bratislava entwickelt?

Sehr gut, den Standort in Kecskemét haben wir auf mehr als 13.500 Quadratmeter Logistikfläche ausgeweitet. Wir sind dort tief in die Wertschöpfungskette bis zur kompletten Vormontage eingestiegen. Gestartet waren wir zuvor mit 6.000 Quadratmetern. In Bratislava sind wir genauso intensiv in der Logistik tätig. Auch dort haben wir unser Engagement ausgebaut. Aktuell unterhalten wir dort Flächen von rund 30.000 Quadratmetern. Durch diese Projekte haben wir den Logistikanteil im Unternehmen beträchtlich steigern können. Er beläuft sich aktuell auf rund 20 Prozent.

Was haben Sie als Nächstes in den Beitrittsländern geplant?

Wir machen ungebremst weiter. Geplant ist der Ausbau unseres rumänischen Standorts Brasov. Eine eigene Werkstatt und ein neues Bürogebäude  haben wir voriges Jahr in Betrieb genommen. Nun folgt noch eine Cross-Docking-Anlage. Wir werden ferner einen weiteren Speditionsstandort in Ungarn etablieren. Es handelt sich um ein größeres Projekt. An dem betreffenden Standort laufen künftig unsere osteuropäischen Aktivitäten zusammen. Er ist an einem wichtigen Verkehrsdrehkreuz gelegen. Die Eröffnung ist für Ende 2014, Anfang 2015 geplant.

Welche Aktivitäten wollen Sie dort genau ansiedeln?

Es sind größere Cross-Docking-Aktivitäten geplant. An diesem Standort werden wir auch einen Teil unserer Flotte zusammenziehen. Dabei reden wir über ein paar Hundert Einheiten. Ein Teil der Flotte bleibt jedoch auch weiterhin in Rumänien und in der Slowakei angesiedelt. An den Standort angebunden sind eine Werkstatt, eine Waschstraße und eine Tankstelle, die wir aufgrund der verkehrsgünstigen Lage auch für Dritte öffnen. Wir wollen mit diesen Aktivitäten auch unsere Produktivität erhöhen.

Wie behaupten Sie sich dort im Wettbewerb gegen den Platzhirsch Waberer’s?

Ich sehe uns eher weniger als Wettbewerber. Wir sind vor allem auf das automobile Stückgut spezialisiert − mit einer Topqualität und einem Know-how, das wir von Deutschland auf unsere Prozesse in Ungarn und die anderen östlichen EU-Länder übertragen haben. Wir bieten diese einheitlichen Prozesse mit einer größtmöglichen Flächendeckung an − hochproduktiv, mit Fahrer-Tauschpunkten und in der Regel mit Zweimannbesetzung. Die Fahrzeuge sind mit einer hohen Laufleistung im Rahmen des gesetzlich Möglichen unterwegs. So bieten wir unseren Kunden den größtmöglichen Nutzen und setzen uns damit positiv von unserem Wettbewerb ab.

Hierzulande sind Fahrer ein knappes Gut. Finden Sie diese in Osteuropa ohne Weiteres noch?

Je weiter Sie in Richtung Osteuropa gehen, desto einfacher ist es. Wir haben in Osteuropa also keinen Fahrermangel. Ein deutsches Unternehmen hat in diesen Ländern einen hohen Stellenwert. Wir merken, dass die Mitarbeiter gerne für ein Unternehmen aus Deutschland arbeiten. Sie wissen, dass wir eine gute Organisationsstruktur und eine gute Unternehmenskultur haben. Unser Slogan lautet: "The Culture of Logistics." Er ist  ein wichtiger Bestandteil unserer Firmenphilosophie. Ein  Mitarbeiter aus Rumänien  hat mir einmal gesagt: "Herr Duvenbeck, wir sind keine Firma, wir sind eine Familie." Das ist eine klare Aussage.

Ermöglichen Sie den Mitarbeitern auch selbst ein Familienleben oder sind diese wochenlang auf Tour?

Die Fahrer sind in der Regel alle zwei Wochen zu Hause. Möglicherweise sind sie auch einmal drei Wochen am Stück unterwegs, danach dann aber nur eine Woche. Das wird aber nicht zentral gesteuert, sondern durch die einzelnen Niederlassungen. Die dortigen Führungskräfte und Disponenten kennen die Eigenheiten des Landes und ihrer Mitarbeiter. Ich denke, die Berücksichtigung dieser regionalen Besonderheiten ist einer unserer Pluspunkte.

Trotzdem wird die Gewinnung von Fachpersonal auch in Osteuropa kein Selbstläufer sein, oder?

Natürlich müssen wir etwas tun. In allen Ländern investieren wir gezielt in die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter. Die Qualifizierung unserer Mitarbeiter genießt absolute Priorität und ist die Grundlage  für unseren langfristigen Erfolg. Deshalb baut das Unternehmen in Bocholt eine eigene Akademie. Die Schulungen werden im September oder Oktober beginnen. Wir wollen bewusst in die Weiterbildung unserer Mitarbeiter investieren und diese auf ein noch höheres Niveau heben.


1.350 eigene Lkw − Analog zur Firma wächst auch die Flotte

10 bis 15 Prozent Wachstum geplant.

Die Duvenbeck Unternehmensgruppe ist auch in den vergangenen Jahren stärker als der Markt gewachsen. Wachstumstreiber Nummer eins seien die boomenden Geschäfte im Bereich Automotive. Ferner profitiert das Unternehmen nach eigenen Angaben von seiner wirtschaftlich gesunden und soliden Aufstellung. Den Mitarbeitern seien die Ziele in Bezug auf Umsatzrendite, Eigenkapitalquote und Umsatzwachstum bekannt und bewusst. Diese Ziele sind nach Firmenangaben in den vergangenen Jahren nahezu erreicht worden. Dadurch sei die Basis für ein gesundes Wachstum auch für die kommenden Jahre gelegt worden. Die Erlöse stiegen innerhalb eines Jahres um rund 100 Millionen Euro, die Zahl der Mitarbeiter um nahezu 1.000 auf rund 4.000. Für das laufende Jahr peilt Duvenbeck bei einem geplanten Wachstum zwischen 10 und 15 Prozent einen Umsatz von mehr als 450 Millionen Euro an. Im Jahr 2013 belief sich der Umsatz auf 391 Millionen Euro.

1.350 eigene Lkw im Einsatz.

1.000 eigene Lkw − diese Mauer hatte der Logistikdienstleister Duvenbeck bereits im Sommer 2012 durchbrochen. Aktuell setzt die Firma europaweit 1.350 eigene Lkw ein, bis Jahresende werden es voraussichtlich mehr als 1.400 sein. 2Wir versuchen, die Flotte analog zu unserem Wachstum mitwachsen zu lassen. Das gelingt uns auch", sagt Unternehmer Thomas Duvenbeck. 250 Lkw erfüllen bereits die Euro-6-Norm. Das Unternehmen hat die Flotte dezentral an den jeweiligen Standorten stationiert, von dort aus werden sie auch disponiert. "Ich bin froh um jeden Lkw", hatte Duvenbeck vor einigen Jahren im Gespräch mit trans aktuell gesagt. Diese Aussage gelte weiterhin. Damit verbunden sei auch ein entsprechendes Leistungs- und Qualitätsversprechen gegenüber den Kunden. Rund die Hälfte der Transporte erledigt das Unternehmen im Selbsteintritt. Duvenbeck bildet Fahrer aus und setzt bei der Schulung in spritsparender Fahrweise auf die Kompetenz von 20 eigenen Fahrertrainern.

Akademie geht an den Start.

Der Logistikdienstleister Duvenbeck forciert sein Engagement im Bereich Qualifizierung. Die ersten Schulungen der Duvenbeck Akademie sollen ab September/Oktober stattfinden. Zugrunde liegt eine Kooperation mit der Hochschule für internationale Wirtschaft und Logistik (HiWL) in Bremen. Noch dieses Jahr soll der Spatenstich zu einem entsprechenden Schulungsgebäude erfolgen, das direkt an die Firmenzentrale in Bocholt angrenzt. Das Gebäude hat eine Grundfläche von etwa 2.000 Quadratmetern und schlägt mit etwa 2,5 Millionen Euro zu Buche.

"Wir wollen bewusst in die Weiterbildung unserer Mitarbeiter investieren und diese auf ein höheres  Niveau heben", sagt Firmenchef Thomas Duvenbeck. In Bocholt sollen künftig Mitarbeiter aus der gesamten Firmengruppe geschult werden − vom Fahrer bis zur Führungskraft. Es gehe dabei zum Beispiel auch um die Vermittlung von Fähigkeiten im Umgang mit den firmeneigenen IT-Systemen. Das Unternehmen setzt auf Dozenten aus den eigenen Reihen, aber auch auf externe Referenten.

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