Vor 114 Jahren begann die Erfolgsgeschichte der WLS mit Essen auf Rädern. Heute bringen insgesamt 160 eigene Lkw Gartenhäuser, Saunen und Tore zu Baustellen in Deutschland und Mitteleuropa.
Der Freitag ist seit jeher ein kritischer Tag in der Transportwirtschaft. Bundesweit stehen am Nachmittag bis in den späten Abend hinein Lkw an irgendwelchen Rampen und warten auf die Beladung. Das sorgt, vor allem bei der jüngeren Fahrergeneration, mitunter für Konflikte mit der Freizeitgestaltung. Bei WLS in Steinhagen ist das ganz anders. Ab Mittag trudeln bereits die ersten blauen Lkw von ihren Touren aus Deutschland und einigen mitteleuropäischen Ländern ein. Gunter Meley etwa war die Woche wieder in Frankreich, Raum Bordeaux. Seit 15 Jahren ist er schon bei WLS, es ist erst seine zweite Arbeitsstelle als Fahrer überhaupt. Davor hat er fünf Jahre lang Küchenmöbel ausgefahren, typisch für Ost-Westfalen. Er fährt einen Volvo mit 500 PS und dem, was der Fahrer braucht: alle Sicherheitspakete, dazu eine Standklimaanlage. "Unser Arbeitsmaterial ist modern", lobt er. Der Volvo ist sein festes Auto.
Er setzt den Mitnahmestapler auf dem Hof ab, tankt, fährt den Zug durch die Waschanlage, parkt den leeren Auflieger und rangiert die Zugmaschine in die Reihe. Nächste Woche geht es wieder nach Frankreich. "Unsere Auflieger werden vorgeladen. Wir haben allerdings keine festen Auflieger. Für jede Tour stellen wir uns den Zug neu zusammen und nehmen dann auch wieder einen anderen Mitnahmestapler mit. Aber auf eins kannst du dich verlassen: Hier ist alles immer tipptopp in Schuss."
Geschäftsführung liegt in der vierten Generation
Hinter der WLS steht eine lange Geschichte. Gründer Heinrich Leimkuhl belieferte 1903 erstmals per Fuhrwerk die Bielefelder Industriebetriebe mit warmen Speisen, die zuvor auf den Bauernhöfen der Umgebung eingesammelt wurden. Es folgten Lieferungen von den Bielefelder Großhändlern zu den Einzelhändlern in Quelle und Steinhagen. 1953 ging es als klassisches Rollfuhrunternehmen der Bahn in die nächste Stufe der Leistungen, und bereits ab 1978 wurde die WLS fester Logistikpartner der Hörmann KG. Seit 2005 liegt die Geschäftsführung nun in der vierten Generation bei dem heute 51-Jährigen Thomas Leimkuhl. "Mittlerweile haben wir uns in einer großen Nische spezialisiert", sagt er. "Wir fahren Gartenhäuser, Saunen, Tore und Zargen in einem für uns sehr gesunden Mix."
Größter Kunde ist nach wie vor Hörmann. In Ichtershausen bei Erfurt gründete WLS bereits 1999 seinen zweiten Standort. Etwa die Hälfte der Flotte, darunter auch einige Mercedes Actros, ist dort stationiert, das Lager dient nun einem recht neuen Speditionsnetzwerk ausschließlich für Langgut als der zentrale Umschlagsort, also als Hub. Auf insgesamt 30.000 Quadratmeter Lagerfläche und weiteren 5.000 Quadratmetern für Langgut kann WLS die Produkte, die nicht direkt in den Werken der Kunden deponiert werden, einlagern. "Daraus stellen wir dann die passenden Touren in die jeweiligen Regionen zusammen."
Komplexe Logistik im Rahmen gesetzlicher Vorgaben meistern
Carsten Egerland, ebenfalls schon 15 Jahre bei WLS, absolviert im Schnitt zwei Touren pro Woche im nationalen Fernverkehr. Auch sein Auflieger ist immer vorgeladen. WLS hat für die sperrigen und teilweise druckempfindlichen Frachtstücke wie Zargen oder Rolltore ein eigenes Ladungssicherungssystem entwickelt. "Das sind dann auch schon mal bis zu fünf Kunden am Tag, von Großbaustellen der Industrie bis zu Privatkunden, die eine Sauna oder eben ein Gartenhaus bekommen. Über fehlende Abwechslung bei den Anlieferstellen können wir uns also nicht beklagen."Das Kunststück ist daher, diese komplexe Logistik in dem Rahmen der gesetzlichen Vorgaben zu meistern. So sind etwa acht Fahrer in Schweinfurt beschäftigt und übernehmen dort Trailer, die im Nachtsprung ankommen. Komplettladungen als Rückfracht bieten in der Regel feste Kunden oder die Frachtenbörsen.
Wobei es für WLS grundsätzlich wichtiger ist, die Sattelauflieger immer pünktlich leer wieder an den beiden Standorten zu haben, um die Distribution für Hörmann zu garantieren. Im Gespräch mit den Fahrern und anderen Mitarbeitern stellt sich schnell heraus: Bei WLS stimmt nicht nur das Betriebsklima, vor allem die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften steht an erster Stelle. "Wir planen die Touren so, dass die Fahrer im Mittel von vier Monaten auf die gesetzlich vorgegebenen 48 Stunden Arbeit pro Woche kommen", erzählt Leimkuhl. "Dazu zahlen wir einen guten Lohn, der über dem Durchschnitt der Branche liegt, sowie weitere Prämien. Ich denke, dass die sehr geringe Fluktuation bei unseren langjährigen Fahrern der Beleg dafür ist, dass wir auf dem richtigen Weg sind."
"Hier wird sehr viel in die Weiterbildung der Fahrer investiert"
Allerdings, das macht Leimkuhl auch deutlich: Nicht jedem neuen Fahrer gefällt trotz der guten Bedingungen die Arbeit mit dem Mitnahmestapler. Gute Fahrer, die nicht durch die konsequente Ausbildung langsam in den Beruf hereinwachsen, sind daher stets gesucht, weil auch immer wieder Fahrer etwa aus Altersgründen ausscheiden. "Eins ist auf alle Fälle gegeben", sagt Detlev Kötter, auch so ein Urgestein bei WLS. "Hier wird sehr viel in die Weiterbildung der Fahrer investiert. Die Kurse zum wirtschaftlichen Fahren sind wirklich lehrreich und haben schon sehr viel gebracht. Ich liege heute bei rund 26 Litern auf 100 Kilometer."
Für Gunter Meley spielt vor allem der zwischenmenschliche Umgang bei WLS eine entscheidende Rolle. "Manchmal bleiben wir auch über das Wochenende in Frankreich", berichtet er. "Aber wir werden immer vorher gefragt." Dort verbringt er dann in der komplexen Berechnung der Sozialvorschriften die reduzierte wöchentliche Ruhezeit im Lkw. "Bislang hat noch kein Polizist etwas dagegen gesagt."
Zahlen und Fakten
Anschrift:
WLS Spedition GmbH
Borsigstraße 4
D-33803 Steinhagen
Tel.: +49 (0) 5204 9129-0
Fax: +49 (0) 5204 9129-100
Gründungsjahr: 1903
Unternehmensgröße: mittelständisches inhabergeführtes Logistikunternehmen mit zwei Standorten
Umsatz: 35 Millionen Euro
Schwerpunkt: Logistik und Baustellenservice, eigene Lagerkapazität rund 30.000 qm
Beschäftigte: 350
Fahrer: 180 (etwa 90 je Standort)
Fuhrpark: 160 eigene Lkw, auf beide Standorte verteilt, davon 10 Hängerzüge. Zu 90 Prozent Volvo mit 500 PS, nahezu alle Euro 6 mit allen Sicherheitspaketen und Standklimaanlage. 230 Planenauflieger von Stern (aus Steinhagen) und Schmitz Cargobull mit eigenem Ladungssicherungssystem, Roof-Safety-Airbag gegen Eisbildung und Mitnahmestapler
Eigene Werkstatt: ja, mit sechs Mitarbeitern, dazu eigene Waschstraße
Einsatzbereich der Fahrer: nationale und internationale Belieferung von Baustellen in D, F, CH, A, UK, S, Benelux
Fahrleistung der Lkw: rund 120.000 km/Jahr
Offene Stellen: gute Fahrer willkommen
Alle Angaben laut: Geschäftsführer Thomas Leimkuhl