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Problem Schnittstelle Alles fließt – außer den Daten

Lkw und Pkw auf einer Autobahn Foto: Alev Atas/ETM

Panta rhei, alles fließt, behaupteten schon die spätantiken griechischen Philosophen als Metapher für die Dynamik von Handlungen, die miteinander in Bezug stehen. Nun, die Daten in der Logistikprozesskette können sie damit nicht gemeint haben.

Panta rhei, alles fließt, behaupteten schon die spätantiken griechischen Philosophen als Metapher für die Dynamik von Handlungen, die miteinander in Bezug stehen. Nun, die Daten in der Logistikprozesskette können sie damit nicht gemeint haben, denn von Fluss kann da selbst heute nicht die Rede sein. In einer kürzlich veröffentlichten Studie haben die Universität Würzburg und die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig untersucht, wie es im Vorfeld von Industrie 4.0 um die Vernetzung der IT-Systeme in der Supply Chain steht.

Weniger als ein Drittel (28,4 Prozent) der befragten Unternehmen aus Industrie, Dienstleistung und Handel gaben an, in der Supply Chain über eine durchgehende elektronische Verbindung mit Weiterverarbeitung im System des Partners zu verfügen.

Verbindungen sind meist nur eins zu eins

Bei genauer Beleuchtung ist hier oft eine Eins-zu-eins-Verbindung zu genau einem vor- oder nachgelagerten Prozessbeteiligten gemeint. Von einem flüssigen Datenstrom zwischen Hersteller, Logistikdienstleister, Transporteur und Empfänger einer Ware sind wir noch weit entfernt. Das heißt nun nicht, dass überall nur mit Papier, Bleistift und einer ­Excel-Datei gearbeitet wird.

Nein, dedizierte IT-Systeme für spezielle Aufgaben entlang der Supply Chain gibt es in Hülle und Fülle, die Kürzel ERP, TMS, WWS beispielsweise sind Beleg dafür. Doch leider sind es oftmals, wie die Studie aus Würzburg und Leipzig zeigt, nur Insellösungen. Woran es mangelt, sind offene, standardisierte Schnittstellen zwischen den Systemen.
Man stelle sich nur einmal vor, die Kombination aus Stecker und Steckdose elektrischer Hausgeräte sei nicht standardisiert. Der Anschluss eines neuen Küchenmixers an die häusliche Energieversorgung wäre eine Heraus­forderung. Undenkbar, aber in der Transportlogistik noch immer an der Tagesordnung.

Diese Situationsbeschreibung gilt ja nicht nur für die reinen Logistik-IT-Systeme, sondern auch für die vielen elektronischen Helfer rund um die Logistik. Diverse Systeme wie elektronische Steuergeräte und Sensoren im Fahrzeug für Navigation, Verkehrsinformation, Werkstattplanung sowie Arbeits- und Lenkzeiterfassung für den Lkw-Fahrer erfassen und verarbeiten Daten für ganz spezifische Zwecke.

Diese Daten können jedoch auch an ganz anderen Stellen im Logistikprozess von Nutzen sein. So hängt zum Beispiel die Disposition eines eiligen Transports von vielen Einflussparametern ab: Die Verfügbarkeit eines Fahrzeugs, die verbleibende Restlenkzeit des Fahrers oder die Stausituation auf der Strecke sind wertvolle Informationen, die ein Dispositionssystem von anderen IT-Systemen erhalten könnte, sofern geeignete Schnittstellen zur Datenübergabe vorhanden wären.

Erster Schritt ist getan

Als Spinne im Netz verschiedener Informationsquellen hat sich die Telematik etabliert, die es primär als ihre Aufgabe versteht, Informationen zwischen Fahrzeug, Fahrer und den IT-Prozessen beim Fahrzeugbetreiber auszutauschen. Fahrzeugseitig gibt es nun immerhin den FMS-Standard, der die Vernetzung der Telematik mit den Fahrzeugsystemen ermöglicht. Ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung.

Doch wie sieht es auf der anderen Seite, bei der Anbindung der Telematik an die TMS-/ERP-Welt aus? Bisher finden sich dort nur Schnittstellen, die in einer Vielzahl einzelner Integrationsprojekte entstanden sind. Ein allseits anerkannter, gemeinsamer Industriestandard fehlt an dieser Schnittstelle.

Natürlich sind hier Software-Standards wie etwa XML im Einsatz, doch die gemeinsame, industrieweite Definition von Datenumfängen, -inhalten und -formaten steht noch aus. Daher soll an dieser Stelle der Appell an Logistiker und Telematiker gehen: Lernt von den sozialen Medien, setzt euch endlich zusammen und definiert die gemeinsame „Logistik-Cloud“, in die alle Logistik-­Stakeholder ihre jeweiligen Prozessdaten eintragen und sich an anderen benötigten Daten bedienen dürfen, um die eigenen Prozesse zu optimieren. Die damit verbundenen Fragen des Datenschutzes und der Geschäftsmodelle bekommen wir dann auch gelöst, wenn alle an einem Strang ziehen.

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