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Spedition Hans Ihro Doppelter Einsatz

Kai Ihro Uwe Schmuck Spedition Ihro Foto: ilo

Die Hohenloher Spedition Hans Ihro hat zum Juli das Projekt "1 Euro fürs Klima" gestartet. Das Unternehmen wächst kräftig – und will dies nachhaltig fortführen.

"Transporte in Europa helfen Kleinbauern" überschreibt Ihro die eigene CO2-Initiative. Dabei lässt das Unternehmen aus Neuenstein im Südwesten Deutschlands nichts dem Zufall: Für die ersten Lkw der Flotte hat das Unternehmen auf eigene Kosten CO2-Zertifikate gekauft, die die Emissionen von jährlich rund 260.000 Lkw-Kilometern ausgleichen. Seit Juli gilt außerdem die Regel "1 Euro fürs Klima".

Symbolischer Klimabeitrag von einem Euro

Bei allen Transportrechnungen weist das Unternehmen jetzt einen symbolischen Klima­beitrag von einem Euro aus, mit dem weitere CO2-Zertifikate gekauft werden. Hat der Kunde dagegen einen Einwand, wird der Betrag problemlos wieder abgezogen. Bei oft dreistelligen Transportrechnungen ­dürfte der Euro allerdings für die Kunden nicht ausschlaggebend sein. Firmenchef Kai Ihro ist sich bewusst, dass so nicht alle Transportemissionen ausgeglichen werden – aber ein Anfang ist gemacht. Zudem unterstützt Ihro damit ein ganz konkretes Projekt: Kleinbauern, die in Uganda den Wald wieder aufforsten wollen.

Kai Schmuck verstärkt das Team als Leiter Geschäftsentwicklung

Dass Nachhaltigkeit kein Etikett ist oder sich auf eine Aktion beschränkt, zeigt sich auch in der Operative: Seit ­April verstärkt Kai Schmuck das Team als Leiter Geschäftsentwicklung.  Wie es kommt, dass sich ein mittelständisches Unternehmen eine solche Position leistet? "Wir sind der klassischen Form des Familienunternehmens entwachsen", sagt der geschäftsführende Gesellschafter Kai Ihro. In der Operative sei das Unternehmen gut aufgestellt gewesen, erzählt er gegenüber trans aktuell, eine Umbesetzung wollte er seinen Mitarbeitern nicht zumuten. Gleichzeitig war aber klar, dass es einer Änderung bedurfte, um die Geschäftsleitung zu unterstützen und die Weiterentwicklung der Firma voranzutreiben. "Die Lösung war der persönliche Kontakt zu Kai Schmuck", sagt der Firmenchef. Erst dann wurde die Aufgabe für den neuen Mitarbeiter ausformuliert.

Ein Familienunternehmen ist eine flexible Einheit

Diese Flexibilität – sich nach den Stärken der Mitarbeiter  zu richten – ist nach Angaben von Kai Schmuck einer der Gründe, warum er nach langer Tätigkeit in Konzernstrukturen wieder in den Mittelstand zurückgekehrt ist. "Ein Familienunternehmen ist eine flexible Einheit und kann vieles schnell umsetzen, was in einem Konzern eine monatelange Abstimmung nach sich zieht", sagt Schmuck, der zuletzt Geschäftsführer Vertrieb und Marketing bei Trans-o-flex Schnell-Lieferdienst war. Bei dem Unternehmen Hans Ihro will er nun "das beste aus zwei Welten zusammenbringen".

Seine Aufgabe sieht er zum einen darin, das Unternehmen bekannter zu machen. Nicht nur im Hinblick auf Kunden, sondern vor allem mit Ziel einer verbesserten Personalrekrutierung. Zudem will er Geschäftsführer Kai Ihro auch strategisch unterstützen, etwa durch Bedarfsanalysen. Sein Hauptaugenmerk ist neben dem Thema Flottenübernahme im Werkverkehr auf den Ausbau weiterer Geschäftsbereiche und der Internationalisierung des Unternehmens gerichtet.

300 Mitarbeiter an drei Standorten

Das Unternehmen hat derzeit rund 300 Mitarbeiter an zwei Standorten und eine Flotte von etwa 170 Fahrzeugen. Insgesamt 53 neue Lkw werden im Laufe des Jahres das Ihro-Logo – einen Elefanten – erhalten. Eigentlich ist Ihro auf Jumbotransporte spezialisiert: Neben Konsumgütern spielt Volumenware wie Dämmstoffe, Baustoffe, Kunststoffprodukte wie Rohre oder Verpackungsmaterial wie Paletten oder Kartonagen eine große Rolle. Außerdem große Fracht aus dem Maschinen- und Anlagenbau, für die Ihro einige Jumbofahrzeuge vorhält. Die verfügen über eine Innenhöhe unter Plane von 3,20 Metern und sind zudem verbreiterbar.

Anteil am automobilen Geschäft liegt bei 60 Prozent

Daneben war die Automobilindustrie schon immer zumindest in einem kleinen Umfang fester Bestandteil im Kundenkreis. Notfallpläne, 24-Stunden-Bereitschaft, Umladen unterwegs mit einem Mitnahmestapler – das Unternehmen ist mit den Anforderungen der Industrie vertraut. Aber erst im Verlauf der Wirtschafts- und Finanzkrise – Ihro hatte weder Fahrer entlassen noch Fahrzeuge abgebaut – wurden die Dienstleistungen für die Auto­mobilbranche immer mehr. "Während es vorher oft keine offenen Ausschreibungen gab, haben die OEM und Zulieferer erstmals neue Dienstleister auch gewollt – das hat uns den Einstieg ermöglicht." Heute liegt der Anteil der automobilen Geschäfte bei 60 Prozent. Die Aufgaben sind komplexer als nur der Transport auf Zuruf: Von der Steuerung und Abwicklung der gesamten Transportlogistik über das Einrichten von Pufferlagern und der Qualitätskontrolle von Waren gehen die Leistungen.

Ihro hat mehrere Fahrzeugstützpunkte eingerichtet

Laut Kai Ihro hat sein Unternehmen dazu eine gute Organisationsstruktur gefunden. Während der Standort im tschechischen Marienbad mehr die grenzüberschreitenden Transporte übernimmt, liegt der Schwerpunkt von Ihro Deutschland im nationalen Bereich und den angrenzenden Ländern. Darüber hinaus hat das Unternehmen an mehreren Standorten bundesweit sogenannte Fahrzeugstützpunkte eingerichtet. Die festen Fahrer vor Ort sind einem Kunden zugeordnet und übernehmen beispielsweise Aufgaben im Shuttle-Verkehr im Nahbereich. Subunternehmer werden nur für die Transporte von Überhängen eingesetzt.

Alle Beteiligten sind mit einem Telematiksystem verknüpft

"Bei den Fahrzeugstützpunkten gibt es eine einfache Systematik der Abläufe", berichtet Kai Ihro. "Die Fahrer werden von Neuenstein aus disponiert, auch die Werkstattbetreuung erfolgt durch die Zentrale. Wenn also ein Servicetermin ansteht, regelt das Neuenstein und das Fahrzeug geht in eine Werkstatt vor Ort." Dank eines Telematik­systems sind alle Beteiligten bestens miteinander verknüpft. Ersatzfahrer garantieren, dass es keine Probleme bei einem Ausfall gibt.

Zwei Mitarbeiter sind den Fahrzeugen zugeordnet

Überhaupt sind in der Dispo in Neuenstein zwei Mitarbeiter ausschließlich den Fahrzeugen zugeordnet. Ihre Aufgabe ist rein vorausschauend – sie haben etwa die Lenk- und Ruhe­zeiten aller Fahrer im Blick und schlagen Alarm, bevor sich irgendwo ein Problem anbahnt. Gleichzeitig erarbeiten sie Alternativvorschläge. So werden die anderen Dispo-Teammitglieder entlastet und die Reaktionsfähigkeit und der Service gegenüber dem Kunden verbessert. Denn vor wirklich jeder Verspätung gibt es einen Anruf beim Kunden.
"Diese Verlässlichkeit ist das Wesen eines Familienunternehmens", sagt Ihro. Dazu gehört für ihn auch das nötige Augenmaß: Lieber einmal einen Auftrag ablehnen, als am Unmöglichen zu scheitern und damit den Kunden hängen zu lassen. "Ihro hat sich eine Reputation erarbeitet – wir sind kein Commodity-Dienstleister und machen alles, sondern haben auch einen gewissen Anspruch an uns selbst", ergänzt Kai Schmuck.

"Fahrermangel ist wirklich ein beherrschendes Thema"

Dafür braucht es Kapazitäten: Die Expansion das Unternehmens betrifft auch den Personalbedarf, zumal laut Ihro zunehmend Fahrzeuge doppelt besetzt sind und in Wechselschichten gearbeitet wird und der Flottenausbau weiter die Qualität verbessern soll. 170 Fahrer sind in Deutschland angestellt, 65 in Tschechien – noch nicht genug. "Fahrermangel ist wirklich ein beherrschendes Thema", sagt Schmuck. Nicht der Mindestlohn – über den kann Ihro bei einer Arbeitslosenquote von 2,8 Prozent im Hohenlohekreis und einem entsprechenden Lohnniveau nur lachen. Neue Fahrer werden deshalb gut ausgewählt und mit besonderem Aufwand im Unternehmen integriert. Zwei Wochen soll ein neues Qualitätsprogramm dauern, das dem Fahrer die Abläufe im Unternehmen nahebringt – und somit auch die Ansprechpartner im Büro entlastet –, die gängigsten Begriffe erklärt und den Qualitätsanspruch vermitteln soll.

Dabei spiele es keine Rolle, ob die Bewerber einen deutschen oder einen ausländischen Pass haben. "Die Angst vor ausländischen Arbeitnehmern ist unbegründet, wir brauchen sie, um auch die bestehenden Arbeitsplätze zu erhalten", sagt Ihro. Trotz Flottenstandort Tschechien (2003 gegründet) sei der Bedarf an Mitarbeitern in der deutschen Organisation weiter gewachsen.

Spedition wil auch in anderen Branchen punkten

Mit seinen Stärken will das Unternehmen, das sich weiter zuvorderst als Transportdienstleister sieht, auch in anderen Branchen und in anderen Märkten punkten. "Gerne mit Partnern, die vor Ort auch die Infrastruktur haben", sagt Kai Schmuck, "sogenannten Local Heroes, denen die internationale Anbindung fehlt."

Grundsätzlich will Unternehmenschef Kai Ihro den Weg, auf dem sich das Unternehmen befindet, weiter beschreiten – wachsen, Leistungen immer mit und für die Kunden ausbauen. Die Anfrage eines Kunden, bei der Logistik rund um ein neues Produktionswerk in Mexiko mitzuhelfen, musste er aber freundlich ablehnen. "Man muss sich auf das konzentrieren, was man bewältigen kann."

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