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Short Sea Shipping Alternative zum Landweg

Foto: Scandlines

Der Kurzstreckenseeverkehr nimmt an Fahrt auf. Die Verbindungen zwischen Deutschland und Schweden sind dabei am populärsten.

Der Kurzstreckenseeverkehr  (KSSV) über deutsche  Nord- und Ostseehäfen hat sich über die Jahre zu einem unentbehrlichen Verkehrsträger entwickelt. Bezogen auf den Gesamtumschlag deutscher See­häfen erreichte der international Short Sea Shipping genannte Güterverkehr 2015 einen Anteil von 60,9 Prozent (2014: 60,1 Prozent), wie das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) in seinem aktuellen Sonderbericht mitteilt.

Dabei bestand der Güterumschlag zu 47,2 Prozent aus Massengütern und zu 52,8 Prozent aus Stückgütern. Zum Kurzstreckenseeverkehr zählen die BAG-Statistiker Schiffstransporte zwischen deutschen Seehäfen und Häfen in Europa, im Mittelmeerraum sowie am Schwarzen Meer.

Ro-Ro-Verkehr steigt leicht

Insgesamt wurden per KSSV im vorigen Jahr 180,4 Millionen Tonnen umgeschlagen. Davon entfielen 85 Millionen Tonnen auf feste und flüssige Massengüter sowie weitere 95 auf den Umschlag von Stückgütern. Diese wurden in Containern (28,3 Prozent), auf Fahrzeugen im sogenannten  Roll-on-Roll-off-Verkehr (Ro-Ro-Verkehr, 16,4 Prozent) oder auch ohne Ladungsträger (8,1 Prozent) mit Seeschiffen befördert.

Der Containerumschlag im KSSV bewegte sich mit 28.000 20-Fuß-Containern (TEU) annähernd auf dem Niveau von 2014. Damit steht er besser da als der gesamte Containerumschlag deutscher Seehäfen, der 2015 um 4,6 Prozent abnahm. Aufkommensrückgänge zeigten sich besonders bei den Containerverkehren mit Russland und Polen. Der Hafen Hamburg war hiervon besonders betroffen. Besser entwickelten sich hingegen die  Containerverkehre mit Großbritannien und den Niederlanden, besonders vor dem Hintergrund neuer Verkehre des Jade-Weser-Ports. Positiv entwickelten sich auch die KSSV mit Ro-Ro-Schiffen, bei denen die Ware über Laderampen an Bord kommt. Sie haben gegenüber 2014 um 0,3 Prozent auf zwei Millionen Einheiten zugelegt.

Weniger unbegleitete Trailer unterwegs

Dabei stieg die Zahl der umgeschlagenen Lkw (1,48 Millionen Einheiten) um etwa ein Prozent auf 15.300 Lkw. Die Zahl der unbegleiteten Trailer sank um 1,7 Prozent (9.200  Trailer) auf 0,52 Millionen Einheiten. Die wichtigsten Staaten im deutschen Ro-Ro-Verkehr waren 2015 Schweden, Dänemark und Finnland.

Mit rund 785.800 Einheiten wurden 2015 im Ro-Ro-Verkehr mit Schweden von allen Staaten die meisten Lkw (75 Prozent) und Sattelauflieger (25 Prozent) befördert. Das mit Abstand höchste Aufkommen zeigte sich auf der Relation Lübeck-Travemünde–Trelleborg, gefolgt von Rostock– Trelleborg. Während aber die mit sechs Stunden Fahrtzeit relativ kurze Ro-Ro-Verbindung ab Rostock deutlich zulegte, mussten die Seehäfen Sassnitz, Lübeck-Travemünde und Kiel im Schwedenverkehr Rückgänge hinnehmen.

Verkehr über Öresundbrücke nimmt stark zu

Erneut zugelegt hat auch die alternative Route über die Öresundbrücke zwischen Dänemark und Schweden, die 2015 insgesamt 448.800 Lkw aller Größenklassen (plus 6,3 Prozent) nutzten. Bereits 2013 und 2014 hatte es bei dieser festen Querung Zuwachsraten von 8,8 beziehungsweise 5,2 Prozent gegeben.

Im Ro-Ro-Verkehr zwischen deutschen und dänischen Seehäfen wurden im vorigen Jahr 562.00 Ladungsträger befördert, 24.100 Einheiten (4,5 Prozent) mehr als 2014. Dabei stieg das Ro-Ro-Aufkommen sowohl auf der 45-minütigen Verbindung Puttgarden–Rødbyhavn als auch auf der zweistündigen Relation Rostock–Gedser, wobei auf beiden Verbindungen fast ausschließlich Lkw mit Fahrer befördert wurden.

437.000 Lkw auf der Vogelfluglinie

Viele Transportunternehmen nutzten die beiden Fähren auch in Kombination mit der 20-minütigen Fährverbindung Helsingør  (Dänemark)–Helsingborg (Schweden). Auf der sogenannten Vogelfluglinie zwischen Puttgarden und dem dänischen Rødbyhavn stieg die Zahl der beförderten Lkw um 3,3 Prozent (13.900 Fahrzeuge) auf 437.900 Lkw. Die Fähren verkehrten "bis zu 47 Mal täglich", heißt es. Der Ro-Ro-Verkehr zwischen deutschen und finnischen See­häfen erhöhte sich um 0,9 Prozent auf 295.000 Einheiten.

Wegen der langen Fahrtdauer wurden hier zu 90 Prozent unbegleitete Sattelauflieger transportiert und nur zehn Prozent Lkw mit Fahrer. Dagegen ist der Ro-Ro-Verkehr zwischen deutschen und russischen Häfen eingebrochen. Mit nicht einmal 7.200 beförderten Lkw und Trailern ist das ein Minus von 52 Prozent. Nicht ganz so drastisch, aber immer noch sehr deutlich zeigten sich die Rückgänge auf den Relationen mit Lettland (minus 29,3 Prozent) und Estland (minus 19,6 Prozent), während es im Verkehr mit Litauen leichte Zuwächse (plus 0,3 Prozent) gab.

Russland-Verkehr halbiert

Ob und in welchem Umfang die genannten Aufkommensrückgänge im Zusammenhang mit den neuen SECA-Umweltvorschriften stehen, nach denen Schiffskraftstoffe in Nord- und Ostsee seit Januar 2015 nur noch einen Schwefelanteil von maximal 0,1 Prozent aufweisen dürfen, lässt sich nach Auffassung des BAG "derzeit noch nicht abschließend beurteilen". Allerdings hat sich durch den erforderlichen Umstieg von Schweröl auf schwefelarmen Marinediesel das Kostenverhältnis der Seeschifffahrt zum gewerblichen Straßengüterverkehr – bezogen auf die Kraftstoffe – deutlich verschlechtert. Dies auch, weil der Durchschnittspreis für Diesel im europäischen Straßengüterverkehr 2015 um 22,4 Prozent sank (ohne Steuern), der für schwefelarmen Marinediesel dagegen lediglich um 1,1 Prozent.

Neue Geschäftsstelle für SSS

Im Bundesverkehrsministerium sieht man den Kurzstreckenseeverkehr dennoch als "unterschätzten Leistungsträger". Um seine Vorteile, vor allem seine Einbindung in wirtschaftlich interessante intermodale Trans­port­lösun­gen, transparenter zu machen, haben Bund und mehrere Länder das "Short Sea Shipping Inland Waterway Promotion Center" (SPC) für Verlader und Logistikdienstleister gegründet.

Auf seiner Homepage heißt es unter anderem: "Wir sind Verlagerer. Wir bringen Ihre Güter weg von der Straße." Das SPC sei eine neutrale Non-Profit-Beratung, die detaillierte Logistikkonzepte erarbeite. Die Beratungsangebote für Verlader und Logistikdienstleister sind nach eigenen Angaben kostenfrei. "In allen Projekten verhält sich das SPC anbieterneutral", wirbt das SPC. Projektanfragen würden vertraulich behandelt.
Die SPC-Geschäftsstelle ist im Bundesverkehrsministerium angesiedelt.

Weitere Informationen unter: www.shortseashipping.de

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