René Reinert im Porträt Fokus auf die nächste Kurve

Foto: Matthias Rathmann 5 Bilder

Mit 19 Jahren Unternehmer, mit 40 Rennfahrer – Langeweile kennt René Reinert nicht. Nach der Wende hat er in der Lausitz erfolgreich seine eigene Firma aufgebaut.

Dieses Wochenende auf dem Nürburgring ist alles andere als entspannend für René Reinert. Neben den sogenannten Taxifahrten im Renntruck für Presse und Kunden hat er allein am Donnerstag im Rahmen des Truck-Grand-Prix die Trainingsläufe für die FIA-Meisterschaft der Renn-Lkw und für den ADAC Mittelrein Cup zu absolvieren. Dazwischen schnell einen Schluck Wasser gegen die Hitze, die Fahrer und Fahrzeug zusetzt. Kurze Absprachen mit seinen Teamkollegen. Nach den Trainingsläufen stehen abends Gespräche mit Kunden und Fans an. Und das alles nach einer mehr oder minder durchwachten Nacht in einem zu lauten Hotelzimmer.

"Es macht einen Riesenspaß"

Mitleid ist nicht angebracht. "Es macht einen Riesenspaß", sagt er und erzählt begeistert von der Herausforderung, ­sowohl körperlich als auch mental, die das Fahren in seinem MAN TGS 2014 mit einer Leistung von 1.150 PS unter der Motorhaube darstellt. Konzentriert und schnell zu fahren, "das Auto zu fühlen, sich nach vorne zu tasten – und sich dann ­später über ein gutes Ergebnis zu freuen".

Mit 40 beginnt Reinert seine Motorsportkarriere

Erst 2012 hat er mit 40 Jahren seine Motorsportkar­riere begonnen. Über den Kontakt mit dem Rennfahrer-Ass Jochen Hahn kam es bei einer Rennveranstaltung im tschechischen Most zu einer ersten Mitfahrt im Lkw. "Ich war ­perplex", beschreibt Reinert seine Gefühle, als er erstmals selbst am Steuer eines Renn-Kolosses saß. Inzwischen ist das Team Reinert Racing das dritte Jahr dabei. Bedeutendster Rang in der Rennsaison 2013 war der 9. Platz bei der FIA-Truck-Race-EM, auch 2014 will Reinert unter den Top Ten der Truck-Sport-Elite landen.

"Man muss sich fokussieren können"

Die Parallelen zwischen seine Rennsport-Laufbahn und seiner beruflichen Karriere zu ziehen, fällt nicht schwer. "Beides braucht die gleichen persönlichen Attribute: Man muss sich fokussieren können und Prioritäten setzen – Gedan­kenhygiene ist im Rennsport sehr wichtig. Auch als Unter­nehmer darf ich mich nicht durch E-Mails, Telefonate und ­Meetings von Entscheidungen ablenken lassen", sagt Reinert und setzt fort: "Ebenso wichtig wie mein Team im Rennsport sind meine Mitarbeiter im Unternehmen." Wobei sich das Team, das ihn bei den ­diversen Rennen in ganz Europa unterstützt, zum Großteil aus den Mitarbeitern seines Unternehmens Reinert Logistik rekrutiert. "Natürlich ist ein Podiumsplatz toll und motiviert, aber wichtig ist uns, gemeinsam Spaß zu haben."

Reinert beschäftigt knapp 1.000 Mitarbeiter

Knapp 1.000 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen heute, das Niederlassungen in Berlin, Kerpen, Heilbronn und Leipzig hat. 2015 soll ein ­weiterer Standort hinzukommen, "Hannover oder Hamburg oder Bremen", sagt der Unternehmer. Firmensitz ist der Ort Schleife in der Lausitz. Hier hat René Reinert 1990 mit knapp 19 Jahren sein Unternehmen gegründet. Die Eltern Reinert bürgten für einen Kredit, der den Kauf eines eigenen Nutzfahrzeugs ermöglichte: "Ein Magirus-Deutz-Zweiachskipper Baujahr 1968, Radlager und Minibagger", erinnert sich Reinert an seine Geschäftsgrundlage.

Schwerpunkt Schüttgüter

Der Schwerpunkt Schüttgüter erwies sich als Glücksgriff im Aufbau Ost. Bald kamen Transporte vor allem für die Baustoffindustrie hinzu, später die Handelslogistik. Heute hat das Unternehmen eine Flotte von mehr als 600 Fahrzeugen, darunter 180 Kipper beziehungsweise Fahrzeuge für Schüttgut. In der Handelslogistik zählt Reinert auch die ganz Großen zu seinen Kunden wie neuerdings Kaufland.  Für das Handelsunternehmen übernimmt Reinert seit diesem Jahr ab dem Lager Lübbenau die Belieferung von 40 Filialen im Raum Berlin/Brandenburg. Große Wachstumschancen biete außerdem der Kühlbereich, den das Unternehmen seit einigen Jahren abdecke.

200 neue Lkw für die Reinert-Flotte

"Wer zu zaghaft ist, hat bereits verloren." Das gilt wohl nicht nur auf dem Rennparcours. Dieses Jahr kommen 200 neue Lkw in die Reinert-Flotte. "Investitionen müssen sein, auch in schlechten Zeiten", sagt der Unternehmer, "der Wandel in der Branche ist so extrem, dass man sich immer wieder neu erfinden muss. Unser Markenzeichen ist daher auch, dass wir uns mit Standards nicht zufrieden geben."

Tankvolumen auf 500 Liter verkleinert

Das trifft vor allem beim Punkt Kosten optimieren und einsparen zu. Reinert nennt einige Beispiele. Bei allen Reinert-Fahrzeugen wurde das Tankvolumen auf 500 Liter verkleinert. Gekauft werden nur noch mittlere Fahrerkabinen. Zudem favorisiert der Unternehmenschef die leichteren Auflieger des Herstellers Dinkel. Alles zusammen bringe einen Nutzlastvorteil von fast zwei Tonnen. Daneben setzt er auf den Einsatz eines Telemetriesystems für einen Fahrstilvergleich der Fahrer – "ein wichtiges Werkzeug für eine wirtschaftliche Fahrweise".

Freude am Fahren

Weniger  um Sprit sparen als vielmehr um die Freude am Fahren geht es im Reinert-Geschäftsbereich Adventure: Buggy- und Quadtouren, Fahrten mit Renntruck oder Rally-Truck, mit dem Trike, ­einem Renn-Porsche oder einem US-Truck sind im Angebot. Die Rennaktivitäten finden auf dem Lausitzring statt, die Fahrten mit den geländegängigen Fahrzeugen in einem ehemaligen Braunkohletagebau. Durch das Gelände, das sich in der Nähe einer "Western-Ranch" von Reinert befindet, ist der Unternehmer nach eigenen ­Angaben vor zehn Jahren erstmals auf die Idee zu Charterfahrten mit Quad, Buggy und Co. gekommen. »Als Unternehmer soll man ja nicht nur allein auf ein Pferd setzen«, sagt Reinert. Statt dessen wagt er sich auch aufs Eis – als Hauptgesellschafter der Eishockey-Mannschaft der Lausitzer Füchse. Seine Geschäftsidee hier: Fans können sich als Co-Trainer für ein Spiel einbuchen.

"Fokus auf die nächste Kurve"

Fokussieren will er sich hingegen im Truck Sport. Dieses Jahr nimmt er zum letzten Mal am ADAC Mittelrhein Cup statt. Das Fahrzeug soll dann nächstes Jahr mit einem Fahrer in die FIA-Racetruck-Liga wechseln und somit das Team Reinert Racing ergänzen. Für das noch laufende Rennjahr hat er sich keine bestimmte Platzierung als Ziel gesetzt. "Ich habe immer nur den Fokus auf die nächste Kurve."

Den Truck-Grand-Prix 2014 hat er übrigens mit einer durchwachsenen Bilanz beendet. In einem Rennen holte er vom 21. auf den 8. Platz auf, in zwei ­weiteren ­hatte er einen Crash und konnte sie deshalb nicht abschließen. "Abgeschossen" nennt sich so etwas. Reinert gibt sich gelassen: "Sportlich war das Ergebnis nicht so toll, aber den Fans hat es gefallen."

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