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Telematik auf dem Zukunftskongress Schrittmacher der Digitalisierung

Digitalisierung der Geschäftsprozesse Foto: Fotolia/Vladimir Melnikov

Die Telematik ist der Schrittmacher der Digitalisierung. Das zeigte sich auf dem Zukunftskongress Nutzfahrzeuge von Dekra und ETM Verlag in Berlin. Diese Vorreiterrolle spiegelte sich in zahlreichen Vorträgen wider.

Auf dem Zukunftskongress Nutzfahrzeuge in Berlin, veranstaltet von der Sachverständigen­orga­nisa­tion Dekra und dem ETM Verlag, in dem die TeleTraffic erscheint, zeichnete sich die Rolle der Tele­matik als "Schrittmacher der Digitalisierung" ab, wie es Prof. Dr. Heinz-Leo Dudek von der Dualen Hochschule Ravensburg formulierte. Dudek, zugleich Vorsitzender der Jury des Deutschen Telematik Preises sieht die Branche hinsichtlich der Anforderungen gut gerüstet: Da seien alle Funktionalitäten bereits vorhanden. "Das Internet der Dinge und die Telematik ergänzen sich, und werden irgendwie zusammenfinden", sagte Dudek. Allerdings gelte es, die Menschen auf diesem Weg mitzunehmen. Auch ein Grund, warum der Fokus des Deutschen Telematik Preises auf Nutzerfreundlichkeit lag.

Es dem Nutzer leichter zu machen, das ist wiederum das erklärte Ziel von Telematikintegrationsportalen. "Je Telematikanbieter braucht es normalerweise eine Schnittstelle. Das wird besonders dann schwierig, wenn die Flotte heterogen aufgebaut ist", berichtete Baktash Modabber, Verkaufsleiter bei der DHL-Tochter Agheera. Ein Anwendungsfeld macht er in der Zeitfensterbuchung aus. "Man kann eine erwartete Ankunftszeit beständig alle paar Minuten berechnen. Der Disponent kann damit dynamisch auf Verspätungen reagieren, was den Prozess für alle Beteiligten verbessert."

Der Portalanbieter Gatehouse lenkt den Blick auf die gesamte Supply Chain – und besonders auf das Thema Sicherheit: „Bei der Industrie 4.0 sehen wir viele Anwendungsmöglichkeiten. Die Daten sind dabei der Kraftstoff, ohne sie funktioniert nichts. "Diese müssen allerdings sicher behandelt werden – sonst bekommt man sie erst gar nicht", sagte Soren Danielsen, Leiter der Geschäftsentwicklung bei Gatehouse.

Das Schaffen von Mehrwerten

Das Schaffen von Mehrwerten sah wiederum Peter Jendras, Geschäftsführer von NIC, als wichtigste Aufgabe an: "Viele Start-ups haben tolle Ideen, aber keinen Zugang zum Markt. Damit war die Idee des offenen Marktplatzes geboren", erläuterte Jendras. Das Portal NIC-place sei damit die Erweiterung des Integrationsportals NIC-base von Kasasi.

Datengetriebene Geschäftsmodelle hat auch der Trailerhersteller Schmitz Cargobull im Blick. "Logistikmanagement geht nicht ohne Fleetmanagement – diese bedingen sich gegenseitig. Denn nur, wenn die Fahrzeuge zuverlässig unterwegs sind, klappt es auch mit den logistischen Prozessen", erklärte Karl-Heinz Neu, Geschäftsführer von Cargobull Telematics. Dreh- und Angelpunkt ist das neue Telematiksteuer­gerät, das auch einen sogenannten Präzisionskilometerzähler be­in­haltet. "Damit sind dann auch Pay-as-you-use- oder Pay-as-you-­drive-Abrechnungsmodelle möglich", sagte Dieter Honkomp, Technischer Leiter bei Cargobull Telematics.

Eine Entwicklung, die auch Anton Bigelmaier, Prokurist bei Kögel, sieht. Kögel Telematics teste zudem eine Lösung, bei der sich mittels Trailergewicht und einer Videoüberwachung die mögliche Zuladung ermitteln lässt. "Ein solches System ist allerdings derzeit finanziell noch nicht darstellbar und zudem noch weit entfernt vom Serienstatus", sagte Bigelmaier.

Citylogistik wird eines der beherrschenden Themen sein

Ein bewegendes Thema für die nächsten Jahre wird auch die City­logistik sein. Der zunehmende Onlinehandel wird die Strukturen der Verteilung und damit die KEP-Branche auf den Kopf stellen. Mit den traditionellen Mitteln wird es nicht mehr gelingen, eine Zeitfensterlieferung zu realisieren. Die Infrastruktur gibt es nicht mehr her. Telematiklösungen werden hier in Zukunft noch mehr unterstützen müssen, um den Verkehrsfluss aufrechtzuerhalten. TomTom gehört zu denen, die aufgrund ihrer 750.000 eigenen Einheiten den Verkehrsfluss gut vorhersagen können. Hinzukommen viele historische Daten, anhand derer sich die Route auch besser planen lässt. Doch nicht nur damit will TomTom in der KEP-Branche punkten. "Wir können viele Partner über unsere Schnittstelle einbinden und damit auch individuelle Wünsche unserer Kunden erfüllen", sagte TomTom Telematics-Verkaufsleiter Wolfgang Schmid.

Individuelle Lösungen für die KEP-Branche bietet auch der Telematiker TIS an. "Wir gehen mit unseren Kunden direkt in ihre Arbeitsabläufe und entwickeln dafür die entsprechende Software, um die Prozesse zu verbessern", sagte Peter Giesekus, Geschäftsführer bei TIS aus Bocholt. Damit ließen sich dann auch viele Res­tri­k­tionen für die Touren voll­automatisch planen. Transportunternehmer haben heute zumeist klare Vorstellungen von einer Telematikanwendung und den Vorteilen, die diese Lösung bringen soll. Das zeigte sich am Beispiel der Rüdinger Spedition. Doch gleichzeitig besteht immer noch die Schwierigkeit, die Vorteile eines transparenten Transportprozesses auch nutzen zu können. "Die Digitalisierung nehmen viele nur als Begleitthema. Es müsste uns viel mehr gelingen, die Vorteile der Telematik bei unseren Kunden zu verkaufen. Dann würde die Digitalisierung auch schneller voranschreiten", betonte Roland Rüdinger, Geschäftsführer der Rüdinger Spedition. Das Unternehmen ist momentan dabei, die voraussichtliche Ankunftszeit mit der Lösung von Couplink und den Verkehrs- und Wetterdaten von PTV weiter zu verfeinern. Beim Sammelgut kommen jedoch noch die unterschiedlichen Abladestellen hinzu. Hier müssen die Warte- und Abladezeiten möglichst schnell mit­berücksichtigt werden.

Spezielle Wünsche kann auch Telematikanbieter GPSoverIP erfüllen. Je nach Branche und Fahrzeug findet das Unternehmen immer wieder Möglichkeiten, die Daten abzugreifen. "Je nach Anwendung entnehmen wir die Daten zumeist von CAN-Bus, CAN Open, J1939, J1708 oder anderen AEMP-Schnittstellen", erläutert André Jurleit, Geschäftsführer bei GPSoverIP. So ließen sich beispielsweise in der Baubranche die Last- und Leerlaufzeiten eines Baggers genau bestimmen. Ein weiterer Bereich ist der ­Winterdienst. Mit der Telematiklösung von GPSoverIP lasse sich die Nachweispflicht der Ausbringungsmenge digitalisieren.

Transportunternehmer wollen nur wissen, was nicht läuft

Dass solche Daten im Rahmen der Digitalisierung benötigt werden, steht außer Frage. Für Jan Zeller, Geschäftsführer bei idem telematics steht auch fest, dass der Transportunternehmer in vielen Bereichen nur wissen will, wenn etwas nicht läuft. "Transportunternehmen müssen immer darauf schauen, welche Lösungen das eigene Geschäft wirklich besser machen", betonte Zeller. Dafür sei es aber vorab entscheidend, dass die eigenen Prozesse gut laufen, denn die Digitalisierung mache den Prozess letztendlich nur transparenter, aber nicht besser.

Eine Einschätzung, die Ulric Rechtsteiner, Geschäftsführer des Nachrüsttelematikers Arealcontrol teilt: Vielmehr gehe es auch darum, "dummes Zeug, schlau zu machen". Das bedeute, einen Container nicht nur zu tracken. Der müsse melden, wann er wo leer steht und dann automatisch eine neue Ladung zugewiesen bekommen. Wobei mittels künstlicher Intelligenz in der Cloud künftig noch viel mehr möglich werde.

Module für Telematik

  • Die Digitalisierung der Buchhaltung hat Modulon Webservice im Blick. „Die Spesen und Zuschläge gibt es dann auf Knopfdruck“, berichtete Geschäftsführer René Kerkhoff. Möglich mache das ein Zusammenspiel der Software mit Telematik und Digitacho.
  • Eine ganz andere Art der Navigation präsentiert Infoware. „Welcher Algorithmus bietet es schon an, rückwärts in eine Einbahnstraße zu fahren“, sagte Infoware-Geschäftsführer Thomas Schulte-Hillen. Vier Jahre Entwicklungszeit habe es gebraucht, mittlerweile ist die Lösung unter anderem bei Entsorgern in vielen Ländern im Einsatz.
  • Die geänderten gesetzlichen Vorgaben machen den neuen digitalen Tachografen ab 15. Juni 2019 für neu zugelassene Lkw zur Pflicht. Continental ist mit seiner Marke VDO und der Gerätegeneration 4.0 am Start. Die wird nicht nur sicherer gegen Manipulation, sondern eröffnet dem Nutzer auch Möglichkeiten: „Dank der sicheren Daten sind andere Versicherungstarife möglich, etwa dass die Beiträge von der monatlichen Einsatzschwere abhängen“, erklärte Dr. Lutz Scholten von Continental Automotive.
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