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Planung So findet der Müll seinen Weg

Foto: MM-Lab

Der Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier steuert seine Fahrzeuge über eine maßgeschneiderte Telematiklösung. Partner ist das IT-Haus MM-Lab.

Die Anforderungen von Entsorgern an Telematiklösungen sind klar gesteckt: Effizienzsteigerung, Reduzierung der Tonnenkilometer, bessere Nachweisbarkeit der Servicegüte sowie die Vermeidung von Medienbrüchen. So sah es auch beim Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART) aus. Die Körperschaft des öffentlichen Rechts ist für die Abfallentsorgung in der Stadt Trier sowie im gesamten Landkreis Trier-Saarburg zuständig. Bei ART sind 180 Mitarbeiter beschäftigt, die 246.000 Einwohner in dem rund 1.200 Quadratkilometer großen, sowohl städtisch als auch ländlich geprägten Gebiet betreuen. Die Aufgabenstellung ist klar definiert: Die Abfälle sollen straßenweise abgeholt werden. Als Grundlage dienen Tourenpläne, die die Reihenfolge vorgeben. "Dabei geht es nicht um den Hausmüll. Diese Touren plant man einmal, da sie sich normalerweise nicht verändern", sagt Volker Braun, Abteilungsleiter beim IT-Systemhaus MM-Lab, das sich beim Verband ART um eine maßgeschneiderte Telematiklösung kümmerte.

Abfallentsorgung auf Abruf

Vielmehr gehe es um die Abfallentsorgung auf Abruf. Oder anders ausgedrückt: Die Mitarbeiter erfassen die Aufträge für Sperrmüll-, Elektroaltgeräte- sowie Grünabfall in ihrem eigenen System. In dieser Auftragsverwaltung werden die Kundenaufträge bereits einem Abfuhrtag zugeordnet. Das Geografische Informationssystem (GIS) erstellt optimierte Entsorgungstouren. Das wiederum unterstützt ein mobiles Telematikmodul namens Tourführung, welches die Navigation darstellt. Auch das Abholen von gefährlichen Abfällen, umgangssprachlich Sondermüll genannt, erfolgt auf Anfrage. Allerdings wird dort der Abholtermin erst zu einem späteren Zeitpunkt vereinbart. Die Adressen dieser Kunden stellt das GIS auf einer Karte dar. Mit dem Telematikmodul Grafisches Auftragsmanagement  fasst das System das Ganze schließlich zu Touren zusammen. Zu guter Letzt bekommt auch das Problemmüllfahrzeug das Modul Tourführung mit auf den Weg. MM-Lab verpasste allen Entsorgungsfahrzeugen das Telematikmodul Ortung. Dies ermöglicht es, dass die Disponenten die Lkw zeitnah am Bildschirm verfolgen können. Mit einem elektronischen Fahrtenbuch melden sich die Fahrer mit ihrer persönlichen Kennung am Bordrechner an. Das wiederum zeigt dem System, dass das fragliche Fahrzeug benutzt wird. Damit die Auftragserfassung, in der auch die Call-Center-Mitarbeiter sitzen, sowie die Telematik sinnvoll interagieren, haben die Entwickler von MM-Lab eine Schnittstelle realisiert. Dadurch ist der Auftragsstatus aller Touren ersichtlich. "Das hat den Vorteil, dass Kundenanfragen nun sofort und kompetent beantwortet werden können", sagt Braun. Beschwert sich etwa ein Kunde, dass ein Container nicht geleert wurde, reicht ein Blick, um herauszufinden, dass dieser etwa zum fraglichen Zeitpunkt zugeparkt war. "Früher musste man die Anfragenden immer vertrösten und auf die Rückkehr des Fahrers warten", sagt der Experte von MM-Lab. 

Fahrer können vor Ort an ihren Bordcomputer gehen

Heute können die Fahrer von ART direkt vor Ort an ihrem Bordcomputer eingeben, ob der Auftrag so erfüllt werden konnte. War dies nicht oder nur teilweise der Fall, geben sie den Grund hierfür an. Auch beim Feststellen von Unregelmäßigkeiten ist die Telematik beteiligt. Entsprechende Interfaces an den Schüttungen der Lkw entdecken etwa Metall im Grüngut. Die Tonne bleibt ungeleert stehen. Wobei das System automatisch den Grund speichert und an die Zentrale übermittelt.  Ebenso gibt es ein Wiegesystem, falls dies für die Abrechnung der einzelnen Leerungen seitens des Entsorgers gewünscht ist. Doch zurück zu den Fehlern. Die häufigsten Probleme sind bereits hinterlegt und mittels Klick auswählbar. Für alle weiteren Unwägbarkeiten haben die Programmierer von MM-Lab zudem ein Freitextfeld integriert. Die so gesammelten Informationen gehen dann per Mobilfunk zeitnah an die Zentrale. Die Fahrtrouten werden -zentral optimiert und direkt auf die Fahrzeugrechner übertragen.

Der Fahrer sieht die Route samt Ausnahmeregelungen

Der Fahrer sieht die Route inklusive aller Ausnahmeregelungen, etwa die Lkw-Abmessungen betreffend. "Dennoch zeigt die Erfahrung, dass die Kartendaten nur zu etwa 90 Prozent stimmen. Daher ist es wichtig, dass sie editierbar sind", sagt Braun.  Gerade im Hinblick auf die Geokoordinaten ist dies wichtig, weil die Abfalleimer und -container oftmals nicht am Gebäudeeingang stehen. Die einmal vorgenommenen Korrekturen übernimmt das System, sodass der Fehler nicht erneut auftritt. Der Dialog zwischen Disponent und Fahrer trägt auch dazu bei, dass es die von früher bekannten Spannungen nicht mehr gibt. "Streitpunkte wie immer wiederkehrende unrealistische Fahrtrouten gehören der Vergangenheit an", sagt Braun.

Die Tour wird bei Stau neu berechnet

Natürlich sei das System aber auch so flexibel, dass wenn der Fahrer aufgrund eines Staus oder einer Sperrung von der ursprünglichen Tour abweichen müsse, diese einfach neu berechnet werde. Der Auftragsstatus und die gesammelten Tourdaten gehen in Echtzeit in die Zentrale zurück und stehen der Disposition grafisch und in einer Datenbank zur Nachbearbeitung oder für Reports und Statistiken zur Verfügung. Auch an anderer Stelle zeigt sich die Lösung von MM-Lab flexibel. Zwar schlägt das System im Tourenplanungsmodus dem Disponenten eine optimierte Auftragsreihenfolge und die zugehörige Fahrtroute vor. Diesen Vorschlag kann der Disponent allerdings an die jeweilige Situation anpassen. Die Reihenfolge wiederum kann er nach seiner manuellen Anpassung erneut optimieren. Die Forderungen nach höherer Effizienz, weniger Tonnenkilometern sowie nach einer Qualitätsverbesserung seien bei ART damit nicht nur eingetreten, sondern sogar nachweisbar, -bilanziert Braun.

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David Keil, Berater und Projektmanager Logistiksoftware und Telematiksysteme David Keil Berater Logistiksoftware und Telematiksysteme
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