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Spedition Eichenlaub Schwarzes Gut

Rosi Eichenlaub, Andreas Seither Foto: Ilona Jüngst

Die Spedition Eichenlaub aus der Pfalz hat ihre Reifenlogistik in einen eigenen Standort ausgelagert. Der Neubau war eine große Investition für das mittelständische Unternehmen.

Was im neuen Logistikzentrum der Hubert Eichenlaub Transporte und Spedition in Rohrbach gelagert wird, riecht man schon fast vor der Eingangstüre – die Mitarbeiter nehmen den Gummigeruch aber schon gar nicht mehr wahr. Mehr als 30.000 Reifen lagern hinter den Türen zum Lager und warten darauf, just-in-time zum Lkw-Produktionswerk Wörth gefahren und dort auf neue Nutzfahrzeuge der Marke Daimler montiert zu werden.
Ein neues Logistikzentrum ist keine Selbstverständlichkeit für ein mittelständisches Transportunternehmen, wie es die Spedition Eichenlaub ist: Gegründet 1949 – Hubert Eichenlaub startete als Gemüsehändler, der zunächst mit einem Lkw seine Waren ausfuhr – hat das Unternehmen aus Herxheim im Kreis Südliche Weinstraße heute rund 80 Mitarbeiter und 50 eigene Fahrzeuge.

Eigener Geschäftsbereich Reifenlogistik

Neben dem Transportbereich, der schwerpunktmäßig in Deutschland tätig ist, gibt es den Bereich Eichenlaub Dienstleistungsgesellschaft, die für eine große Kartonfabrik vor Ort verlädt, sowie als weiteren eigenständigen Geschäftsbereich die Reifenlogistik. Verantwortlich für diesen Bereich ist Rosi Eichenlaub, die Dienstleistungsgesellschaft wird von ihrer Schwester geleitet, und Cousin Andreas Eichenlaub fungiert als Geschäftsführer des Unternehmens. Auch der Seniorchef ist immer noch anzutreffen – ein klassisches Familienunternehmen.

Das Thema Reifen wurde in den vergangenen Jahrzehnten wie das übliche speditionelle Geschäft am Unternehmenssitz in Herxheim abgewickelt, wo die Firma über eine Lagerkapazität von etwa mehr als 6.000 Quadratmeter verfügt. "Irgendwann reichte uns die Fläche aber nicht mehr aus und der Platzmangel drohte, die Prozessabläufe zu behindern", sagt Rosi Eichenlaub.

Pufferlager für Reifen ausgegliedert

Also entschloss sich das Unternehmen, das Pufferlager für Reifen auszugliedern und machte sich auf die Suche nach einem Bauplatz. In Wörth, wo sich das Lkw-Werk von Daimler befindet, zeigte man kein Interesse – „vermutlich waren wir für die Gemeindeverwaltung zu klein“, sagt Rosi Eichenlaub. Fündig wurde sie in Rohrbach, das wie Herxheim rund 20 Kilometer von Wörth entfernt liegt.

Mit dem Unternehmen Freyler, das sich auf Industriebauten spezialisiert hat, plante die Firma den neuen Standort, der neben anderem über eine Lagerfläche von 9.000 Quadratmeter sowie vor allem weitere Ausbauflächen verfügt. "Freyler veranstaltete für uns einen Konzepttag, an dem wir alle unsere Wünsche anmelden konnten." Was die Planung etwas zu verzögern drohte, waren laut Eichenlaub die hohen Brandschutzauflagen für das Reifenlager. Den Wunsch der Baubehörden nach einer teuren Sprinkleranlagen konnte das Unternehmen abwenden, stattdessen sorgen nun im Falle eines Feuers Wandhydranten und eine Schaumanlage für Sicherheit – macht rund 750.000 Mehrkosten. Insgesamt kostete der Bau laut Rosi Eichenlaub knapp sieben Millionen Euro – kein Pappenstiel für ein Unternehmen der Größe. Dafür haben die Mitarbeiter ein helles, lichtes Gebäude mit einer modernen Kantine sowie ein Lager und Zufahrtswege mit ausreichend Platz.

32.000 Reifen lagern im Warehouse

Rund 32.000 Reifen lagern zu jeder Zeit in dem Lager. „Damit könnte der Hersteller ohne weitere Zulieferung rund zehn Tage seins Produktionsband am Laufen halten“, sagt Lagermeister Andreas Seither, der zuständig für die Disposition der Reifenlogistik und seit 38 Jahren im Unternehmen beschäftigt ist.

Sieben Reifenlieferanten haben Rohrbach auf ihrer Liste, seit 2014 auch die Firma Hancock. Der Großteil der Produkte kommt aus Spanien sowie aus Tschechien, die Reifen von Bridgestone haben mit Japan als Herkunftsland den längsten Weg hinter sich. 150 bis 160 Reifen der verschiedensten Formate haben die Lkw geladen.
Jedem der Lieferanten wird ein Zeitfenster für das Abladen zugeordnet. Ein Greif-Stapler packt die Reifenstapel von der Ladefläche weg und setzt sie in ein Ladegestell. In diesem werden die Reifen anschließend im Lager zwischengelagert.

Mit einer Vorausschau von fünf bis sechs Stunden, bevor sie am Band sein müssen, sendet Daimler seinen Bedarf an die Disposition der Eichenlaub Reifenlogistik. Als zusätzlichen Service bietet Eichenlaub noch das Einlegen von Schlauch und Band, was vor allem bei Reifengrößen wie 320/95 oder 1200 R24 gefragt ist. Dann wird in die Gitterboxen kommissioniert – vier Mitarbeiter richten die Lieferung, einer kontrolliert: Antriebsreifen oben, Vorderachsreifen unten. Aber vor allem müssen Marke und Größe stimmen. „Wir dürfen keine Fehler machen“, sagt Lagermeister Seither. Treffen im Werk die falschen Reifen ein, werden provisorisch Holzräder montiert und die richtigen, nachgelieferten Reifen später von Hand aufgezogen – das kostet.

Rund 22 Gitterboxen an Bord

Die Eichenlaub-Lkw, die anschließend Wörth ansteuern, haben pro Fahrzeug rund 22 Gitterboxen an Bord, also etwa 130 Reifen, die von Daimler-Mitarbeitern entladen und direkt ans Band verbracht werden. Für Verspätungen ist keine Zeit – der Zeitpuffer beträgt gerade einmal  30 Minuten. Gut, dass die Wege vom neuen Lagerstandort zum Werk so kurz sind.

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